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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Fassade verbarg. In ihrer Fantasie erschien ein unerwünschtes erotisches Bild von seiner Hand, die sich ausstreckte und das Oberteil ihres Kleids nach unten zerrte. Nur eine Sekunde lang schwebte die Vision vor ihrem geistigen Auge. Aber die Wirkung war fast unerträglich und erfüllte ihren Körper mit Hitze, dann mit Selbstverachtung.
    Er grinste und schien ihre Gedanken zu lesen. Plötzlich hörte sie ein klopfendes Geräusch und sah ihn mit einem Motorradstiefel gegen einen alten kleinen Lederkoffer treten, der am Schreibtisch lehnte.
    »Wissen Sie, was ich da drin habe?«, fragte er. Mit funkelnden Augen schaute er sie an, wie ein Apachenkrieger, der sie skalpieren wollte. Unfähig ihren Blick von ihm abzuwenden, schüttelte sie den Kopf. »In diesem Koffer verwahre ich den Schlüssel zu einer neuen Gesellschaft.«
    »Ich – ich verstehe nicht ...« Seit den ersten paar Jahren nach ihrer Entführung hatte sie nicht mehr gestottert. Versuchte ihr Unterbewusstsein, Warnsignale zu funken?
    Völlig unerwartet nahm sein Lächeln charmante, jungenhafte, entwaffnende Züge an. Er griff nach dem Koffer, legte ihn auf den glänzend polierten Schreibtisch und ignorierte die sorgsam geordneten Papiere, die herunterflatterten. »Da drin habe ich die Erfindung des Rads«, erklärte er und tätschelte das zerkratzte Leder, »die Entdeckung des Feuers, die erste Dampfmaschine. Und die Entkörnungsmaschine für Baumwolle. Außerdem die Genies Edison, die Wright-Brüder, Einstein und Galileo. Die gesamte verdammte Zukunft der Welt!«
    Nur vage registrierte Susannah den Fluch, der den enthusiastischen, mysteriösen Wortschwall begleitete.
    »Der letzte Schritt ins Neuland«, fuhr er fort. »In Alaska haben wir Apartmenthäuser gebaut, McDonald’s ist bis nach Afrika vorgedrungen. China verkauft Pepsi. Alte Damen mit blauen Löckchen buchen Wochendausflüge in die Antarktis. Nur ein einziges unbekanntes Gebiet ist noch übrig, und das habe ich erobert.«
    Sie bemühte sich, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen, um nicht zu verraten, was sie dachte. Doch das misslang ihr gründlich.
    Nun kam er näher. Dicht vor ihr blieb er stehen. Auf ihrer Wange spürte sie die Vitalität seines warmen Atems und wollte ihn in ihren eigenen Lungen festhalten – nur für einen kurzen Moment, um all diese geballte Energie zu spüren.
    »Das Grenzland des Geistes«, flüsterte er. »Etwas anderes gibt es nicht mehr. Genau das steckt in diesem kleinen Koffer.«
    Wie gelähmt stand sie da. Und dann erreichten seine Worte allmählich den logischen Teil ihres Gehirns. Endlich merkte sie, dass er sie zum Narren hielt. Einerseits war sie wütend, andererseits fühlte sie sich betrogen. »Sie sind ein Vertreter«, warf sie ihm vor, überwältigt von der irrationalen Erkenntnis, dass ihr ein heller, glänzender Stern aus den Fingern gerissen wurde.
    Nur ein simpler Vertreter. Und sie hatte sich die ganze Zeit von diesem Blender hinters Licht führen lassen.
    Da brach er in Gelächter aus. Das klang so jugendlich, voller Überschwang, ganz anders als das gedämpfte maskuline Lachen, an das sie gewöhnt war. »So könnte man’s nennen. Ich verkaufe einen Traum, ein Abenteuer, eine neue Lebensart.«
    »Mein Vater braucht keine weiteren Lebensversicherungen«, erwiderte sie und freute sich über den bissigen, sarkastischen
Klang ihrer Antwort. Nur ganz selten war sie sarkastisch, weil ihr Vater das nicht billigte.
    Eine Hüfte an die vordere Schreibtischkante gelehnt, kreuzte er die Fußknöchel und lächelte sie an. »Sind Sie verheiratet?«
    Die Frage überraschte sie. »Nein, ich – bin verlobt. Eigentlich geht Sie das nichts an, oder?« Für dieses Gestotter gab es keinen Grund. Seit so vielen Jahren meisterte sie schwierige Situationen, und ihr unbeholfenes Benehmen irritierte sie. Entschlossen verbarg sie ihr wachsendes Unbehagen hinter feindseligem Eis. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Mister ...«
    »Gamble. Sam Gamble.«
    Ein perfekter Name für einen Betrüger, dachte sie. »Vermutlich werden Sie es nicht schaffen, auch nur in die Nähe meines Vaters vorzudringen. Er macht sich ziemlich rar. Aber bei FBT gibt es andere Leute ...«
    »Die kenne ich schon. Lauter Nullen. Hohlköpfe in dreiteiligen Anzügen. Deshalb habe ich mich heute Abend zu Ihrer Party eingeladen. Ich muss mit Ihrem Alten persönlich reden.«
    »Im Augenblick kümmert er sich um seine Gäste.«
    »Wie wär’s, wenn Sie mir einen Termin am Montag verschaffen? Sind

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