Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Geld, keinen eindeutigen Markt für ihren Computer, keine Erfahrung.
Außerdem fehlte Sam, seinem Freund Yank und ihr selbst ein College-Abschluss. Und so schlingerte alles auf einen Misserfolg hin. Sie las Berichte über Risikokapitalgeber – jene einzigartigen Persönlichkeiten, die ein Vermögen machten, indem sie riskante neue Firmen finanzierten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich irgendein respektabler reicher Geschäftsmann für ein Unternehmen interessieren würde,
das drei Leute in einer Garage neben einem Pretty Please Beauty Salon betrieben.
Jeden Abend, während die Männer arbeiteten, saß sie auf dem alten geblümten Sofa in der Garage und kämpfte sich durch ein geschäftliches und wirtschaftliches Fachbuch nach dem anderen. Gelegentlich brauchten die beiden ein paar hilfreiche Hände, und sie wurde aufgefordert, ein Ersatzteil zu holen oder die Lampe zu justieren. Wann immer Yank etwas von ihr wollte, nannte er sie Sam. »Gib mir den Pullover, Sam!« Oder: »Sam, wie wär’s mit ein bisschen mehr Licht?«
Die ersten Male hatte sie ihn verbessert. Aber beim Anblick seiner verständnislosen Miene hatte sie es schließlich aufgegeben. Die schlichte Tatsache, dass sie existierte, schien er nicht zu begreifen, geschweige denn den festen Platz, den sie seit neuestem in seinem Leben einnahm. Nie zuvor war ihr ein so sonderbarer Mensch begegnet. Weil er völlig in seiner Arbeit aufging, bewohnte er halt eine andere Dimension der Realität als normale Leute.
Eine weitere Woche verstrich. Am nächsten Tag sollten die fertigen Platinen mit den gedruckten Schaltkreisen geliefert werden, und sie besaßen genug Geld, um dafür zu zahlen. Doch das war auch schon alles. Woher sollten sie die paar tausend Dollar nehmen, die sie brauchten, um das Material für vierzig Single-Bord-Computer zu kaufen? Da Sam keine Sicherheiten vorzuweisen hatte, würden ihm die Lieferanten die Schulden nicht stunden, und die Banker redeten nicht mal mit ihm.
»Lauter Idioten!«, beklagte er sich bei Susannah. Aufgebracht tigerte er in der Garage auf und ab. »Meinst du, die würden eine gute Idee bemerken, wenn sie ihnen mitten auf den Kopf fällt? Garantiert nicht!«
Es war nach Mitternacht, und sie fühlte sich erschöpft. Trotzdem versuchte sie, ihm die Realität der Situation zu erklären.
»Sam, du darfst wirklich nicht erwarten, dass sie dir Geld leihen. Abgesehen von den mangelnden Sicherheiten – sobald sie dich anschauen, halten sie dich für einen ausgeflippten Harley-Typen.«
Ungeduldig fuhr er mit allen zehn Fingern durch sein Haar. »Fang nicht schon wieder mit dieser spießigen Scheiße an, okay? Dafür bin ich nicht in der richtigen Stimmung.«
Der unfaire Angriff tat ihr weh. Aber weil sie nicht wusste, wie sie sich verteidigen sollte, zog sie sich in ein Schneckenhaus zurück. Während sie nach einem Buch über Produktionseffizienz griff, bemühte sie sich, Sams Verhalten zu entschuldigen. Er arbeitete so hart. Im Grunde wollte er sie gewiss nicht attackieren. Vor ihren Augen verschwammen die Zeilen, die sie las. Unentwegt musste sie an den Abend auf dem Spielplatz denken, wo Sam gefragt hatte, ob sie mutig genug sei, um sich zu beweisen. Besaß sie genug Courage, um sich zu behaupten? Oder würde sie bis zu ihrem letzten Atemzug zustimmend nicken, wenn die Männer in ihrem Leben diesen oder jenen Standpunkt vertraten?
Nach kurzem Zaudern klappte sie das Buch zu. »Wir sollten uns an der Realität orientieren, an der Welt, so wie sie ist – nicht an deinem Wunschbild.« Bedauerlicherweise klang ihre Stimme nicht so entschieden, wie sie es beabsichtigte, sondern eher zögerlich.
Sam fuhr herum. »Was soll denn das heißen?«
»Dass der äußere Schein wichtig ist. Mir gefällt es, wie du aussiehst und wie du dich anziehst. Ich liebe dein Haar. Weil es zu dir gehört. Aber hartgesottene Geschäftsleute schwärmen leider nicht für Nonkonformisten.«
Verächtlich kräuselte er die Lippen, die sie an diesem Morgen so leidenschaftlich geküsst hatten. »Der äußere Schein ? Reine Scheiße, Suzie. Der bedeutet gar nichts. Nur auf Qualität kommt’s an. Auf Ideen. Und harte Arbeit.«
In ihrem Gehirn begannen Alarmglocken zu schrillen, und ihr Magen krampfte sich zusammen, auf mittlerweile vertraute Weise. Doch sie zwang sich, auf ihrer Meinung zu beharren. »Die meisten Geschäftsmänner achten nun mal auf Äußerlichkeiten.«
»Vielleicht in dieser heuchlerischen FBT-Welt. Damit will ich nichts
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