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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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in dieser verhalten sollte, wusste sie beim besten Willen nicht.
    Yank starrte sie immer noch an. Irgendetwas musste sie tun. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, näherte sie sich im Rückwärtsgang der Wohnzimmertür, den Topflappen über dem Venusberg, so dass sie Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies gleichen musste. Als sie am Herd vorbeikam, verdeckte ihr Körper sekundenlang das Neonlicht über dem Herd, und die Reflexion in den Brillengläsern erlosch.
    Da zeigten sich seine Augen – völlig leer. Vor lauter Verblüffung blieb sie stehen und musterte ihn etwas gründlicher. Noch nie hatte sie so blicklose Augen gesehen. Sie trat noch einen Schritt zur Seite. Statt den Kopf zu bewegen, betrachtete Yank unverwandt einen mysteriösen Punkt zu ihrer Linken. Unglaublich ... Was für ein Mann war das? Zögernd senkte sie den Topflappen.
    Beinahe hätte sie gelacht. Er sah sie nicht! Wieder einmal war Joseph »Yank« Yankowski so sehr in ein kompliziertes elektronisches Problem vertieft, dass er nicht merkte, was rings um ihn geschah – dass er nicht einmal eine nackte rothaarige Frau wahrnahm, die direkt vor ihm stand.
    Sie lief aus der Küche und schloss sich im Bad ein. Zum ersten Mal seit Wochen brach sie in herzhaftes Gelächter aus.
    Joseph »Yank« Yankowski stand immer noch in Angela Gambles Küche, vor der offenen Kühlschranktür, genauso reglos wie zuvor. Nur seine Augen hatten sich verändert. Hinter den Brillengläsern waren die Lider zusammengekniffen, während in seinem Kopf zahllose, miteinander verbundene Nervenzellen hektisch vibrierten. Der Thalamus und der Hypothalamus, die zerklüftete mondförmige Masse des Hauptteils im Zwischenhirn und des darunter liegenden Teils – dies alles arbeitete in Yanks genialem Gehirn auf Hochtouren, um aus der Erinnerung jedes einzelne Mikron von Susannah Faulconers hellem nacktem Körper heraufzubeschwören.
     
    Obwohl sie schlecht geschlafen hatte, erwachte sie am nächsten Morgen frisch und munter. Die Begegnung mit Yank hatte sie amüsiert. Und die Konfrontation mit Sam machte ihr Mut. Wenn sich eine Frau in einem Streit mit Sam Gamble behaupten konnte, würde ihr alles gelingen. Sogar im Schlummer hatte ihr Verstand gearbeitet, und als sie unter der Dusche stand, glaubte sie wieder die Stimme zu hören, die ihr in einem Traum zugeflüstert hatte: Der äußere Schein ist wichtig – sehr wichtig.
    Kurz nach acht kam Sam in die Küche. Susannah hatte sich bereits angezogen und spülte das Geschirr vom Vorabend. Normalerweise hänselte er sie wegen ihrer Ordnungsliebe. An diesem Morgen hatte er keine Lust dazu. Sie fragte nicht, warum er so still war. In einer Stunde sollten sie die Leiterplatten mit den gedruckten Schaltungen abholen. Doch was nützten sie ihnen, wenn das Geld für die dazugehörigen Bestandteile fehlte?
    Sam nahm einen Karton mit Orangensaft aus dem Kühlschrank.
Ohne den Saft in ein Glas zu füllen, hielt er ihn an die Lippen. Susannah wischte den Rand des Spülbeckens mit einem Geschirrtuch ab. Dann hängte sie es gewissenhaft an einen Wandhaken. Der äußere Schein, sagte sie sich. Auf den kommt es an.
    Erst jetzt wandte sich Sam zu ihr und starrte sie an. »Warum hast du dich so herausgeputzt?«
    Sie trug Lederpumps mit Blockabsätzen und ein schwarzweiß kariertes Kostüm, das schon einige Jahre alt war und das sie nie besonders gern angezogen hatte. Aber es war von guter Qualität und das einzige korrekte Kleidungsstück, das Paige ihr mitgegeben hatte. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen Nackenknoten geschlungen und mit ein paar Nadeln aus dem Pretty Please Salon festgesteckt. Sam hatte erklärt, Yanks Maschine müsse ihr Mut machen. Nun war es an der Zeit, herauszufinden, ob das stimmte. »Auf deine Art haben wir’s lange genug versucht, Sam«, entschied sie. »Heute will ich’s auf meine probieren.«
     
    Das Spectra Electronics Warehouse war genau der Ort, den die meisten Frauen hassten – eine riesige Halle mit einem Betonboden und hohen Regalen voller elektrotechnischer Geräte und Schachteln, teilweise durch Drähte gesichert. Über die offene Decke zog sich ein Netzwerk aus Röhren und Neonlampen in kränklich gelber Farbe, dicke Kataloge mit Eselsohren stapelten sich neben einem langen, mit Marineflieger-Aufklebern gepflasterten Tresen. Die kalte Luft roch nach Metall, Plastik und Zigarettenstummeln. Hier unterschied sich alles so eklatant von Susannahs jahrelang gewohnter Umgebung, dass sie die Atmosphäre

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