Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Hauptrollen gespielt. »Wann wurde der Film gedreht?«
»Ich kann mir keine Jahreszahlen merken. Jedenfalls lernte ich Elvis schon viel früher kennen. Das muss – um 1951 gewesen sein. Ich fuhr mit einer Freundin nach Nashville. Damals wurde Elvis ›Hillbilly Cat‹ genannt, und er sollte gerade seinen ersten Plattenvertrag unterschreiben.
Hättest du ihn bloß gesehen! Jung und sexy, mit diesen schweren Augenlidern, das pomadisierte Haar nach hinten gekämmt ... Versteh mich nicht falsch, Suzie, ich war ein sittsames Mädchen. Jeden Sonntag ging ich zum Gottesdienst, und ich wollte sogar Nonne werden. Aber mit Elvis war’s irgendwie was Heiliges. Möchtest du ein hart gekochtes Ei in deinem Salat?«
»Ja, bitte«, antwortete Susannah zerstreut.
»Liebst du ihn wirklich?«
Susannah glaubte, Angela würde Elvis meinen, und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie merkte, dass wieder von Sam die Rede war. »Natürlich liebe ich ihn.«
»Aber ihr passt nicht zusammen.«
»Das weiß ich.«
»Nimm dich vor ihm in Acht, Suzie. Er ist – anders, denn er sieht die Welt nicht wie normale Menschen. Du bist so ein nettes Mädchen. Wenn er dich verletzen würde – das will ich nicht.«
Angelas Warnung beunruhigte Susannah. Doch sie verbannte ihr Unbehagen, als sie später in die Garage ging und Sam am Bestückungstisch sitzen sah. Allein schon sein Anblick vertrieb alle Bedenken.
Eine Zeit lang arbeiteten sie Seite an Seite, dann fragte sie, was sie von der Behauptung seiner Mutter halten sollte, er sei Elvis Presleys Sohn.
»Das ist gelogen«, erwiderte er brüsk. »Dieses Märchen hat sie nach ihrer Scheidung erfunden. Jedes Mal, wenn sie davon faselt, ändert sich die Story, und sie bringt ständig die Jahreszahlen durcheinander. Vergiss es einfach, okay? Darüber möchte ich nicht weiter reden.«
Susannah bedrängte ihn nicht. Irgendwann nach Mitternacht zog er sie in den Pretty Please Salon, und sie liebten sich auf dem Stuhl vor dem Haarwaschbecken. Erst danach wurde ihr bewusst, dass sie die Tür nicht versperrt hatten.
Aber das spielte wohl keine Rolle, weil Angela schon vor Stunden ins Bett gegangen war. Und Yank, der nach wie vor in der Garage herumtüftelte, zählte nicht. Wahrscheinlich würde er es nicht einmal merken, wenn sie es neben ihm auf einer Werkbank trieben.
12
»Jetzt amüsiert sich der Alte schon wieder mit seinem Spielzeug.«
Die beiden FBT-Gärtner – der eine klein und dick, der andere groß, dünn und drahtig – stützten sich auf ihre Schaufeln und schauten zu den sieben Brunnenobelisken hinüber, die sich im Teich des Faulconer-Schlosses spiegelten. Silbrig glänzend schossen die Fontänen empor. Dann sank eine nach der anderen in sich zusammen. Noch bevor die Wellen im Teich verebbten, hoben sich die Wassersäulen erneut.
»O Mann, wie gern hätte ich seinen Job!«, seufzte der Dicke, während sie beobachteten, wie die Brunnen abwechselnd sprudelten und versiegten. »Den ganzen Tag in einem klimatisierten Büro sitzen, Wasserspiele veranstalten und jedes Jahr zwei Millionen einfahren ...«
Die beiden begannen ein Beet umzugraben. Bald hielten sie erneut inne. Verblüfft spähten sie zum Teich hinüber. Statt im gewohnten regelmäßigen Auf und Ab sprudelten die Brunnen willkürlich und hektisch drauflos, ohne erkennbare Ordnung. Das hatten sie noch nie gesehen, und es wirkte fast unheimlich, wie sich das normalerweise glatte, nur sanft gewellte Wasser in ein schäumendes graues Chaos verwandelte.
»Offensichtlich ist der Alte schlecht gelaunt.«
»Warum sollte er? Scheiße, Mann, wenn ich so viel Geld hätte, würde ich auf den Straßen tanzen.«
Abrupt fielen die vier mittleren Wassersäulen in sich zusammen, als hätte eine Faust ins Zentrum der Schalttafel geschlagen. Eine Zeit lang schauten sich die Gärtner das Spektakel noch an, dann widmeten sie sich kopfschüttelnd wieder ihrer Arbeit.
Joel schwenkte seinen Drehsessel herum und kehrte dem Fenster den Rücken. So stolz war er auf die FBT-Brunnen gewesen ... Die Tasten der Schalttafel unter den Fingern, hatte er stets den Eindruck gewonnen, er würde alle Kontinente beherrschen, die seine schöne Obeliskenschar symbolisierte. Mit einer knappen Handbewegung erweckte er Europa zum Leben, Südamerika unterstand seinem Kommando, im Herzen seines mächtigen Imperiums pulsierte Nordamerika. Sogar Asien schien ihm zu gehorchen. Wie ein König hatte er sich gefühlt, wie der Herr dieser Welt.
Jetzt fühlte er sich
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