Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
bloß darauf hingewiesen und mir die Möglichkeit gegeben, deinen Irrtum zu berichtigen! Du warst nie perfekt, Susannah.«
»Das weiß ich, aber – ich dachte, ich müsste perfekt sein. Sonst würdest du mich nicht lieben. Dauernd fühlte ich mich verpflichtet, alles zu tun, was die Leute von mir erwarteten.«
»Nun, du hast eine ziemlich theatralische Methode gewählt, um das Gegenteil zu beweisen, nicht wahr?«, konterte er geringschätzig und ging zum Bestückungstisch. Geringschätzig fixierte er die verschiedenen elektrotechnischen Teile. Als er sich wieder zu Susannah umdrehte, nahm sein Gesicht noch härtere Züge an. »Nachdem du das wirkliche Leben eine Zeit lang ausprobiert hast, wirst du mich vermutlich fragen, ob du nach Hause kommen darfst.«
Darauf war sie nicht vorbereitet. »Du bist mein Vater, und ich – ich möchte den Kontakt mit dir nicht abbrechen.«
»Soll ich vergessen, was geschehen ist, und dich wieder bei mir aufnehmen? So leicht werde ich’s dir nicht machen. Du hast zu viele Menschen vor den Kopf gestoßen, Susannah. Deshalb kannst du nicht einfach in dein altes Leben zurückkehren und dir einbilden, alles wäre so wie früher.«
»Aber – ich will mein altes Leben gar nicht ...«
»Falls du glaubst, Cal würde dir mit offenen Armen entgegenfiebern,
täuschst du dich«, fuhr er fort, ohne ihren Einwand zu beachten. »Niemals wird er dir verzeihen.«
Trotz der heißen, stickigen Luft kroch eisige Kälte durch ihre Haut bis auf die Knochen. »Cal interessiert mich nicht, Daddy, ich möchte hier bleiben und Sam helfen, seinen Computer zu bauen.«
Joels ganzer Körper versteifte sich, sein Gesicht wurde aschfahl. Sekundenlang schien er angestrengt nach Atem zu ringen, dann würgte er heiser hervor: »Heißt das – du ziehst es vor, mit diesem Rowdy in einem schäbigen Loch zu hausen, statt bei deiner Familie zu wohnen?«
»Warum darf das eine nicht ohne das andere sein? Daddy, ich liebe dich! Aber ich liebe Sam auch. Versteh mich doch ...«
»In deiner Beziehung zu diesem Kerl geht es wohl kaum um Liebe – nur um Sex.«
»Nein ...«
»Cal ist ein anständiger Mann, aber offensichtlich nicht scharf genug für dich.«
»Red nicht so mit mir ...« Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten, um sich vor Joels gehässigem Angriff zu schützen. »So etwas höre ich mir nicht an.«
»Was deine speziellen Vorlieben betrifft, kann ich nur raten«, höhnte er. »Leder? Motorräder?«
Susannah erkannte sein grotesk verzerrtes Gesicht kaum wieder. War dieser rachsüchtige, hasserfüllte Mann wirklich ihr Vater? Im Hintergrund hörte sie eine Trockenhaube surren und Angela schwatzen. Mit beiden Händen umfasste sie ihre Schultern und kämpfte um ihre Selbstkontrolle.
»Was bietet dir dieser Deckhengst?« Joels Wangen nahmen eine unnatürliche graue Farbe an. »Schlägt er dich? Bist du masochistisch veranlagt?«
In der Tür, die nach draußen führte, ertönte eine spöttische Stimme. »Nein, Faulconer, das verstehen Sie völlig
falsch. Sie ist es, die mich schlägt. Nicht wahr, Suzie?« Aufreizend langsam schlenderte Sam herein, jeder Schritt war eine einzige Herausforderung. Unter dem Schweißband fiel sein glattes Haar in Wellen auf die Schultern herab, der silberne Ohrring funkelte zwischen schwarzen Strähnen. Dicht hinter Susannah blieb er stehen und schlang besitzergreifend seine Arme um ihre Taille. »Ihr kleines Mädchen ist eine wilde Katze mit einer Peitsche. Da staunen Sie, was, Faulconer?«
Joels Kehle entrang sich ein halb erstickter Laut. Drohend trat er einen Schritt vor. »Sie unverschämter ...«
»Stimmt genau ...«, fiel Sam ihm gedehnt ins Wort. »Ich bin unverschämt, rüpelhaft und dumm. So dumm, dass ich dem grandiosen Bonzen seine kostbare Tochter vor der Nase weggeschnappt habe.« Er umfing Susannah noch fester und presste ihren Rücken an seine Brust. Dann strich er mit einem Daumen über ihren Busen. »Ahnen Sie allmählich, was ich mit Ihrer Firma machen werde, Faulconer?«
»Hör auf, Sam!«, flehte Susannah. Hatte er völlig den Verstand verloren? Sie riss sich los und eilte zu ihrem Vater. »Um es noch einmal zu betonen – ich wollte niemanden verletzen. Das alles tut mir Leid, aber – ich konnte nicht anders.«
Joel wandte sich ab, als könnte er ihren Anblick nicht länger ertragen. Mit einer verächtlichen Geste wies er auf die Werkbank und den voll geräumten Bestückungstisch. Jetzt klang seine Stimme frostiger denn je.
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