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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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verdient, plus Aktien-Optionen, Vergünstigungen, die deinen Horizont übersteigen. So was hast du nicht zu bieten.«
    »Um Himmels willen, Geld ist nicht alles. Um die Herausforderung geht’s. Verstehst du’s nicht? Außerdem wird der Rubel bald rollen, das ist nur eine Frage der Zeit.«
    Lässig zuckte Blaine die Achseln. »Ich glaube, ich ziehe wieder in den Mittelwesten. Wahrscheinlich nach Chicago. Bleiben wir in Verbindung. Du hast mir über eine schlimme Zeit hinweggeholfen. Das werde ich nicht vergessen. Und ich gebe dir Ratschläge, so gut ich’s kann – auf freundschaftlicher Basis.«
    »Nein, das genügt mir nicht. Ich verlange hundert Prozent. Wenn du mir die verweigerst, wirst du’s bis zu deinem letzten Atemzug bereuen.«
    Aber Mr. Blaine war nicht so leicht zu ködern wie Susannah in jener Sternennacht. »Keine Chance.«

14
    Blaine war ein schneller Leser mit einem fast fotografischen Gedächtnis. Gedruckte Wörter verschlang er wie andere Leute Junk Food. Aber seit er San Francisco mit der 747 Richtung Boston verlassen hatte, starrte er dieselbe Seite in der Business Week an und erinnerte sich kein bisschen an deren Inhalt.
    Unentwegt dachte er an Sam und Yank und ihre Aktivitäten in der Garage. So sehr hatte ihn jahrelang nichts fasziniert. Natürlich waren die beiden zum Scheitern verurteilt. Trotzdem bewunderte er sie, weil sie den Versuch wagten.
    Die Stewardess, die in der ersten Klasse die Passagiere bediente, beobachtete ihn verstohlen. Als sie sich in der Sitzreihe gegenüber hinabbeugte, um mit einem Fluggast zu sprechen, straffte sich ihr enger Rock über den Hüften. Während seiner Ehe war Blaine stets treu gewesen. Aber die Spießertage lagen hinter ihm, und er malte sich aus, er würde diese Hüften unter seinen spüren.
    Jetzt wandte sie sich zu ihm und fragte, ob er einen Wunsch habe. Dabei streifte ihn ein Hauch ihres Parfüms, der seine Erregung so effektvoll abtötete wie eine kalte Dusche. Dieser altmodische Blumenduft erinnerte ihn an das Schaumbad seiner Tanten. Danach hatte er selber jahrelang gerochen. Nicht, weil er diesen Badezusatz benutzt hatte, sondern weil das Aroma in dem weitläufigen alten Haus in Clearbrook, Ohio, an allem klebte.
    Die Lider gesenkt, erinnerte er sich an das Schaumbad und seine Tanten, an die bedrückende, süßliche Milde seiner Erziehung.
     
    »Mi- chull ! Mi- chull !« Jeden Nachmittag um halb fünf stand eine seiner Tanten auf der vorderen Veranda des Hauses an der Cherry Street und rief ihn ins Haus, damit er Klavier übte.
    Als einzige Familienmitglieder waren Theodora und Amity, seine Tanten väterlicherseits, bereit gewesen, einen asthmatischen Siebenjährigen großzuziehen, dessen Eltern an einem Ostersonntag bei einem Unfall in ihrem explodierenden brennenden Auto den Tod gefunden hatten.
    Die alten Jungfern behaupteten, sie seien freiwillig unverheiratet geblieben und keineswegs, weil sie das andere Geschlecht
nicht mochten. Trotzdem lebten in Clearbrook nur drei Männer, die ihr rückhaltloses Wohlwollen genossen – der Pfarrer, der Vikar und Mr. Leroy Jackson, das Faktotum der beiden. Sobald sie den Jungen sahen, der bei ihnen aufwachsen sollte, fassten sie den unumstößlichen Entschluss, den kleinen Mitchell Blaine zum vierten männlichen untadeligen Bewohner von Clearbrook zu erziehen.
    Vor allem kam es auf zivilisiertes Verhalten an.
    »Mi- chull !«
    Widerstrebend schob er seine elfjährigen Füße über den Gehsteig. Hinter ihm spotteten Charlie und Jerry – laut genug, so dass nur er es hörte, Miss Amity Blaine aber nicht: »Weichei! Weichei! Lauf nach Hause und lass deine Windeln wechseln!«
    Mit diesen Windeln zogen sie ihn ständig auf. Wegen seines Asthmas durfte er keinen Sport treiben, und er musste nach Hause gehen, um Klavier zu üben. Obwohl sie das wussten, hänselten sie ihn ständig mit den Windeln. Am liebsten hätte er seine Fäuste in ihre Gesichter geschmettert. Aber er durfte sich nicht mit den Jungs balgen. Bei jeder körperlichen Anstrengung fing er zu keuchen an, und dann erschraken seine Tanten. Manchmal glaubte er, das würden sie nur zum Vorwand nehmen, damit er sauber blieb. Schmutz hassten sie so erbittert wie sonst fast nichts auf der Welt. Außerdem verabscheuten sie Schimpfwörter, Hunde, Schweiß, aufgeschürfte Knie, Sport, Fernsehen, Flüche und alles andere, was zum Dasein eines Jungen gehörte, wenn er während der fünfziger Jahre in Clearbrook, Ohio, heranwuchs.
    Die Tanten liebten

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