Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
Pferde beschränkt gewesen. Und zuletzt hatte sie ihm gar nicht mehr geschrieben.
Camille fragte sich, ob er eine Mätresse hatte. Sie wusste, er war unverheiratet geblieben, und konnte sich nicht vorstellen, dass er enthaltsam lebte. Es würde Sylvie vielleicht gelingen, Maxime zu verführen oder sich von ihm verführen zu lassen. Ob das von Nutzen wäre? Erschrocken über ihre eigenen Gedanken, hielt Camille inne. Sie war nicht Michel und würde Sylvie nicht für diese Art von Diensten ausnutzen. Ob es bei Sylvie als Befehl ankommen würde, wenn sie sie einfach nur fragte? Falls Sylvie von sich aus diesen Schritt tat, wäre das akzeptabel. Doch vielleicht würde Sylvies Einmischung auch eher störend bei dem wirken, was Camille zu erreichen hoffte. Vielleicht würde es nötig sein, dass sie selber Maxime verführte.
Camilles Körper reagierte freudig auf diesen Gedanken. All ihre Vorstellungen von Maxime hatten irgendetwas mit Verführung zu tun. Es mochte viele Jahre her sein und sie mochten niemals wirklich gefickt haben; aber er war ihre erste große Leidenschaft gewesen. Er war der Erste gewesen, der sie wirklich erregt hatte, ihren Körper und ihren Geist, und auch der Letzte, bevor sie Henri begegnet war. Maxime hatte einen unglaublichen Eindruck auf ihren Körper und ihren Geist gemacht. Oder vielmehr hatte die Vorstellung, die sie von ihm hatte, diese Spuren hinterlassen. Der Funke, den ihre wenigen Zusammentreffen mit Maxime in ihr entzündet hatten, war die Quelle ihrer erotischen Fantasien gewesen. Er hatte ihren Körper zum Glühen gebracht, und dadurch war sie zu einer anderen geworden. Heute wünschte sie sich, dieser neue Mensch hätte niemals Michel geheiratet. Doch selbst während dieser Ehe hatten ihr die Fantasien manchmal Halt gegeben, indem sie ihr einen Ort in ihrem Inneren eröffneten, an den sie sich zurückziehen konnte.
Doch nun würde sie kein Wesen aus ihren Fantasien treffen. Sie würde einem erwachsenen Mann gegenüberstehen, und noch dazu einem sehr klugen. Sie erinnerte sich, wie er sie in ihrer Jugend durchschaut hatte, wie er Sehnsüchte erkannte, die sie noch gar nicht ausgesprochen hatte oder von denen sie sogar selber noch nichts wusste. Es war nicht anzunehmen, dass er während der Jahre, die inzwischen vergangen waren, diese Fähigkeit verloren hatte. Maxime war gefährlich. Sie sollte ihn ebenso sehr fürchten, wie sie den Herzog fürchtete, oder vielleicht sogar mehr, weil es ihr wichtig war, wie Maxime über sie dachte. Sie wollte ihn wiedersehen und die Verbindung, die einmal zwischen ihnen bestanden hatte, wieder zum Leben erwecken, denn sie brauchte nichts nötiger als einen Freund. Mehr noch, sie brauchte jemanden, der ihr ebenbürtig war und dem sie vertrauen konnte.
Wenn Maximes Sympathien, wie sie hoffte, ihr und nicht dem Herzog galten, würde sie eine Chance haben. Wenn sie sich in ihm getäuscht oder er sich seit seiner Jugend vollkommen verwandelt hatte … nun, dann blieb ihr nur die Hoffnung, dass er sie wenigstens in guter Erinnerung hatte, ihr einen gnädigen Tod schenkte und Sylvie und Henri begnadigte. Sie befürchtete, Kaspar und Arno würden sie mit ihrem Leben verteidigen, und hoffte, durch ihr Handeln nicht in eine Situation zu geraten, in der sie genau das tun mussten. Vielleicht konnte sie Maxime dazu bringen, sie in seine Dienste zu nehmen und als Wachen auf einem Schiff oder im Hafen zu beschäftigen.
Solche Gedanken nahmen ihr womöglich alle Kraft. Sie musste aufhören, sich Sorgen zu machen, und sich auf ihre augenblicklichen Pflichten konzentrieren. Viel wahrscheinlicher als ihre herbeifantasierten Ängste war es, dass sie Maxime in Fleisch und Blut sehen und feststellen würde, dass sie nichts mehr für ihn fühlte.
Vor lauter Nervosität zog sich ihr Magen zusammen. “Ich denke, wir machen hier eine etwas längere Rast”, sagte sie und führte ihr Gefolge ein wenig weiter von der Straße weg, sodass die Bäume sie vor zufälligen Blicken schützten. “Henri, sattle die Pferde ab und lass sie grasen. Und das Maultier auch. Arno wird dir helfen. Wir wollen frisch und erholt vor Graf Maximes Tür treten.”
“Ich werde die Pferde striegeln.” Henri streichelte Guirlandes Hals, bevor er die Schnalle an ihrem Sattelgurt öffnete.
“Und du achtest auf die Leute, die auf der Straße vorbeikommen, Sylvie”, befahl Camille. “Von deinem Platz aus hast du einen freien Blick, nicht wahr?”
“Ja, Madame.”
“Ich werde ebenfalls
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