Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
mit Bäumen am Ufer zeigte, auf dem Boote entlangfuhren. Jede einzelne Linie war sorgfältig mit feinstem blauen Pinselstrich gezeichnet. Der Herzog hatte ihr die Tasse später weggenommen, und sie war ihm in der Hand zerbrochen.
Camille stand auf und wischte sich die Erdkrumen vom Rock. “Es ist Zeit zum Aufbruch”, verkündete sie.
Maximes Burg war aus den in der Gegend vorkommenden weißen und grünen Steinen gemauert, immer abwechselnd eine Reihe von einer Farbe. Diese Farbstreifen, die fantasievollen, flügelartigen Zinnen und die mit spitzen Zacken versehenen Wachtürme erinnerten sie an einen farbenprächtigen Fisch in einem Glas oder an eine Torte mit Zuckerschaumverzierungen. Als sie näher kamen, stellte sie fest, dass die Burg größer war, als sie erwartet hatte; sogar größer als ihr eigener Palast. Wie war es ihrem Vater gelungen, eine solche Festung zu erobern? Durch einen Trick? Durch Verrat?
Die äußerste Mauer war nicht höher als ein Pferd und aus den gleichen grünen und weißen Steinen gebaut wie die Burg. Sie standen direkt vor einem weit geöffneten, glänzend polierten Bronzetor, das mit Reliefen verziert war, welche Fische und Oktopoden zeigten.
Maxime wartete direkt hinter dem Tor, um sie zu begrüßen. Er war unbewaffnet und trug einen langen leuchtend blauen Mantel, der mit schwarzen, grünen und grauen Seetieren bestickt war. An seinen Fingern steckte bis zu den Fingerknöcheln reichender Schmuck aus Goldfiligran, um seinen Hals war ein breites goldenes Band geschlungen. Rubine so groß wie ein Daumennagel schmückten seine Ohrläppchen und funkelten prächtig im Kontrast zu seinen dunklen Haaren und seinem dunklen Bart. Mit seiner locker fallenden Hose und dem schulterlangen Haar, in dem der Seewind spielte, sah er großartig und ein wenig wild aus.
Camille und Guirlande waren die Ersten, die das Tor passierten. Bevor sie auch nur absteigen konnte, verbeugte Maxime sich tief, sodass sie einen herrlichen Blick auf seine breiten Schultern und den kräftigen Rücken hatte. “Madame Camille”, sagte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. “Ich heiße Madame und Eure Gefolgschaft als meine Gäste herzlich willkommen.” Dann lächelte er, und seine Zähne waren blendend weiß inmitten des dunklen Bartes, sein Blick fühlte sich an wie eine Berührung.
Camille wollte sein Lächeln erwidern, unterließ es aber im letzten Moment und senkte den Kopf. “Ich danke Euch. Das hier ist mein Gefolge: Sylvie, Henri, Kaspar und Arno.”
Maxime musterte die kleine Gruppe mit einem raschen, aufmerksamen Blick und machte keine Bemerkung darüber, dass es nicht nötig gewesen wäre, ihm die Namen ihrer Dienstboten zu nennen. Er verstand ihre Botschaft, dass sie in ihrem Gefolge mehr sah als Diener. “Ich werde persönlich dafür sorgen, dass alle gut untergebracht werden.”
Als er in die Hände klatschte, erschien ein Schwarm von Maximes Stallpersonal, sowohl männlich als auch weiblich, wie Camille erstaunt feststellte, um die Pferde in die Ställe an der äußeren Burgmauer zu bringen. Andere Dienstboten, einheitlich gekleidet in blaue Hemden und zum größten Teil männlich, stiegen die Treppen herab, die auf den Burghof führten, nahmen ihr Gepäck und verschwanden in den Türen. Maxime persönlich führte sie zu einer riesigen Zimmerflucht, die im selben Flur lag wie seine eigene, während noch weitere männliche Dienstboten, vielleicht waren es auch dieselben, tragbare Badewannen brachten und begannen, sie mit dampfendem Wasser zu füllen. Keiner von ihnen zuckte auch nur mit einer Wimper, als Sylvie das Kommando übernahm; wie unkonventionell sie auch in ihrer Verkleidung erscheinen mochte, so hatte sie doch den Überblick und beherrschte ihre Aufgaben.
Henri packte die Satteltaschen aus, und eines der Hausmädchen riss ihm die schmutzigen Kleidungsstücke aus den Händen, um sie zu den Wäscherinnen zu bringen. Kaspar untersuchte die Ein- und Ausgänge des Zimmers, Arno wich ihm nicht von der Seite. Alle waren beschäftigt, und es wurde sich um sie gekümmert. Camille konnte ihre Verantwortung für sie vergessen, zumindest für den Augenblick.
Sie schlüpfte hinaus auf den Flur, um dem Betrieb zu entgehen. An den Wänden flackerten Öllampen. Jede Flamme war von geriffeltem, farbigem Glas umgeben, das blaue, rote und gelbe Muster auf die weißen Steinwände warf, die der dunkelgrüne See des Bodens jedoch nicht spiegelte. Sie war auf der Suche nach Maxime; die offizielle
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