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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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zu tun, als würde er sie wirklich begehren, und vielleicht würde es am Ende sogar so sein. Wenigstens würde diese fremde Frau ihn in die Arme nehmen und ihm erlauben, sie zu umarmen.
    Henri atmete tief durch, hob ihre Hand zum Mund und küsste sie ausdauernd. “Vielen, vielen Dank, meine Dame! Ich werde mich bemühen, Euch Erinnerungen an mich zu verschaffen, die Ihr nie vergessen werdet.”

17. KAPITEL
    S chon bald nach ihrem Aufbruch vom Gasthof
La sirène fuyant
trafen sie am anderen Morgen Arno und Kaspar, die auf ihren Pferden saßen und den Packesel mitführten. Das Maultier Tigre wirkte gesund und munter. Arno ritt einen stämmigen, ruhigen Wallach namens Pivoine, von dem Camille noch wusste, dass er besser springen konnte, als man es bei seinem Anblick vermutet hätte.
    Camille ritt zu Arno hinüber und legte eine Hand auf seinen Arm. Pivoine brach seitlich aus; und sie beschloss, Arno Reitunterricht zu erteilen, sobald sich die Gelegenheit bot. “Das hast du gut gemacht”, lobte sie ihn. Sein Blick streifte ihr Gesicht, dann schaute er Kaspar an. Er schien verlegen zu sein. Camille entfernte sich wieder ein wenig von ihm. Vielleicht hätte sie ihn nicht berühren sollen.
    “Ich möchte, dass du mir berichtest, während wir weiter reiten”, erklärte sie ihm. Sylvie hatte ihr bereits Arnos Nachrichten überbracht, aber sie wollte auch alle Einzelheiten wissen.
    “Natürlich, Madame”, erwiderte er.
    Camille fragte nach den Wachen ihres ehemaligen Gemahls, den Höflingen und den Bürgern. Was dachten sie über ihr Verschwinden? Hatte jemand die Wahrheit herausgefunden? Wie wirkte sich das auf die Meinung über den Herzog aus, oder waren ihm alle Untertanen immer noch ebenso treu ergeben wie vorher? Wie viele schienen nun unzufrieden mit dem Herzog zu sein? Gingen Gerüchte um? Was war mit den Gästen, die an den Hof kamen? Hatte der König einen Boten geschickt? All diese Dinge musste sie wissen, wenn sie sich irgendwann wieder öffentlich zeigte. Sie wollte keine blutige Revolution auslösen, denn dann würden auch ihre Leute getötet werden. Ganz egal, wie “unblutig” ein Umsturz geplant war, es verloren dabei immer Menschen ihr Leben, und wenn sie ihre Untertanen unnötig opferte, war sie ihrer Aufgabe als Herzogin nicht gerecht geworden.
    Sie war erfreut zu hören, dass die Hebamme Annette eine von Arnos Informantinnen gewesen war und ihm ihre Hilfe angeboten hatte. Sie war keine Person von Rang und Namen, hatte keine Macht und konnte nur wenig tun, um den Herzog aus seiner Position zu verdrängen – aber es war ihr nicht egal, was mit ihrer Herzogin geschah. Bei dieser Erkenntnis wurde es Camille warm ums Herz.
    Nachdem sie Arnos Befragung beendet hatte, ignorierte sie Henris hoffnungsvollen Blick und ritt ein wenig abseits von den anderen weiter, um über die Dinge nachzudenken, die sie erfahren hatte. Der Herzog hatte ihre Abwesenheit erst nach mehreren Tagen bemerkt, obwohl ihren Zofen und denjenigen seiner Wachen, die sie gelegentlich begleitet hatten, sofort aufgefallen war, dass sie sich nicht mehr im Palast aufhielt. Es kam zu Gerede unter den Wachleuten, dem übrigen Personal im Palast und den Bürgern in der Stadt. Das sittenlose Verhalten des Herzogs konnte leichter hingenommen werden, solange seine Gemahlin mit ihm zusammenlebte. Als sie nun nicht mehr da war, fiel seine Ruchlosigkeit mehr ins Gewicht. Selbst das hätten seine Untertanen vielleicht hingenommen, wäre er nicht so unzuverlässig in finanziellen und diplomatischen Angelegenheiten geworden. Es könnte ihr tatsächlich gelingen, genügend Unterstützung zu finden, um den Herzog aus der Regierung zu drängen. Wenn sie Maxime auf ihre Seite brachte, würden sie gemeinsam den größten Teil des Handels im Herzogtum kontrollieren. Dann hätte sie nichts zu befürchten.
    Sie richtete sich im Sattel auf und schob das Kinn vor. Es war höchste Zeit, sich daran zu erinnern, dass sie die rechtmäßige Herzogin war. Während der ersten Rast an diesem Tag zog sie bessere Kleider an, als sie bisher während der gesamten Reise getragen hatte: einen Reitrock mit einem passenden Mieder in leuchtendem Grün, dazu eine Jacke aus braunem Leder und einen Schal, unter dem sie ihr Haar verbarg.
    Nachdem sie ihren Weg fortgesetzt hatten, wurde sie von ihren beiden Eunuchen flankiert, die eine Barriere zwischen ihr und der übrigen Welt darstellten. Auf diese Weise von ihnen bewacht, fühlte sie sich nicht etwa sicherer. Es ging vielmehr

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