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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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aufpassen, aber vier Augen sehen mehr als zwei. Es kann nicht schaden, wenn wir wissen, wer Maxime besucht und welchen Grund die Besucher für ihr Kommen haben.” Camille kümmerte sich um die Satteltaschen und nahm die belegten Brote heraus, die sie aus dem Gasthaus mitgenommen hatten, bevor sie die Taschen zu bequemen Sitzen zurechtdrückte. Das erste Brot gab sie Kaspar, der sich, einen gespannten Bogen auf dem Schoss, auf den günstigsten Aussichtspunkt setzte.
    Zunächst fiel Camille auf, dass einige Reisende von derselben Küstenstraße kamen, auf der auch sie und ihr Gefolge entlanggeritten waren, andere kamen aus Südosten. Dort lag die Stadt, erinnerte sie sich auf der Landkarte gesehen zu haben, und zwar nicht die Gasthöfe und die Versorgungseinrichtungen für den Hafenbetrieb, sondern die Wohnhäuser der Handwerker und Baumeister und anderer Gewerbetreibender, die im Schutz von Maximes Burg lebten. Die Straßen von der Stadt zur Burg und die von der Stadt zur Küste, waren sorgfältig in Ordnung gehalten und wurden offenbar viel benutzt. Maxime war sogar so weit gegangen, Pflastersteine auf der Straße verlegen zu lassen, damit die Wagen nicht in den Matsch einsanken. Camille fragte sich, ob die Straßen, die von den umliegenden Farmen in die Stadt führten, ebenfalls gepflastert waren. Wenn sie über das nachdachte, was sie über die Geschichte des Herzogtums gelesen hatte, ging sie davon aus, dass die Straßen zu Zeiten von Maximes Vater nicht gepflastert gewesen waren.
    Die Leute, die auf der Straße unterwegs waren, schienen zufrieden, obwohl es natürlich das übliche Geschrei gab, wenn andere Wagen die Straße blockierten, oder das gewohnte Gebrüll, mit dem widerspenstige Ochsen oder Maulesel zum Weitergehen bewegt werden sollten. Bis auf kurze Blicke im Vorbeifahren schenkte niemand Camille und ihren Begleitern Beachtung, als wäre es völlig normal, dass Reisende unter den Bäumen lagerten. Jetzt gerade sah Camille keine anderen Menschen am Straßenrand sitzen, aber das hieß nicht, dass es nicht vorkam. Da die Mittagszeit nahte, nahm sie an, dass einige Kutscher anhalten würden, um ihr Essen zu verzehren und ihren Tieren die Futterbeutel umzuhängen.
    Sie nahm einen weiteren Bissen von ihrem Brot. Henri war mit den Pferden fertig und kam, um sich, einen Arm über die Augen gelegt, zu ihren Füßen auszustrecken. Camille nahm ein eingewickeltes Brot, warf es auf seinen Bauch und lächelte ein wenig, als er zusammenzuckte.
    “Madame”, sprach Sylvie sie an. “Ich weiß nicht, wo all diese Leute herkommen. Seht nur! Der Vogel da in dem Käfig, er hat alle Farben des Regenbogens!”
    Camille hatte gehört, dass die ganze Welt im Seehafen zusammentraf, und nun hatte sie den Beweis. Sie sah mehr dunkelhäutige Menschen als weiße: Einige von ihnen waren so schwarz, dass sie im hellen Sonnenlicht fast wie Schatten aussahen, andere hatten die unterschiedlichsten Hautfarben zwischen Oliv und Braun, und einige wenige waren noch blasser als Camille, mit sommersprossiger, von der Sonne verbrannter Haut. Die Kleidung der Reisenden reichte von langen Hosen und Stiefeln bis zu wallenden Gewändern mit Sandalen. Eine ganze Gruppe trug Pluderhosen zu kurzen, kragenlosen Mänteln und hochhackigen Holzschuhen, die über das Pflaster klapperten. Einige der Vorbeikommenden sahen exotisch aus, waren aber wie Einheimische gekleidet und benahmen sich auch so. Und manche der Gruppen waren so bunt gemischt, dass es Camille schwerfiel, die Herkunft der einzelnen Reisenden zu bestimmen.
    In einem Wagen saßen mehrere Orientalen. Die ersten, die sie sah, seit sie in ihrer Kindheit einen orientalischen Botschafter mit seinen Begleitern getroffen hatte. Ihre Kutsche wurde von einem kleinen Mann mit einem langen Zopf gelenkt, neben dem als Wache ein riesiger Eunuch saß, der nicht viel mehr als einen Lendenschurz mit Lederträgern am Leib hatte. Hinter dem Kutscher saß auf einer gepolsterten Bank ein älterer bärtiger Mann, der von Kopf bis Fuß in mit Brokat verzierte gelbe Seide gekleidet war. Er warf ab und zu einen prüfenden Blick auf das Gepäck, bei dem es sich um ordentlich gestapelte Kisten handelte, die in Leinen gewickelt und mit roten Bändern verschnürt waren. Camille vermutete, dass sie Porzellan enthielten. Maxime hatte ihr einmal zusammen mit der Steuer eine jener speziellen Kisten geschickt. Umgeben von Stroh hatte darin eine einzelne Tasse gelegen, hauchdünn, verziert mit einem Bild, das einen Fluss

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