Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
gewesen. Er erinnerte sich heute noch daran, wie er sich auf dem Hängeboden versteckt und geweint hatte. Der Herzog hatte Camille wahrscheinlich viel Schlimmeres angetan als dem Wallach.
Tränen stiegen ihm in die Augen, und er wischte sie ärgerlich mit dem Handrücken weg. Sie war kein verschrecktes Pferd, sie war eine Herzogin, und sie war nicht mehr allein. Sie sollte sich nicht mit weniger zufrieden geben, als dem, was ihr zustand. Und sie sollte nicht allein sein. “Ihr solltet Graf Maxime heiraten”, hörte er sich sagen.
Stille. Dann kam ein “Nein!”. Sie bewegte sich von ihm fort und setzte sich auf eine Bank knapp außerhalb seiner Reichweite.
Er konnte sie nicht ansehen, während er diese Dinge sagte, während er das Wenige, was sie verband, zerstörte. “Denkt an den Verbündeten, den Ihr auf diese Weise gewinnen würdet.”
“Weil es das letzte Mal so gut funktioniert hat”, stellte sie in bitterem Ton fest.
“Er wird Euch ficken, wie auch immer Ihr es wünscht und sooft Ihr wollt. Und er wird Euch nicht beschämen.”
“Ich erwarte ein bisschen mehr, als nicht beschämt zu werden”, erklärte sie.
“Tatsächlich? Mir scheint, als hättet Ihr keinen größeren Wunsch.”
Sie schob ihr Kinn vor. “Du hast nicht die geringste Ahnung, was ich mir wünsche.”
Diese Ahnung würde er wohl auch niemals bekommen, wenn er nichts änderte. “Ihr habt mir nie
gesagt
, was Ihr Euch wünscht, nicht wahr? Ich würde alles für Euch tun, was immer Ihr von mir verlangt. Alles. Aber Ihr wollt nichts von mir, außer meinen Schwanz.”
Ihre nackten Füße glitten über den Steinfußboden, als sie aufstand und von ihm fortging, nein, fortschritt. Das bedeutete, sie war aufgebracht. Nicht so sehr, dass man es von ihrem Gesicht hätte ablesen können, aber doch genug, dass er es erkennen konnte. “Bis jetzt hast du mich kein einziges Mal zurückgewiesen.”
Henri versuchte, es ihr zu erklären. “Ihr habt nichts von mir angenommen. Ich habe gegeben. Wieder und wieder. Aber
Ihr
wollt nicht nehmen. Ihr wollt nicht …” Es tat ihm weh, weggestoßen zu werden. Aber er brachte es nicht über sich, ihr das zu sagen.
Stille. “Ich verstehe nicht.”
“Ich könnte ebenso gut mit Eurem steinernen Standbild auf dem Marktplatz schlafen.”
“Wenn ich dich nicht befriedigen kann, solltest du nicht mit mir vögeln”, erklärte sie steif.
Er konnte nicht anders, als sie ansehen, und wandte sich zu ihr um. Mit hocherhobenem Kopf stand sie da und umschlang ihren Oberkörper mit den Armen. “Ihr seid es, die Befriedigung braucht! Zum Ficken gehört mehr als zwei Körper!”
Camilles Stimme klang immer noch sicher und kühl. “Was willst du von mir? Soll ich mich vor dir verletzlich zeigen? Dir all meine Sorgen erzählen? Dir erlauben, mich zu fesseln? Das ändert nichts für mich, Henri. Nichts würde sich ändern.”
Er stieß heftig seinen Atem aus, um nicht wieder laut zu werden. “Das ist es nicht, was ich will”, erklärte er. “Ich will einfach nur mit Euch zusammen sein. Und ich möchte, dass Ihr mit mir zusammen seid.”
“Ich bin genau hier, bei dir.”
Er schüttelte seinen Kopf. “Nein. Das seid Ihr nicht. Ihr denkt an alles Mögliche, aber nicht an uns zwei. Ihr gebt mir Äpfel zu essen und erlaubt mir, mit meinem Kopf auf Eurer Brust zu ruhen, aber Ihr erlaubt mir nicht, Euch zu lieben.”
“Ich habe dich nie gebeten, etwas für mich zu empfinden.”
Er spürte, wie seine Schultern nach vorn fielen. “Warum tun wir dann überhaupt irgendetwas? Warum machen wir uns die Mühe?”
Stille. Als er wieder aufsah, streckte Camille ihm ihre Hand entgegen. “Komm her und setz dich neben mich”, forderte sie ihn auf.
Henri ging mit ihr, weil seine unbedeckte, feuchte Haut kalt war. Er sah absichtlich an ihrem nackten Körper vorbei, als er ihr in das Becken mit heißem Wasser half. Dann setzte er sich ihr gegenüber, sank bis zu den Schultern in die warme Nässe und ließ seinen Kopf nach vorne fallen, sodass seine Haare seine Augen verbargen.
Er hätte zu Nico zurückkehren sollen oder zu einer anderen Frau wie ihr, einer Frau seines Standes, die wusste, dass im Leben noch andere Dinge zählten als Macht. Einer Frau, die sich eingestand, dass Menschen einander brauchten.
“Was sollte es mir helfen, wenn ich irgendetwas von dir annehme?”, wollte Camille von ihm wissen.
Henri starrte ins Wasser. “Fühlt Ihr Euch nie allein?”
Wenigstens tat sie nicht, als würde sie nicht
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