Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
auf den sie sich setzte, und schob ihre Röcke mit beiden Händen bis zu den Knien hoch. Der rotbraune Spitzenbesatz an ihrem Saum berührte gerade noch die Stiefel. Sie streckte einen Fuß aus und Henri kniete vor ihr nieder. Seine breiten Hände, die langen, kantigen Finger und die geröteten Knöchel sahen neben der filigranen Einlegearbeit aus Gold um den Absatz ihres Stiefels rau und männlich aus. Camille stellte sich vor, wie seine Hand sich um ihren nackten Fuß schmiegte, ihn ganz umschloss und streichelte. Seine raue Haut, die sanft ihren weichen Fußrücken streichelte … Sie beugte sich vor und drückte ihren Stiefel in seine Hände.
Henri erkundete die Schnalle über ihrem Knöchel und umfasste die zarte Spange mit zwei Fingern, als hätte er Angst, sie zu zerbrechen. Camille drehte ihren Knöchel, damit sie ihre Zehen gegen sein Knie drücken konnte. Er blickte zu ihr auf, erneut errötend. Dann senkte er den Blick und starrte auf das Gras. “Es tut mir so leid!”
“Es gibt nichts, was dir leidtun müsste”, erwiderte Camille knapp, doch sofort bereute sie ihre Worte, denn sie klang wie seine Mutter. Sie schluckte und fuhr fort: “Du brauchst die Schnalle nicht zu öffnen. Sie ist nur zur Dekoration da. Halt einfach den Absatz fest und zieh.”
Henri atmete tief ein und begann, ihr den Stiefel Stück für Stück vom Fuß zu ziehen. Den Blick hielt er starr auf die Stiefelspitze gerichtet. Camille schloss die Augen. Sie war nicht sicher, ob er schlicht zu viel Angst hatte, ihr mit einem Ruck den Stiefel auszuziehen – wie Sylvie es getan hätte –, oder ob er einfach den Moment voll auskosten wollte. Fast unmerklich zog sie ihren Rock höher und zeigte ihm ein Stück der Seidenstrümpfe, die sie darunter trug.
Henri bemerkte nicht, was sie tat, bis er den Stiefel ganz von ihrem Fuß gezogen hatte und zu ihr aufblickte; dann errötete er bis zu den Ohren und beugte sich hastig über den zweiten Stiefel. Diesen zog er ihr schneller aus als den ersten, dann stand er auf, nahm beide Stiefel in die Hand und fragte sie: “Soll ich Euch beim Aufstehen helfen, Madame?”
Camille zupfte sich die Handschuhe von den Händen, einen Finger nach dem anderen, und steckte sie in ihre Jackentaschen. Dann streckte sie, die Handflächen nach oben, ihre nackten Hände nach Henri aus. Er schaute erst ihre Hände an, dann ihr Gesicht. Es schien, als wollte er etwas sagen. Camille wartete. Er nahm ihre Hände und zog sie auf die Füße.
Als er seinen Griff lösen wollte, ließ sie seine Finger nicht los. “Wenn du mich nicht willst, solltest du es mir jetzt sagen, Henri.”
Seine Hände zuckten in ihren. “Ihr müsst das hier nicht tun, Madame”, brach es plötzlich aus ihm hervor. “Ich werde mein Bestes geben, Euch zu beschützen. Ihr müsst mir nicht … Ich erwarte nicht von Euch …” Er atmete tief durch. “Es ist ja nicht mehr von Bedeutung, ob Ihr schwanger werdet.”
Camille ertrug seine Worte nicht. “Hör auf damit.” Sie zog ihn an den Händen zu sich heran, bis er seine dreckigen nackten Zehen nur eine Handbreit von ihren entfernt ins Gras bohrte. Sie vermutete, dass hier statt Verführung Befehle nötig gewesen wären, wenn sie ihren Willen hätte durchsetzen wollen. “Es ist nicht deine Pflicht, mich zu beschützen, Henri. Das ist Kaspars Aufgabe. Du hast dich um meine Pferde zu kümmern. Und um mich. Du musst tun, was immer ich von dir verlange, ob ich nun will, dass du mich schwängerst oder nicht. Kannst du das für mich tun?”
“Ja, Madame”, flüsterte er. Er hob ihre Hände zu seinem Mund, drückte seine Lippen auf ihre Haut. Es war weitaus leidenschaftlicher und verführerischer als jeder Kuss eines Höflings, den sie je empfangen hatte. “Ich bin nicht geeignet, Euch …”
“Du bist, was ich von dir verlange”, sagte Camille. Er sah verängstigt aus. Klang sie schon wie der Herzog? Sie zwang sich zu einem Lächeln. “Ich habe dich nicht gebeten, eine Heer Barbaren zu bekämpfen, oder? Es ist eine einfache Sache. Ich will, dass du bei mir bist, wenn ich nach dir verlange. Wenn dir diese Pflicht zu mühsam ist, brauchst du nur abzulehnen.”
“Seid Ihr sicher, dass ich derjenige bin, der …”
“Willst du das für mich tun?”
Henri zögerte nicht. “Ich würde alles für Euch tun, Madame.” Erneut küsste er ihre Hände.
Ihr wurde bewusst, dass sie noch immer nicht wusste, was Henri von seiner neuen Pflicht hielt. War er wirklich aus freien Stücken bereit, ihr
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