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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Kastanien. Seine Großmutter war Römerin gewesen.
Er lebte nun mit Wiltrud und ihren drei Kindern in Gudruns und Hilibrands ehemaliger Wohnung, wodurch er Waldur eine noch umfangreichere Stütze sein konnte. Rollte Waldur frühmorgens in seinen Arbeitsraum, dann hatte ihn der umsichtige Segimund bereits durchlüften und nötigenfalls beheizen lassen, hatte die dringlichsten Dokumente auf Waldurs Pult ausgebreitet und ihm daneben einen Becher mit dampfendem und stark gesüßten Hagebutten-, seinen Lieblingstee zurechtgestellt. Jeden Morgen. Beobachtete er dann, dass Waldur nicht mehr sitzen konnte, schob er ihn nach nebenan in den Beratungssaal, um ihn dort ein wenig auf und ab zu führen. Ein wenig! Zu mehr war Waldur nicht bereit, trotzdem er auf Siglinds Geheiß nun täglich ausgiebige Gehübungen durchführen sollte.
„Gehübungen, Gehübungen“, beschwerte sich Waldur eines Tages bei Segimund, „meine halbe Ausbildungszeit habe ich mich damit schon rumgeplagt. Und? Habe ich je einen anständigen Gang bekommen?“
Allerdings muss man wissen, dass Waldur noch immer und fast unentwegt Schmerzen plagten, die ihm kaum jemand anmerkte.

Kapitel 16
Ab Frühjahr 500
    D reieinhalb Jahre war das Maintal nun besetzt.
Es war ein sonniger Wonnemondtag, als sich Waldur in seinem Rollstuhl am Rand des Schlossplatzes in einer Laube aufhielt. Ausgesprochen entspannt saß er da, und in seinem Gesicht mit der kaum noch entstellenden Narbe spielte sogar ein zufriedenes Lächeln. Er erfreute sich an dem aufsprießenden Flieder ringsum, amüsierte sich über einen Soldatenjüngling, der versuchte, mit einer Wäscherin anzubandeln und dachte dann wieder an Chlodwig. Heute ausgesprochen hoffnungsvoll. Denn Chlodwig hatte vor kurzem aus dem Maintal die Hälfte seiner Soldaten abgezogen, was Waldur auf seine vielen Verhandlungsangebote zurückführte, die er ihm hatte überbringen lassen. Wäre er nur reisetüchtig, dachte er jetzt wieder, er würde sofort zu Chlodwig reisen, um alles weitere persönlich mit ihm zu klären.
Indessen kam über die Schlossallee ein Sangesbote angeritten, seiner roten Quastenkappe nach ein Chatte. Oder war die Kappe eine Tarnung? Waldur zog es in Erwägung. Wie der Sänger nun den Schlossplatz erreichte, wurde er von den vielen neben ihm hergelaufenen Frowangern und einigen Soldaten umringt.
Segimund kam sogleich zu Waldur in die Laube, und der trug ihm auf: „Rasch, Segimund, Wiltrud soll ihm den Begrüßungstrunk reichen und ihm dabei zeigen, wo ich sitze, womöglich hat er eine Geheimbotschaft für uns. Und du bleibst in seiner Nähe und spitzt die Ohren.“
„In Ordnung.“
Nachdem Wiltrud den Sänger auf Waldur aufmerksam gemacht hatte, stellte der sich mit seiner Leier für Waldur gut sichtbar zurecht, und als er zu singen anhub, erkannte Waldur seinen Akzent - ein Pariser. Zunächst unterhielt er die Umherstehenden mit Frühlings- und Mitsingliedern, dann aber trug er ein Götterepos vor, wobei er Waldur an einer textlich leicht abgewandelten Stelle versteckt ein Fingerzeichen gab:
    “ . .und der Listreiche jetzt auf Angriff sinnt,
    g egen Angrbodas Brüder.
    M uspell lodert wieder,
    w enn Mani neu sein Werk beginnt . . .“
    A lles verstanden, signalisierte ihm Waldur.
    K urz darauf saßen Waldur und Segimund im Palast und berieten sich über die Geheimbotschaft.
„Der Listreiche ist Loki, also Chlodwig, und Angrboda ist die Wehebotin“, überlegte Segimund, was Waldur ergänzte:
„Und gleichzeitig die Geliebte Lokis, also Chrodegilde. Chlodwig wird demnach die Burgunder angreifen.“
„Den Stamm seiner Gattin? Das kann er doch nicht tun.“
Waldur, nicht minder darüber erschüttert, korrigierte ihn: „Oh doch, Chlodwig kann.“
Wenigstens sah Waldur diesen Loki jetzt wieder im richtigen Licht, dafür also hatte er die Soldaten von hier abgezogen.
„In drei Wochen wird er losschlagen“, rechnete Waldur aus, „wenn Mani neu sein Werk beginnt, zum nächsten Neumond also.“
Automatisch dachte er an Hekate, die Neumond-Dämonin. Chrodegildes Werk? - Nein, eher nicht.
„Bei Neumond“, wunderte sich Segimund, „will Chlodwig diesen Krieg denn verlieren?“
Darauf Waldurs entschlossene Antwort: „Will bestimmt nicht, aber er wird ihn verlieren. Oder noch besser, der Krieg wird gar nicht erst stattfinden, wofür wir zwei umgehend sorgen. Die Burgunder selbst hat der Bote nicht warnen können, also tun wir es. Aber sie brauchen Verstärkung.“
„Die südgallischen Goten“, schlug

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