Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
Vom Netzwerk:
meist nur verdreckte Gassen, die von hohen Steinhäusern eingeengt waren. Doch Waldur fand auch einigermaßen sauber gehaltene Pflasterstraßen und -plätze, wo er vor so manchem beeindruckenden Bauwerk staunend anhielt. Auffallend war, dass hier neben römischen auch zahlreiche fränkische Soldaten durch die Gassen marschierten, denn hinter der westlichen Stadtmauer befand sich der größte fränkische Truppenübungsplatz mit Soldatenherbergen. Früher hatte sich Waldur gefragt, wieso Syagrius nordgallisches Militär dulde, bis Chlodwig ihm erklärt hatte, Syagrius interessiere das kaum, er sei ein träger Mann, der sein Ch�teau in Soissons, nahe der Stadt Paris, nur ungern verlasse.
    I nzwischen kam er dem frisch in Protzrot getünchten Castel näher. Ein gepflegter Erdenweg führte zu ihm hinauf, bei dem momentanen Nieselregen angenehm zu reiten.
    A uf dem Castelhof kam Chlodwig seinem Freund mit flinken Schritten entgegen und deutete nach ihrer Begrüßung sogleich stolz mit beiden Armen auf das Gelände: „Voil�, mon ami, schau dich um, gehört alles zu meinem Ch�teau. Siehst du? Siehst du?“
„Ja, Chlodwig, ich staune. Und auch hinten die kleineren Gebäude?“
„Oui, alle. Die beiden Gebäude hier vorne sind die Gästehäuser - ich habe zwei Gästehäuser! In den vier dahinter wohnen meine Rats- und Hofleute, und hinten in den vielen kleinen wohnt das Gesinde.“
Waldur nickte zustimmend: „Gut aufgeteilt, ähnlich wie bei uns“, und er hob Chlowig zu Gefallen hervor, „nur eben bedeutend größer, besonders das Schlossgebäude selbst.“
„Oui“, strahlte Chlodwig über diese Feststellung, „bedeutend größer.“
„Und wo wohnst du?“
„Im Ostflügel des Hauptgebäudes, in der dritten Etage. Grandieux da oben, man kann von da bis zum Rhein blicken. Ich zeige dir das gleich. Aber jetzt komm erst mal rein, vite, bist ja völlig durchnässt.“
Nachdem sich Waldur umgekleidet hatte, nahm sich Chlodwig viel Zeit, ihm das Hauptgebäude seines gewaltigen, prunkvollen, düsteren Castels vorzuführen.
Als sie anschließend in Chlodwigs Gemach bei einem Krug Rheinwein saßen, wiederholte Waldur seine Anerkennung: „Eine Pracht hier, Blutsbruder, wirklich.“
„Sicher nicht dein Geschmack“, meinte Chlodwig etwas verschämt, „aber nett, dass du das sagst.“
Darauf lächelte Waldur nur und bemerkte dann: „Jetzt hast du alles, was du dir seit jeher gewünscht hast, fehlt nur noch Königin Aurelia an deiner Seite.“
Zu Waldurs Schreck brauste Chlodwig über diese Bemerkung auf, wobei er rot wurde bis in seine lange Nasenspitze: „Aurelia! Musst du mich jetzt an die erinnern?“
„Aber Chlodwig, du bist doch verlobt mit ihr.“
„Mit dieser Römerkröte?“, empörte sich Chlodwig, und wurde dann ironisch: „Ah oui, ich hätte wissen müssen, dass du mein politisches Vorgehen in diesem Punkt nicht begriffen hast. Ich erkläre es dir: Für die Franken, nur für die Frankenvereinigung bin ich diese Scheinverlobung eingegangen, hast du dir das nicht denken können? Non, hast du nicht, aufrechter Ritter. Meine Ratsleute dagegen haben das schnell erkannt und mich dabei unterstützt. - Aber glaube nur nicht, dass mir jetzt auch nur einer von ihnen beisteht, die Göre wieder loszuwerden, nicht einer steht mir jetzt bei. So sieht das aus. Als König wird man der Sklave seiner eigenen Regierung und sogar seines Volkes.“
Chlodwigs Stimme hatte sich wieder überschlagen, ein Zeichen höchster Anspannung. Deshalb bemühte sich Waldur nun um einen besonders ruhigen Ton: „Etwas übertrieben, mein Lieber, denn du hast wie jeder das Recht, dir ein Weib nach deinem Geschmack zu wählen.“
„Das wäre Uta gewesen“, strich Chlodwig trotzig heraus. „Da hast du’s doch, der Salier wegen habe ich auf sie verzichten müssen.“
Waldur versuchte weiterhin, beruhigend auf ihn einzuwirken: „Deine Entscheidung war schmerzlich aber richtig, denn heute profitieren alle Franken davon. Außerdem hat sich Uta ja schnell getröstet, immerhin soll sie bereits Mutterfreuden entgegensehen.“
Es dauerte etwas, ehe Chlodwig ihm darauf mit fast tonloser Stimme eröffnete: „Den Jungen hat sie bereits vor drei Wochen zur Welt gebracht. Sie hat ihm den Namen Theuderich gegeben, wie mich meine maman meist genannt hat.“
„Oh . . “, Waldur überschlug rasch die zurückliegenden Monde und begriff erschüttert, „dein Sohn.“
Chlodwig nickte nur. Ganz winzig wirkte er jetzt in seinem pompösen Sitzpolster. Sie

Weitere Kostenlose Bücher