Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
Vom Netzwerk:
schwiegen lange.
Allmählich gewann Chlodwig seine Fassung zurück. Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Weinbecher, beugte sich dann etwas vor und sprach Waldur in seiner gewohnt forschen Art an: „Blutsbruder, was haben wir uns als Dreizehnjährige auf dem Altkönig geschworen?“
„Was wir uns da geschworen haben?“, überlegte Waldur und erinnerte sich dann; „Ja, wir haben uns gelobt, einst die hiesigen Römer zu vertreiben.“
„Richtig. Und jetzt machen wir diesen Schwur wahr. Es ist soweit. Wir werden die verwanzten Stinkzwerge aus Nordgallien verscheuchen. Aus ganz Nordgallien, einschließlich der Parisgebiete südlich des Frankenreichs.“
„Dein Ernst?“
„Mein voller Ernst. Um dir das mitzuteilen, habe ich um deinen offiziellen Besuch gebeten.“
Waldur dachte an die derzeitige Situation in Nordgallien, weshalb er fragte: „Aber deine Verhandlungen mit Syagrius?“
„Piff, paff, nicht einen Mann schickt der zurück. Die Franken erwarten jetzt von mir Ergebnisse, die friedlich nicht mehr zu erwirken sind. Mir bleibt keine Wahl, zum übernächsten Vollmond muss angegriffen werden. Dann kommt uns sogar der Winter zupass, der hier jeden Römer schon von alleine erschlottern lässt. Und unsere Orakel zeigen allesamt Sieg an, einstimmig alle.“
Waldur wusste, dass Chlodwig für diesen Angriff weit mehr Soldaten benötigte, als ihm zur Verfügung standen. Die Pariser werden sich an dem Angriff wahrscheinlich nicht beteiligen, also alemannische Soldaten. Die Franken und Alemannen hatten sich gegen die Römer seit jeher zusammengetan. Der Runenring! Ob Chlodwig doch wusste, dass er ihn besaß? Sei’s drum, auch ohne den Ring bestand diese Verpflichtung. Er erkundigte sich: „Wie viele Soldaten brauchst du von uns?“
„Für den Anfang achttausend“, war Chlodwigs spontane Antwort. „Dazu natürlich ein paar tüchtige Offiziere und mindestens fünf Ritter, darunter wenn möglich Hilibrand“.
Waldur überdachte diese Forderung und sagte ihm dann: „Das müsste in Ordnung gehen. Auf Hilibrand müssen wir allerdings verzichten, er darf das Regentenstudium nicht unterbrechen.“
„Schade, ich hätte ihn gerne dabei gehabt. - Du wirst es erleben, Blutsbruder, ratz-fatz haben wir die Schmarotzer aus unserem Land vertrieben“, frohlockte Chlodwig mit bereits jetzt angriffsfeurigem Blick.

Kapitel 10
Ab Hornung 487
    D reieinhalb Monde hatte der Krieg gewütet, bis auch die letzten Besatzer, und mit ihnen Syagrius, aus Nordgallien vertrieben waren. Die Zahl der Gefallenen war gering, die Beute enorm, und Chlodwigs Reich war nach Süden um fast das Doppelte erweitert. Es grenzte dort jetzt an Burgund und Alemannien. Mit diesem neuen Landstrich hatte er gleichsam die drei dort lebenden Parisstämme dazu gewonnen, die nunmehr als Franken galten, und deren Regenten ihm aus Dankbarkeit fortan als Gaugrafen dienen werden. Damit hatte er alles und noch mehr erreicht, was er von Jugend an erstrebt hatte - ein vereintes fränkisches Großreich, frei von Besatzern. Und der Aurelia hatte er sich damit entledigt.
Tüchtiger, momentan allerdings abgekämpfter Chlodwig.
Die Soldaten zogen heimwärts, nur Chlodwig und die zwölf fränkischen und alemannischen Ritter hielten in Koblenz auf dem zuletzt befreiten und südlichsten Rheincastel noch Wacht.
Chlodwig stand alleine hoch droben zwischen den Zinnen des Turms und ließ seinen Blick rheinabwärts über das von Römern befreite Frankenreich schweifen - sein Land, so weit das Auge reichte, sein Land. Bei diesem Gedanken erwachte das erste Siegesgefühl in ihm. Er hatte es geschafft, hatte Nordgallien befreit. Sein Werk. Non, nicht alleine, auch das der zwölf Ritter, die so todesmutig für ihn gekämpft hatten. Jetzt waren die Ritter allerdings statt todesmutig nur noch todmüde, vielmehr kriegsmüde. Chlodwig war das nicht entgangen, weshalb er beschloss, die Wacht abzubrechen, um die Ritter morgen nach Hause zu entlassen. Vor ihrer Abreise jedoch, und zwar noch heute Abend, wollte er auch in ihnen Siegesstimmung erwecken, oui, das sei er ihnen schuldig.
Dazu bat er die Ritter wenig später in den warm beheizten Festsaal des Castels, wo er bereits ein Fass Beutewein hatte anzapfen lassen.
„Auf unseren triumphalen Sieg!“, eröffnete er fröhlich laut den Umtrunk und nahm den ersten Schluck aus dem goldenen Trinkhorn, um es anschließend weiter zu reichen.
Während das Horn von Ritter zu Ritter ging, sprach Chlodwig ihnen mit Pathos seine Anerkennung aus:

Weitere Kostenlose Bücher