Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
deine Sicherheit.« Der Ärmel des grauen Kleides hatte sich verschoben und seine Hand stieß an den Verband, den sie darum geschlungen hatte. Blut war durchgesickert und klebte den Stoff an die Wunde. Bei der Bewegung tat es ihr weh. Sie zischte leise und er hob ihre Hand ins Licht.
»Gütiger Heiland, was ist das? Was hat er dir angetan? Gott im Himmel, verzeih mir meine Eigensucht! Die Sorge um meine Schwester ließ mich vergessen, durch welche Hölle du gegangen bist! Deine Verletzungen müssen versorgt werden!«
Sanft entzog sie ihm die Hand. »Halb so schlimm. Das heilt schon wieder. Ich hatte Glück. Gebt mir einen Verband« - sie schnupperte demonstrativ an ihrem Ärmel - »und vielleicht etwas Frisches zum Anziehen, dann bin ich versorgt. Kümmert Euch um Eure Schwester, das ist dringender.«
Er warf einen Blick zur Tür und sie merkte, wie eilig er es hatte. Trotzdem führte er sie am Arm zu Magdalenes Zimmer, wo sie mit Trines Hilfe schnell Sachen heraussuchte. Mit diesem Paket und dem Verbandszeug ging es hastig den Weg zurück. Er ließ wieder Dampf aus dem Ventil, während diesmal Trine aufpasste. Als sich die Klappe hinter Luzia schloss, fühlte sie sich wohl und geborgen. Inständig hoffte Luzia, dass der Zentgraf mit der Suche nach ihr so viel zu tun hatte, dass er sich nicht um Magdalene kümmern konnte.
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Lukas eilte mit Magdalenes Mantel über dem Arm durch die dunklen Straßen und schimpfte leise über den Nachtwächter, der seinen Dienst so sehr vernachlässigte. Auch in der kleinen Gasse, an deren Ende der Wohnsitz seiner Familie die Nachbarhäuser überragte, standen Laternen, aber regelmäßig blieb der Nachtwächter in der Schänke hängen, bevor er sie anzündete, und vergaß hinterher seine Pflicht. Dabei bestand gerade in dieser Gasse die Gefahr, dass Gesindel sich im Dunkeln versteckte und Passanten auf dem Marktplatz auflauerte. Das Rapier an Lukas‘ Seite gab ihm ein beruhigendes Gefühl. Das würde noch fehlen, dass ihn in seiner wichtigen Mission solch ein Imbécile aufhielt! Er hatte Zeit genug verloren mit dem Warten auf die Dunkelheit. Doch vorher weilte der Advokat am Gericht, war nicht zu sprechen für seine Klienten. Hoffentlich hatte er die barschen Worte am Nachmittag vergeben, als Lukas ihn zum Einschreiten zwingen wollte. Magdalenes Sicherheit lag Lukas am Herzen, mehr als alles andere.
Seine Schritte führten ihn über den Marktplatz hinweg, an der Kellerwirtschaft vorbei und in die nächste Gasse, wo er ungestüm an einer Glocke läutete. Mehrmals musste er den zerfaserten Strang ziehen, bis im oberen Geschoss ein Licht zu sehen war. Kurz darauf öffnete sich das Fenster, ein Wachslicht auf einem Teller erschien darin und dahinter das hagere Gesicht eines Mannes mit Nachtmütze. Die war auch bitter nötig, denn das obige Fenster stellte den kostbarsten Besitz des Advokaten dar, den Lukas zu dieser Stunde heimsuchte. Überall sonst zog es zum Gotterbarmen in dieser Bude.
»Macht auf, Bichler!«, rief Lukas empor.
Kurzsichtig kniff das Männlein die Augen zusammen, streckte das Licht mit seinem mageren Arm noch ein Stück weiter aus dem Fenster und schnaufte dann auf. »Herr Professor! Bei der Liebe unseres Heilands, ich sagte doch, dass ich diese Angelegenheit nicht zu regeln vermag. Wo sie steckt, weiß niemand.«
»Ein anderer Fall, Herr Advokat, der Euch gut bezahlt sein soll.«
Bei dem Wort »bezahlt« begannen die Augen von Bichler zu leuchten, wie man deutlich im flackernden Schein des Lichts sah. Sofort war er vom Fenster verschwunden und mit polternden Schritten die Treppe hinunter, während eine schwergewichtige Matrone, ebenso mit Nachthaube, seinen Platz am Fenster einnahm, aber schamhaft im Schatten blieb. Es rappelte im Schloss der Haustür, dann klaffte sie auf und Bichlers Adlernase spähte hervor.
»Herr Professor, seid Ihr’s wirklich?«
»Leibhaftig, lieber Bichler. Lasst mich ein, dass ich im Hausflur warte, und werft Eure Robe über. Wir zwei werden ausgehen müssen.«
Dringende Eile trieb Lukas, aber er sah ein, dass er Bichler nicht drängen durfte. Aus früherer Bekanntschaft wusste er, dass der Advokat dann zur Panik neigte und keine drei zusammenhängenden Worte mehr herausbrachte. Nein, so sehr die Angelegenheit auch brannte, Lukas musste die Ruhe bewahren. Als der Advokat ihn auf seine Worte hin mit unverständig aufgerissenen Augen anstarrte, musste Lukas an sich halten, ihm nicht den mageren Hals zu würgen. Also ballte er
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