Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
benutzte. »Nicht nur ich verbürge mich, auch der Herr Erzbischof in Mainz wird meine Meinung teilen. Als er letztes Jahr dem Bürgermeister anbefahl, meine Studien zu unterstützen …«
Mehr musste er nicht sagen. Der Vikar seufzte, warf dem eifrig nickenden Advokaten einen hilflosen Blick herüber und wandte sich der Bodenklappe zu. »Hier herunter, Herr Professor.«
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Luzia zog das völlig verschwitzte Kleid aus und wusch sich ausgiebig, dann hüllte sie sich in eines der langen Nachthemden von Magdalene und kümmerte sich um ihre Handgelenke. Sie genoss den Luxus, nicht in der Unterwäsche oder gar nackt schlafen zu müssen. Wenn auch jeder sagte, zu häufiges Waschen sei schädlich und man rufe damit die Pest herbei, Luzia liebte den Geruch von frischer Wäsche.
Balthasar behielt recht, die Schläge hatten gerade einmal blaue Flecken hinterlassen. Das war nur zur Warnung gewesen. Trotzdem spürte sie jedes Mal eine unglaubliche Wut in sich, wenn sie an diesen Mann dachte. Sie war entkommen, Magdalene musste er freilassen, aber wie viele Frauen hatte er schon auf dem Gewissen? Stimmte, was die Büttel sagten? Siebenhundert Frauen? Mehr als eine ganze Stadt. Und wie viele Frauen würde er noch foltern, verstümmeln, ermorden? Die Massen jubelten ihm zu. Und er war nicht der Einzige. Überall auf der Welt suchte man Hexen und verbrannte sie. Waren alle so wenig Hexen wie sie und gestanden nur unter Folter? In ihr baute sich ein unbändiges Verlangen nach Rache auf. Gleich darauf schalt sie sich infantil. Wollte sie sich allein gegen die Inquisition stellen? Was hatte sie denn davon? Sie sollte lieber über einen Weg nachdenken, wie sie schnellstens von hier fort kam. Die Suche nach dem Einbrecher lief in vollem Gange und dann wurde sie auch noch als geflohene Hexe gesucht!
Fürs Erste sorgte Lukas Wegener für sie. Wie lange konnte sie ihm auf der Tasche liegen? Seine Dankbarkeit war bestimmt nicht unendlich, er musste in erster Linie für seine Schwester sorgen. Luzia als unerwünschte Fremde machte ihm nur Ärger. Wenn sich die Erregung um ihre Flucht gelegt hatte, musste sie weg. Andererseits missfiel ihr der Gedanke, Lukas Wegener nie wiederzusehen. Professor Lukas Freiherr von Wegener. War sie denn von allen guten Geistern verlassen, sich für einen gelehrten Edelmann zu interessieren? Sie war eine Diebin! Diesen Mann für sich zu gewinnen, daran konnte sie nicht einmal im Traum denken. Vielleicht, wenn sie als Händlerin in eine Stadt kam, konnte sie sich einen Handwerksburschen anlachen. Mit dem Gold, das sie bis dahin gespart hatte, würde er vielleicht eine hübsche Werkstatt gründen. So sah ihre Zukunft aus.
Wer sprach denn aber davon, dass sie diesen Gelehrten heiraten sollte? Sie hatte schon einige Männer nicht geheiratet. Wenn sie neu in eine Stadt kam, dann spielte sie die keusche Händlerin mit dem Verlobten auf Wallfahrt. Die Sache mit dem Söldner des Händlers war eine Ausnahme gewesen, weil sie ihm nicht einmal ihren Namen genannt hatte und sicher sein konnte, nicht von ihm enttarnt zu werden. Normalerweise gönnte sie sich nur zwischen ihren Diebeszügen etwas Spaß. Nun, für etwas Spaß war Lukas vielleicht auch zu haben. Nur hatte sie Angst, dass sie dann nicht mehr von ihm loskam.
Darüber konnte sie sich noch einige Tage Gedanken machen. Sie seufzte und vertiefte sich wieder in das Buch. Stundenlang las sie, bis die Müdigkeit sie überwältigte. Diesmal träumte sie von Lukas und seinen dunklen Augen. Allein dieser Anblick brachte sie schon dazu, langsam ihre Kleider abzustreifen, bis er immer näher kam, ohne ihren Blick loszulassen, und seine Hände über ihre nackten Schultern streichelten. Immer tiefer wanderten seine Finger, bis zu ihren Brüsten, die er zart umfasste, mit seiner ganzen Hand bedeckte. Schließlich sah er doch weg, auf ihre Brüste, bückte sich und nahm die festen Spitzen zwischen seine Lippen, bis sie aufseufzte.
Es quietschte leise, als die Tür sich öffnete. Das genügte, sie zu wecken. In ihrem Schoß spürte sie Feuchtigkeit. Draußen hörte sie die ruhige Stimme von Lukas und vergaß jede Angst, die vielleicht aufkommen wollte. Sie sprang auf und ging ihm entgegen. Magdalene war bei ihm und Luzia sah gleich, dass sie sich in schlechter Verfassung befand. Er musste sie stützen. Unter dem übergeworfenen Mantel umhüllte nur ein fadenscheiniges Hemd das Edelfräulein, sie bewegte sich ungeschickt, stützte sich mit den Händen ab und verzog ihr
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