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Die Hexe soll brennen

Die Hexe soll brennen

Titel: Die Hexe soll brennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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eine verwirrte Dirn gefunden. Und das ist gut so. Zwei Generationen nach dem unseligen Glaubenskrieg ist das Land noch immer ausgeblutet. Da schadet es und geht bis ins Mark, wenn die Leute auch noch auf dem Scheiterhaufen umkommen müssen. Und jetzt, Felß, schenkt mir noch einmal ein. Ihr lebt in einem armseligen Pfarrdorf, aber Euer Wein und die Gewürze sind gut.«
     

Das Vergehen
    März 1689
    »Über die verschiedenen Weisen, wie die Dämonen durch die Hexen die Unschuldigen zur Vermehrung jener Ruchlosigkeit an sich ziehen und verlocken.«
    (Hexenhammer)
    Tagelang spotteten sie im Dorf über Katharina, über die Grueberschen. Verängstigt hatten sie den Zug der Kapuziner, des Felß, des Geharnischten zur Kate verfolgt. Während der Beschwörung hatten manche gemeint, Teufel durch das Strohdach der Hütte ausfahren zu sehen. Doch als dann das Maultier zurück zum Pfarrhof trottete und der Geharnischte ohne eine Gefangene den Mönchen folgte, da war die Angst der Dörfler spöttischem Gelächter gewichen. Im Pfarrhaus hatten die Gekutteten Wein mit dem Felß getrunken, statt den Hexenbrand vorzubereiten. Nichts war also die Grueber-Dirn, keine, die mehr wußte als die anderen, eine Täuscherin, eine Betrügerin, die sie alle zum Narren gehalten hatte. Es war gut, jetzt spotten zu können, nachdem der Alpdruck der Kavalkade mit dem Maultier von den Geislingern gewichen war. Selbst diejenigen, die Geräuchertes und andere Leckerbissen an den Schwindel verloren hatten, waren den Grueberschen deswegen nicht böse. Sie durften wieder lachen, und das reichte ihnen.
    Erleichtert trank Johann Auer seinen Schnaps, diesmal jedoch in Maßen. Dann holte er sich die Küchenmagd ins verwaiste Bett, und während er sie derb vögelte, schwor er sich, daß die Seele seiner verstorbenen Margaret längst ihre verdiente Ruhe gefunden habe.
    Auch von den Grueberschen selbst war der Alpdruck hinweggenommen. Sie hatten Erniedrigung, sogar Todesangst in ihrer Kate dulden müssen, doch dann hatte der Geweihte in der kastanienbraunen Kutte seltsamerweise Milde gezeigt. Der Alte hatte seinen Angriff auf den Mönch nicht büßen müssen; sein Greinen hatte dem Kapuziner als Reue genügt. Katharina war durch ein einfaches Versprechen der Geißel und vielleicht Schlimmerem entronnen. Die Essenvorräte waren wieder im Rauchfang und in den Kästen verwahrt. Die Grueberschen taten sich weiterhin gütlich daran. Der Spott der Nachbarn störte sie nur wenig, und wenn sie durchs Dorf gehen mußten, taten sie es mit eingezogenen Köpfen – das schützte sie und schmerzte nicht.
    Allein Katharina blieb still, in sich gekehrt, quälte sich immer noch mit dem, was ihr geschehen war, quälte sich stumm. Ihre Eltern, ihr älterer Bruder waren zu dumpf, um aufmerksam zu werden, aber manchmal in diesen Tagen schlich das Kind sich fort, strich auf schlammigen Wegen rund um das Dorf, stahl sich auch mehrmals in die Nähe des Friedhofs, vermied glücklich den Felß und seinen Knecht, wurde vom Grab der Auerin angelockt, suchte es dennoch nicht auf. Und um die Wege Katharinas schlich eine andere, schlich hinter der Schleichenden, wurde aber von dem Mädchen niemals gesehen. Katharina selbst wurde dagegen von der Buckligen scharf beobachtet. Die Eckhin griente, als sie sah, wie es die Dirn zum Friedhof zog. Aber sie hielt sich zurück, wartete ab, und als sie zuschlug, da tat sie es so geschickt wie eine Kreuzotter.
    Draußen auf den Feldbreiten war Katharina an diesem Tag einer Gruppe von Bauern begegnet, die prüften, ob sich die Märzerde bereits für die Egge eigne, und als das Mädchen scheu vorübergeschlichen war, da hatte es Gelächter und beißenden Spott ertragen müssen.
    »Suchst wohl gar eine arme Seel' zwischen den Ackerfurchen, was?«
    »Sei vorsichtig, sonst fährt dir eine Heppen unter den Rock, und 's ist gar der Teufel!«
    »Komm her, Dirn! Von mir kannst zwei Eier kriegen und dann zeigst mir, wie ein Weiberbusch im Feuer brennt, wenn ihn der Leibhaftige fegt.«
    Katharina hatte sich hinter einen dürren Rain drücken wollen, aber dann waren Erdklumpen geflogen, und sie war weggerannt, hatte sich in die Nähe der Friedhofsmauer geflüchtet, steckte jetzt nahe der Stelle im Gestrüpp, wo auf der anderen Seite des Steinwerks das eingesunkene Grab Jörgs lag.
    Und die Eckhin hatte das Verspotten beobachtet, Katharinas Flucht, war dem Mädchen hastig gefolgt, stellte es nun in seinem Versteck.
    »Sie treiben's arg mit dir. Sollten sich der

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