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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Töne aus.
    »Hat sich schließlich doch gelohnt, mein Besuch bei der alten Hexe am Innufer«, flüsterte Alma mit dünnem Lächeln. »Hat es dir auch gut gemundet? Schade, dass die dreiste blonde Hure nicht auch davon genossen hat! Aber sei ganz unbesorgt, kleine Herzogin! Mit euch beiden bin ich ohnehin noch lange nicht fertig!«

     
    Nachdem er das Studierzimmer betreten hatte, erschrak Johannes Merwais, als der Herzog von seinen Papieren aufschaute. Der Rock aus braunem Brokat schien um Sigmunds Körper zu schlottern, die Augen lagen so tief in den Höhlen, als sei sein kantiger Schädel über Nacht abgemagert, die Lippen waren rissig.
    »So habt Ihr Euch in unserer heiklen Angelegenheit tapfer geschlagen, wie de Caballis mir versichert hat«, sagte er mit matter Stimme. »Und das gegen einen Gegner, der nicht zu unterschätzen ist.«
    »Die Herzogin war so freundlich …«, begann Merwais und hielt erschrocken inne. »Verzeiht, Euer Hoheit, ich wollte Euren Kummer nicht noch …« Er verstummte.
    »Noch ist sie nicht tot«, sagte der Herzog. »Und ich hoffe bei der unendlichen Güte Gottes, dass er mich für meine Sünden nicht auf so grausame Weise bestrafen wird. Van Halen hat mir versichert, er werde sie wieder gesund machen, wenngleich es nicht leicht fällt, ihm das zu glauben, wenn man mitansehen muss, wie schwach und mutlos meine Katharina ist.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Sprecht also weiter und sagt aufrichtig, was Ihr mir zu sagen habt!«
    »Es lag wohl eher an Gaudenz Stein und seinen kühnen Konstruktionen als an meinen bescheidenen Fähigkeiten«, sagte Merwais wahrheitsgemäß. »Ohne den kenntnisreichen Sachsen, den Ihre Hoheit gerade zur rechten Zeit aus Annaberg anreisen ließ, wäre die Inspektion sicherlich anders ausgefallen. Aber bevor wir jetzt verfrüht in Jubel ausbrechen, sollten wir unbedingt noch die Korrespondenz aus Augsburg abwarten.«
    Herzog Sigmund musterte ihn prüfend. »Ihr macht keine unnötigen Worte«, sagte er, »und schmückt Euch nicht mit fremden Federn. Beides gefällt mir. Habt Ihr schon Vorstellungen über Eure weitere Zukunft?«
    Lena, dachte Johannes augenblicklich. Lena und ich … Plötzlich waren seine Lippen wie versiegelt.
    »Vielleicht macht Euch das gesprächiger«, fuhr der Herzog fort. »Die beiden Schalen, die dort am Fenster stehen, geht zu ihnen hinüber!«
    Die Gefäße waren aus dickem opakem Glas und bis zum Rand mit blanken, nagelneu geprägten Silbermünzen gefüllt.
    »Und jetzt taucht Eure Hände hinein!«, befahl der Herzog. »Beide auf einmal!«
    Merwais zögerte, schaute noch einmal zum Herzog, und erst, als der aufmunternd nickte, gehorchte er.
    »Nun, wie fühlt sich das an?«
    »Kühl«, sagte er. »Und schwer.«
    »Kühl und schwer?« Der Herzog war aufgestanden und zu ihm gegangen. »Das ist alles, was Euch dazu einfällt? Dann seid Ihr wohl doch nicht der richtige Mann für meine Hofkanzlei.«
    Er drängte den Juristen ungeduldig beiseite und vergrub nun selbst die Hände in den Münzen.
    »Das ist Glück, Merwais, Reichtum und Sicherheit. Nur wer sie besitzt, kann auf die rechte Art und Weise herrschen und regieren. Ohne Silber ist jeder Fürst lediglich ein Bettler.« Herzog Sigmund kehrte zu seinem Sessel zurück und stöhnte dabei leise.
    »Ihr seid krank, Euer Hoheit?«
    »Wie könnte ich gesund sein, da mein junges Weib so schwer daniederliegt? Wir hätten ein Kindlein haben sollen, versteht Ihr, schon in wenigen Monaten. Endlich der eheliche Sohn, den das Schicksal mir bislang so hartnäckig verweigert – und nun beginnt die ganze Schinderei aufs Neue.«
    Er sackte wieder in sich zusammen, als sei er drauf und dran, seinen Besucher zu vergessen, dann aber straffte er sich plötzlich.
    »Ihr sollt für Eure Bemühungen belohnt werden«, sagte er. »So hab ich es stets gehalten und so werde ich es auch weiterhin tun. Geht hinüber in die Kanzlei und lasst Euch den Beutel geben, der dort für Euch bereitliegt. Und denkt noch einmal über Eure Zukunft nach – gründlich und in aller Ruhe!« Erneut sanken seine schmalen Schultern nach unten.
    Merwais blieb stehen und musterte ihn besorgt. »Es zieht Euch nicht wie magisch zum Silber?«, fragte der Herzog. »Genau das wollte ich wissen. Dann geht jetzt zu den Schalen und füllt gleich an Ort und Stelle Eure Taschen! Rechts sind die Sechser, links die Pfundner. Auf meine schönen dicken Halbguldiner müssen wir beide leider noch ein Weilchen warten, wie es

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