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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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aussieht.«
    »Hier, Euer Hoheit – vor Euren Augen? Das kann ich nicht!«
    Der Blick des Herzogs wurde warm. »Noch eine Probe, die Ihr bestanden habt«, sagte er, griff hinter sich und warf Johannes einen ordentlich gefüllten Beutel zu, den dieser instinktiv auffing. »Das ist für Euch – und jetzt lasst mich bitte allein!«
    Johannes fühlte sich wie betäubt, nachdem er den Herzog verlassen hatte, und in seinem Kopf purzelte alles wild durcheinander. Was war das gerade eigentlich gewesen? Eine Prüfung oder doch eher eine Auszeichnung? Eine Mahnung, rechtzeitig an später zu denken?
    Bevor er zu einer schlüssigen Antwort gelangt war, fand er sich schon im Hof wieder, und als er sich instinktiv in Richtung Küche wandte, kam ihm plötzlich Niklas entgegen.
    »Sieh an, der Herr Jurist mit einem prallen Beutelchen und auch noch bestens aufgelegt«, begann der Spielmann zu sticheln. »Schleicht sich wohl wieder zur heimlich Angebeteten? Dabei sollte er doch längst wissen, dass Lena und ich …«
    Eine heiße Welle von Wut schoss in Johannes empor.
    »Ihr pocht auf die Privilegien, die Eure Herkunft Euch gewährt«, zischte er. »Und missbraucht sie dazu, einem einfachen Mädchen den Kopf zu verdrehen – ich nenne das billig!«
    »Was wisst Ihr schon über meine Herkunft?« Niklas’ Mund war plötzlich hassverzerrt.
    »Genug, um Euch hier und jetzt zur Rede zu stellen. Warum lasst Ihr das Mädchen nicht einfach in Ruhe? Eine Köchin und der Bastard des Herzogs, das kann doch niemals …«
    Niklas’ Rechte traf Merwais unvorbereitet. Seine Oberlippe platzte, und er schmeckte Blut. Er ließ das Geldsäckchen fallen und stürzte sich auf den Spielmann, der größer war und um einiges muskulöser als er, doch darüber nachzudenken, war jetzt keine Zeit mehr. Johannes umklammerte Niklas’ Rumpf und stieß mit seinem Kopf hart gegen dessen Brust. Niklas jaulte auf, packte ihn am Arm und versuchte ihn wegzuschleudern, aber Merwais gab nicht auf, und es dauerte eine ganze Zeit, bis Niklas freikam.
    Heftig schnaufend standen sie sich gegenüber.
    »Wenn du wüsstest, was dein Liebchen heimlich so treibt«, schrie er. »Dann würdest du deine fromme, brave Lena mit ganz anderen Augen sehen, das schwör ich dir!«
    »Du bist es ja nicht einmal wert, ihren Namen in den Mund zu nehmen!«, brüllte Johannes.
    »Ich kenne alles an ihr, weißt du das eigentlich? Ich kann dir sogar sagen, was sie anstellt, sobald die Hügelfeuer erloschen sind …«
    »Halt sofort dein Schandmaul!«
    »Halt du lieber deines, sonst schlag ich dir noch den Schädel ein!«, schrie Niklas. »Genau das kannst du haben!«
    »Dafür musst du mich aber erst einmal bezwingen«, brüllte Johannes nicht minder laut zurück. »Komm schon her, wenn du dich traust!«
    Inzwischen hatten sie eine Menge Zuschauer bekommen. Viele standen an den Fenstern zum Innenhof der Burg und verfolgten gespannt den lautstarken Streit. Ein paar der Bediensteten waren sogar nach draußen gelaufen, um ja nichts zu verpassen.
    Und der Zweikampf ging weiter. Der Spielmann rannte auf Merwais zu, der aber, leichter und um einiges wendiger, wich den Hieben geschickt aus, was Niklas zunehmend ermüdete. Seine Schläge wurden weniger treffsicher, und er begann nach Luft zu japsen, während sein Gegner sich noch immer scheinbar mühelos bewegte.
    »Das wirst du bereuen!«, keuchte Niklas. »Der Tag wird kommen, wo du …«
    »Habt ihr beide den Verstand verloren? Hört sofort auf!« Das war Lenas entrüstete Stimme.
    Niklas wandte den Kopf und schaute in ihre Richtung. Für einen Moment passte er nicht richtig auf. Da erwischte Johannes’ Faust seitlich seinen ungeschützten Kopf. Es wurde rot vor seinen Augen, er begann zu schwanken, suchte vergeblich nach einem Halt.
    Dann stürzte er wie ein gefällter Baum zu Boden.

     
    »Sich schlimmer als zwei unreife Buben aufzuführen! Ausgerechnet jetzt, wo die Herzogin so krank ist und dringend Ruhe braucht!« Lenas Protest drang wie aus weiter Entfernung zu Niklas. Er schluckte und versuchte die Augen zu öffnen, was zunächst misslang. Am Geruch jedoch erkannte er, wo man ihm ein Lager bereitet hatte: in der Speisekammer des Frauenzimmers. Dicht über ihm mussten jene geräucherten Würste aus Schweinefleisch und Speck baumeln, von denen er für gewöhnlich kaum genug bekommen konnte. Jetzt aber verursachte ihr intensiver Geruch ihm lediglich Übelkeit. »Ist er denn schwer verletzt?«, hörte er Lena fragen.
    »Mit dem Kopf ist das

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