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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gesehen.«
    »Deshalb stecke ich auch mitten in der Konstruktion einer speziellen Mechanik, die die Arbeit dieser Männer eines Tages übernehmen könnte, indem sie das Wasser selbstständig und ohne menschliche Arbeitskraft abpumpt.«
    Jetzt war Walters bislang leicht verhangener Blick hellwach geworden. »Könnte man von den Plänen zu diesem Wunderwerk eventuell etwas zu sehen bekommen?«, fragte er.
    Gaudenz Stein zog die Schultern hoch. »Bisher ist alles noch streng geheim«, sagte er zurückhaltend, halb zu Merwais und dem Münzintendanten gewandt. »Der Herzog hat beträchtliche Summen investiert …«
    »Jakob Fugger gilt als großer Verehrer der Technik«, versicherte Walter, der mit einem Mal doppelt so schnell wie bislang sprach. »Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er eher über gewisse … nun sagen wir, Unstimmigkeiten hinwegsehen würde, könnte man ihn mit einem so interessanten Projekt begeistern.«
    »Dazu müsst Ihr erst Eure Zustimmung geben, Herr Münzintendant«, sagte Johannes, innerlich jubelnd, weil sein Plan aufzugehen schien. »Ihr könnt hier als Einziger im Namen Seiner Hoheit sprechen.«
    De Caballis schien zu überlegen, schließlich erhellte ein Lächeln seine markanten Züge.
    »Ich willige ein«, sagte er. »Allein schon, um zu demonstrieren, wie reibungslos die Zusammenarbeit des Erzherzogs von Tirol mit dem Hause Fugger vor sich geht. Berücksichtigt aber bitte ganz genau, welchen Vorschuss an Vertrauen wir Euch in dieser heiklen Angelegenheit entgegenbringen – und handelt dementsprechend!«
    Stunden vergingen, während Stein und Walter gemeinsam über den geheimen Zeichnungen brüteten und Antonio de Caballis mit Johannes Merwais in einem separaten Raum auf das Ergebnis wartete.
    »Wenn er nicht darauf eingeht …?« Der Venezianer hatte längst kein Sitzfleisch mehr und durchmaß den kleinen Raum mit ungeduldigen Schritten. »Dann muss der Herzog seine Münzprägung noch heute einstellen – und ich bin frei, um in die geliebte Lagunenstadt zurückzukehren.«
    »Er wird, seid ganz beruhigt!« Auf der Stirn des jungen Juristen glitzerten Schweißtröpfchen. »Ich habe vorhin die Gier in seinen Augen gesehen. Er will seinem Dienstherrn um jeden Preis gefallen. Das ist unsere beste Hypothek.« Und meine Garantie, noch länger hier am Hof Arbeit zu finden, dachte er. Denn wenn ich Innsbruck verlassen muss, werde ich Lena vermutlich niemals wiedersehen. Das wäre mehr, als ich ertragen kann.
    »Aber auf Dauer wird ein Jakob Fugger sich wohl nicht mit Zeichnungen abspeisen lassen …«, gab de Caballis zu bedenken.
    »Der Herzog erhält noch einmal eine Gnadenfrist, nicht mehr und nicht weniger. Danach muss es ihm gelingen, seinen Haushalt zu stabilisieren.«
    Der Münzintendant stieß ein trockenes Lachen aus. »Glaubt Ihr das wirklich?«, fragte er. »Mir, mein junger Freund, will das schon lange nicht mehr recht gelingen. Er wird auch künftig ständig irgendwo neue Löcher aufreißen, nur um die schon vorhandenen damit zu stopfen. Der Herzog ist zu alt, um sich noch zu ändern. Er wird weiterhin so verfahren, bis er aufhört zu atmen – oder bis man ihn eines Tages absetzt.«
    »Den Herzog absetzen?« Merwais schien entsetzt. »Wie sollte das jemals möglich sein?«
    »Man merkt, dass Ihr noch sehr wenig über Tirol wisst, Doktor Merwais. Nirgendwo sonst im Reich sind die Landstände so stark – und sie haben schon sehr viel Geduld mit Herzog Sigmund und seinen finanziellen Eskapaden gehabt. Jetzt hoffen alle auf seinen Erben und darauf, dass er die Münze endlich in Ordnung bringt. Sollte beides misslingen …«
    »Wir sind so weit.« Gaudenz Stein und Himlin Walter hatten ihre Klausur verlassen. Das Gesicht des Inspektors war wieder so griesgrämig wie am Morgen, in seinen Augen aber lag ein neuer Glanz.
    »Darf ich Euch nach dem Ergebnis fragen?«, sagte Johannes bang.
    »Wird dem erzherzoglichen Hof in schriftlicher Form mitgeteilt werden«, erwiderte Walter so barsch, dass das Herz des Juristen noch aufgeregter gegen seine Brust schlug. »Magister Gaudenz hat die Güte, mich zurück nach Augsburg zu begleiten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass seine kühnen Konstruktionen dort sehr wohl das Interesse von Jakob Fugger finden werden.«
    Geschafft! Für einen Augenblick war Merwais so erleichtert, dass ihm schwindelig wurde.
    »Dann darf ich die Herren zum Mahl bitten«, sagte er mit einer angedeuteten Verneigung. »Eine reich gedeckte Tafel wartet schon auf

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