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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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uns!«

     
    Seit der Rotnacht fühlte Lena sich Els tiefer verbunden, und all das Spitze, Trennende, das sich bislang immer wieder zwischen sie geschlichen hatte, war plötzlich wie von Zauberhand verschwunden. Aber auch den anderen Frauen gegenüber empfand sie ein warmes, tiefes Gefühle der Vertrautheit, als hätte ihre kleine Familie sich nun um einige wertvolle Mitglieder vergrößert. Die Einzige, die ihr seitdem ein Stück ferner gerückt schien, war zu ihrem Erstaunen Hella, aber das lag nicht am Erlebnis des Feuers, das sie miteinander geteilt hatten, sondern an Hellas ständiger Präsenz im Frauenzimmer, die Lena mehr denn je Unbehagen bereitete.
    Els hatte sich zu ihr an den Bettrand gesetzt, in den Morgenstunden, als sie endlich wieder zu Hause gewesen waren, sie lange angesehen und ihr Haar gestreichelt wie einst, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war.
    »Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?« Els’ Stimme war sehr sanft.
    Jetzt wäre genau der richtige Moment gewesen, um sie endlich all das zu fragen, was Lena schon so lange auf der Seele brannte, aber mit einem Mal erschien es ihr gar nicht mehr so wichtig. Wenn Els lieber für sich behalten wollte, wer der Vater ihres Kindes war, dann sollte sie es doch tun!
    Es genügte Lena ganz und gar, zu spüren, zu fühlen und dieses kleine, federleichte Glück zu genießen, das gerade in ihr aufstieg.
    Das allerdings sehr rasch wieder verschwand, sobald sie an Niklas dachte, was weitaus häufiger geschah, als ihr lieb war. Zunächst hatte sie sich gar nicht vorstellen können, wie es sein würde, ihm in der Hofburg jemals wieder zu begegnen, aber als es doch dazu kam, war sie erstaunt, dass er ihr jedes Mal auswich, während sie sich in seiner Gegenwart relativ unbefangen benehmen konnte. War früher kaum ein Tag vergangen, an dem der Spielmann nicht nach ihr gesehen hatte, so schien Niklas nun die Küche und damit auch sie regelrecht zu meiden, als plage ihn die heimliche Angst, mit Vorwürfen konfrontiert zu werden.
    Sie würden miteinander reden, das stand für Lena fest, aber erst, wenn der richtige Augenblick dazu gekommen war. In der Zwischenzeit vertiefte sie sich noch mehr als bisher in ihre Arbeit. Dabei entging ihr aber nicht, dass auch Johannes Merwais seit Johanni seine Besuche bei ihr eingestellt hatte. Er sei äußerst beschäftigt, so der Gesindeklatsch, in wichtigen Diensten des Herzogs in Schwaz und Hall unterwegs. Sie hätte es fast glauben können, wäre da nicht diese beharrliche innere Stimme gewesen, die ihr zuflüsterte, dass seine Abwesenheit ganz andere Ursachen hatte.
    Seufzend füllte Lena die ausgenommenen Wachteln für die Tafel der Herzogin mit Butter und Zitronenstückchen und band die Beinchen mit einem Zwirnfaden zusammen. Sie rieb die Haut mit Salz ein und sparte auch mit den kostbaren zerstoßenen Pfefferkörnern nicht, die für eine angenehme Schärfe sorgen würden. Die Schwangere hatte nach frischem Wild verlangt – und natürlich war dem Wunsch Ihrer Hoheit sofort entsprochen worden. Lena hatte bereits eine kleine Armee dieser köstlichen Vögel vorbereitet und in die Reine zum Braten gelegt, wo sie nur noch darauf warteten, mit Honig bepinselt zu werden. Da kam plötzlich die junge Hofdame Babette kreidebleich in die Küche gestürzt.
    »Heißes Wasser!«, keuchte sie. »Schnell! Die Herzogin blutet stark.«
    »Ist van Halen schon bei ihr?«, fragte Lena, während Vily und ein anderer Küchenjunge namens Felix geschäftig die Eimer füllten.
    »Der hat mich ja geschickt.« Babette hatte vor Aufregung eine weiße Nase. »Und jetzt, ihr beiden, mir hinterher nach oben zu ihrem Gemach, aber geschwind!«
    Am liebsten wäre Lena mitgelaufen. Wie sehr hatte Katharina sich auf ihr Kind gefreut! Lena faltete die Hände und sprach ein stummes Gebet, zuerst zu Mutter Maria, gleich anschließend aber nicht minder inbrünstig zu den drei Bethen, die, wie sie seit dem Rotfeuer wusste, alle Frauen beschützten.
    Natürlich war jetzt an geordnete Arbeit kaum noch zu denken, obwohl Chunrat seine Leute in gewohnt mürrischer Weise hin und her scheuchte. Als die Küchenjungen mit den leeren Eimern zurückkehrten, stürzten sich alle auf sie, um mehr zu erfahren. Aber Felix zuckte lediglich die Achseln und sagte, er wisse leider nichts, während Vily betreten zu seinem Zwiebelhaufen ging und kommentarlos zu schälen begann.
    »Ich hab sie weinen hören«, sagte er leise, als Lena an ihm vorbeiging, und wischte sich

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