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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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da an der Stirn?«, wollte sie wissen. »Ein Unfall?«
    »Liebeshändel. Bereits vergessen. Macht Euch wegen mir bitte keinerlei Umstände!« Niklas schaute sie unverwandt an mit diesen unverschämt blauen Augen. »Wollt Ihr nicht endlich nachsehen?«
    »Aber ja. Natürlich.« Hella öffnete den Beutel und zog ein zartes goldenes Gespinst heraus, an dem runde weiße Tropfen schimmerten. »Aber das ist ja …«
    »Ein Haarnetz«, vervollständigte Niklas an ihrer Stelle den Satz. »Gewirkt aus Goldfäden, mit echten Perlen besetzt. Falls Euch einmal der Sinn nach einer anderen Frisur steht, hat sie gesagt.«
    »Wie geht es Ihrer Hoheit?«, stieß sie hervor. »Ich hab so oft an sie gedacht!«
    »Ein wenig besser. Sie ist über den Berg, würde ich sagen. Allerdings noch immer sehr schwach. Aber Medicus van Halen und die gute Küche des Frauenzimmers werden sie wieder ganz gesund machen.« Sein Blick wurde noch neugieriger. »Wollt Ihr es nicht einmal anlegen?«
    »Jetzt? Ganz ohne Spiegel?« Hella spürte, wie die Röte in ihr Gesicht schoss. »Ich fürchte, das wird sehr schwierig werden.«
    »Das glaubt Ihr bloß, aber Ihr irrt Euch. Lasst mich Euer Spiegel sein!«
    Mit plötzlich alles andere als sicheren Händen streifte sie sich das Netz über. Es war großzügig bemessen, und doch gelang es ihr nicht auf Anhieb, all ihre widerspenstigen Haare darin einzufangen.
    »Ich darf Euch ein wenig helfen?« Niklas stand hinter ihr. Sie spürte seinen warmen Atem im Nacken, der plötzlich schutzlos war. »Und jetzt dreht Euch langsam zu mir um!«
    Mit geschlossenen Lidern gehorchte sie. Warum nur war ihr auf einmal so schwindelig, dass sie Angst bekam, den Boden unter den Füßen zu verlieren?
    »Macht die Augen auf!«
    Sie blickte in sein lächelndes Gesicht.
    »Ja«, sagte Niklas, »das ist es! Jedenfalls beinahe. Eine einzige Kleinigkeit fehlt noch …«
    Er beugte sich über sie und küsste sie.
    »Diese Lippen sind hungrig«, sagte er und küsste sie erneut, nun um einiges leidenschaftlicher. »Und diese Brüste sind es auch, das hab ich gleich erkannt.«
    »Ich bin doch schwanger! Lass mich los!«, rief sie, hatte aber die Arme bereits fest um ihn geschlungen.
    »Das will ich gern tun, meine Schöne«, murmelte er. »Aber erst, wenn wir beide miteinander fertig sind. Du bist schwanger? Und wenn schon – niemals warst du begehrenswerter. Ich hab dich tanzen sehen, in der Rotnacht, seitdem geisterst du ständig durch meine Träume. Und sind nicht all unsere Träume dazu da, um in Erfüllung zu gehen?«
    Er schaute sich um, dann hob er Hella hoch und setzte sie auf den großen Tisch.
    »Du brauchst endlich jemanden, mit dem du es richtig gut haben kannst – und nicht immer diese alten Säcke, die ständig irgendein Zipperlein haben und in der Liebe nichts Anständiges mehr zustande bringen«, sagte er. »Ich bin ein Mann, Hella, kein Greis, und genau das werde ich dir jetzt beweisen.«
    »Aber du liebst doch Lena!«
    »Lena?« Seine Stimme klang plötzlich rau. »Wir waren lediglich Freunde, nicht mehr. Und selbst das könnte ich nicht mit einem Eid beschwören.«
    »Wir können doch nicht einfach hier …«
    »Warum denn nicht? Wunderbar wird es sein«, widersprach Niklas mit einem frechen Lachen, während er sich blitzschnell von Hemd und Hose befreite, ihr Mieder aufschnürte und an ihrem Rock zerrte, bis sie nur noch das goldene Haarnetz trug. Sie ließ alles mit sich geschehen, ohne Widerstand, zitternd vor Verlangen. Als sie ihn schließlich in sich aufnahm, erschien ihr plötzlich wie ein dunkles Traumbild Lenas ernstes Gesicht, und eine heiße Welle von Scham überflutete sie. Dann aber wurden Niklas’ Stöße schneller und fester, und sie überließ sich ganz einer niemals zuvor gekannten Lust, die sie höher und immer höher trieb, bis ihr eigener Schrei ihr so laut in den Ohren klang, dass sie erschrak.

     
    »Es ist mehr als gerecht, dass die Hexen brennen, denn sie richten großen Schaden an, vernichten die Fluren durch Hagel und Blitz, verderben Butter und Milch. Und sie töten ungeborenes Leben …«
    Das gilt dir, Herzogin von Tirol, weil du meinen reinigenden Beichtstuhl gemieden und dich lieber weiterhin ausschweifender Wollust hingegeben hast, dachte Heinrich Kramer, während die Worte seiner Predigt mühelos und leicht über seine Lippen kamen, die nur noch kundtun mussten, was sein Geist bereits zurechtgelegt hatte.
    »Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Körper erzeugen,

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