Die Hexe und der Herzog
gesprungen war und neugierig zu schnüffeln begonnen hatte. Doch Fee ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, drängte sich weiter vor und begann hingebungsvoll zu schlecken, bis beide Schüsseln blank waren. Danach brachte sie sich mit einem kühnen Satz in Sicherheit.
Die Herzogin und der Medicus brachen zur gleichen Zeit in Gelächter aus. Nur die Hofmeisterin zog ein verdrießliches Gesicht.
»Das darf Lena nie erfahren!«, sagte Katharina.
»Da kennt Ihr sie aber schlecht, Hoheit«, widersprach van Halen. »Lena hätte gewiss mit uns gelacht. Wie schön, Euch endlich einmal wieder mit fröhlicher Miene zu sehen!«
»Lasst uns jetzt allein, Alma! Ich habe mit dem Medicus zu reden.«
Die Spiessin fügte sich und verschwand.
»Ich werde doch wieder ganz gesund?«, fragte Katharina. »Ihr wisst, wie wichtig das für uns ist – und für unser Land.«
»Ihr könnt wieder Kinder bekommen«, versicherte van Halen. »Es traf sich günstig, dass die Schwangerschaft noch nicht allzu weit fortgeschritten war. Körperlich erscheint Ihr mir sogar bereits genesen – und könntet in noch besserer Verfassung sein, wenn Ihr endlich wieder anständig essen würdet. Was freilich Eure Seele betrifft, so mache ich mir darüber eher Sorgen.«
Katharinas hellen Augen füllten sich mit Tränen.
»Es hat sich so gut angefühlt«, flüsterte sie. »Als ob ich endlich ganz geworden sei. Und jetzt ist da ein so schreckliches Loch in meiner Mitte. Meint Ihr, das kann sich jemals wieder schließen?«
»Es wird sich schließen . Aber nur, wenn Ihr dafür auch etwas tut. Ihr müsst Euch ablenken, Hoheit! Euch bewegen, schöne Dinge unternehmen, nicht nur den ganzen Tag in der Hofburg herumsitzen und grübeln. Vor allem dürft Ihr Euch keine Vorwürfe machen. Und Eurem Gemahl ebenso wenig. Es war ein Unglück, das Euch zugestoßen ist – nicht mehr und nicht weniger.«
»Dann ist es also nicht so, wie jener Pater behauptet?« Ihr Blick hing an seinem Gesicht. »Dass jemand uns verhext hat? Jemand, der unser Ungeborenes durch Zauberkraft getötet hat? Jemand, der es auch auf mein Leben abgesehen hatte?«
»Das hat Institoris gesagt?« Van Halen wandte sich ab, um sein Erschrecken zu verbergen.
Sie nickte. »Das und vieles andere mehr. Wie von Sinnen schien er mir, durchdrungen davon, dem Bösen mit allen Mitteln den Garaus zu machen. Der Herzog musste ihm zusagen, ihn dabei nach Kräften zu unterstützen. Zuerst hat mein Gemahl sich noch dagegen gewehrt, schließlich aber wirkte er gänzlich davon überzeugt, dass das seine heiligste Pflicht sei. Ihr wisst ja, er fürchtet sich vor allem Übernatürlichen, viel mehr als ich, das weiß ich inzwischen.« Ein scheues Lächeln. »So vieles ist geschehen, seit ich meine Heimat verlassen habe! Ich habe einen Ehemann gewonnen und ein Kind verloren – scheint, als sei ich in diesen paar Monaten erwachsen geworden. Heute würde ich gewiss nicht mehr zu zittern und zu kreischen beginnen, nur weil ein paar hohle Stimmen aus dem Kamin kommen.« Ihr Ton hatte sich verändert, klang auf einmal fast bittend. »Aber sagt mir aufrichtig, van Halen, ist unser schönes Innsbruck denn wirklich von Grund auf durch Hexen und Zauberinnen verseucht, die uns alle verderben wollen? Das vermag ich nicht recht zu glauben.«
»Ich auch nicht, Euer Hoheit«, rief der Medicus. »Pater Institoris ist in meinen Augen ein Mann mit … nun sagen wir … ungewöhnlich starker Einbildungskraft. Allerdings besitzt er die Fähigkeit, andere äußerst nachhaltig von seinen Vorstellungen zu überzeugen. Das heißt aber noch lange nicht, dass er mit allem recht hat, was er behauptet.«
»Er macht mir Angst«, sagte Katharina. »In seiner Nähe beginne ich zu frieren. Wenn wir ihn doch damals bloß nicht zur Geisteraustreibung in die Hofburg gerufen hätten!«
»Das, Euer Hoheit«, sagte der Medicus mit einer für seinen gewaltigen Leibesumfang erstaunlich anmutigen Verneigung, »wäre in der Tat sicherlich um einiges günstiger gewesen – für uns alle.«
»Aber was soll ich jetzt tun? Der Herzog weigert sich strikt, mit mir darüber zu reden, angeblich, weil er mich schonen will! Doch mein Kopf ist ganz klar, und mein Herz sagt mir, dass ich nicht nur dasitzen und abwarten darf.«
»Warum schreibt Ihr nicht einen Brief an unseren Bischof?«, schlug der Medicus vor. »Und lasst ihn Eure Bedenken in aller Offenheit wissen? Georg Golser ist ein vernünftiger Mann. Vielleicht kann er uns allen helfen.«
»Welch
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