Die Hexe und der Herzog
berichten.«
Er hatte vergessen, wie ihre Stimme klang, wie rau sie war, voll heimlicher Andeutungen. Seine Haut begann zu kribbeln, und sein Blick glitt zu ihren Brüsten, die das dünne gelbe Seidenkleid mehr enthüllte als verbarg. Obwohl er den Blick rasch niederschlug, meinte er ihr triumphierendes Lächeln wie eine Pfeilspitze zu spüren. Nein, dieses Geschöpf der Sünde würde ihn nicht noch einmal besiegen, das hatte er sich bei allen Heiligen geschworen!
»Dann redet, meine Tochter!«, sagte er und war zufrieden über den kühlen, geschäftsmäßigen Ton, der ihm trotz seiner inneren Zerrissenheit gelang. »Aber fasst Euch kurz, denn meine Zeit ist eng bemessen!«
»Ich bin hier, um drei gefährliche Hexen anzuzeigen.« Auch ohne seine Aufforderung setzte sie sich auf den harten Stuhl ihm gegenüber. Jetzt trennte sie beide nur noch der alte, wurmstichige Tisch, den er der Wirtin abgetrotzt hatte. »Die erste heißt Wilbeth Selachin und betreibt ein schmutziges Geschäft mit Wahrsagerei und Zauberei. Mir hat sie für teures Geld Liebeszauber und anderes mehr aufgehängt. Gleichermaßen ist sie auch mit anderen Personen verfahren. Höchste Zeit, ihr endlich das Handwerk zu legen.«
Immer noch ohne sie anzusehen, blätterte Kramer in seinen Unterlagen. »Wilbeth Selachin – hier! Gegen sie liegen bereits mehrere Beschuldigungen vor. Wo und wann hat sie Euch mit ihren Zauberkünsten belästigt?«
Die Spiessin hüstelte. »Nun, das war in ihrem Haus«, musste sie schließlich einräumen, »vor einigen Wochen.«
»So seid Ihr also aus freien Stücken zu ihr gegangen?«
»Aus freien Stücken – wo denkt Ihr hin!« Sie musste achtgeben, um nicht in eine seiner Fallen zu tappen. Doch diesen Triumph würde sie ihm nicht gönnen. »Sie hat mich dazu gezwungen, hat mir den Wunsch so lange durch übelste Hexerei eingegeben, bis ich ihn in meinem eigenen Kopf gespürt habe und schließlich nicht anders konnte, als ihm nachzugeben.«
Er nickte kurz, notierte eifrig weiter. »Der Name der zweiten Hexe?«, fragte er schließlich.
»Hella, verheiratet mit dem Münzschreiber Andres Scheuber. Durch Zauberei hat sie meinen armen Mann Leopold erst willfährig gemacht, schließlich verführt und zuletzt heimtückisch getötet. Man wird sie des Mordes anklagen, und ich weiß, dass es schwarze Magie war, derer sie sich bedient hat.«
Eine Weile blieb es still.
»Ehebruch ist eine schwere Sünde«, sagte der Pater schließlich gepresst. »Doch sie wird noch weitaus übertroffen von der Sünde gegen Leib und Leben. Hat man die Frau bereits gefasst?«
»Sie sitzt im Loch.« Almas Stimme troff geradezu vor Genugtuung. »Ob gegen sie bereits eine Anklage wegen Hexerei bereitet wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Falls nicht, solltet Ihr damit keine Zeit verlieren.«
Sein eisiger Blick streifte ihr Gesicht.
Beinahe hätte sie gelächelt. Er begehrte sie noch immer, das erkannte sie an seiner Haltung, die auf einmal so steif geworden war, als habe er einen Stock verschluckt, und an seinen kräftigen Händen, die ruhelos über die Blätter vor ihm glitten. Er stand in Flammen. Sie brauchte nur noch abzuwarten. Dann würde er ihr abermals wie eine reife Frucht in den Schoß fallen.
»Die dritte und letzte Hexe?«, fragte er in so scharfem Ton, als habe er ihre Gedanken erraten.
»Lena Schätzlin. Hat sich als Köchin am Hof angedient und es binnen Kurzem fertiggebracht, sich durch Magie das Vertrauen des Herzog und der Herzogin zu erschleichen, um dann im passenden Moment ihre Hexenkünste einzusetzen. Meine Aufmerksamkeit konnte das Schlimmste wohl mehr als einmal verhindern. Beim letzten Versuch jedoch ist es mir leider nicht gelungen. Das Hündchen der Herzogin starb, weil es die Speisen gefressen hat, die eigentlich für das hohe Paar bestimmt waren. Gift ließ sich freilich nirgendwo bei Lena Schätzlin auffinden. Bestimmt hat Luzifer ihr geholfen, es unsichtbar zu machen.« Almas Atem war heftiger geworden.
»Sie hat das Herrscherpaar verhexen wollen?« Kramer hielt es nicht länger auf seinem harten Stuhl aus, das Signal für die Spiessin, ebenfalls aufzuspringen. »Sie wird ihre gerechte Strafe erhalten.«
Jetzt waren sie sich so nah, dass einer den Atem des anderen spüren konnte. Alma brachte die magere Brust zur Geltung und wünschte plötzlich, sie hätte ein andersfarbiges Kleid gewählt, das ihre Haut weniger fahl machte.
»Sie haben sich so sehr nach Euch gesehnt«, stieß sie mit dem Mut der Verzweif
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