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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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am Leben bleiben, nicht einen einzigen Tag!« Er schlug die Hände vor das Gesicht und begann bitterlich zu weinen.
    »Beruhigt Euch wieder, Münzschreiber!«, sagte Merwais, den der Gefühlsausbruch dieses sonst so beherrschten Mannes befangen machte. »Euer Weib ist schwanger, das ist als Vorteil zu werten, denn es hilft erst einmal, Zeit zu gewinnen. Vor der hochnotpeinlichen Fragstatt müssen sie sie in diesem Zustand bis nach der Geburt verschonen, und von sich aus gestehen wird Eure Hella nicht, kein einziges Wort, das hab ich ihr nachhaltig eingeschärft. Ohne Geständnis aber kann sie nicht verurteilt werden.«
    Andres Scheuber schaute auf, schien den Juristen plötzlich wieder richtig wahrzunehmen.
    »Rettet sie!«, flüsterte er. »Sie – und das Kind, egal, von wem es auch stammen mag. Ich werde ihm ein guter Vater sein, das gelobe ich bei der Kraft der Ewigen Drei! Aber leben soll sie. Leben!«
    »Dann helft mir dabei!«, entgegnete Merwais. »Ich brauche dringend Eure Unterstützung.«
    »Alles, was Ihr nur wollt! Aber wie soll ich das anstellen?«
    »Indem Ihr mir als Erstes alles erzählt, was Ihr über jene Frauen wisst. Danach bringt Ihr mich zu den Bethen, von denen Ihr eben gesprochen habt. Wollt Ihr das tun, Münzschreiber?«
    Andres Scheuber begann zu nicken, und es sah so aus, als könne er gar nicht mehr damit aufhören.

     
    Vor dem kleinen Vorraum, der zu den Gemächern der Herzogin führte, blieb Lena stehen. Wie von der Spiessin angeordnet, brachte sie ein Tablett mit vier Schüsselchen hinauf zum Frauenzimmer, die sie zum wiederholten Mal mit Mandelcreme und Quittenmus gefüllt und mit Bibianas kandierten Veilchen und Rosenblättern verziert hatte. Wie oft hatte sie diesen vertrauten Weg bereits zurückgelegt, leichtfüßig und in fröhlicher Stimmung? Seit man aber Hella gefangen genommen hatte, war alles anders geworden. Auf einmal schien es Lena, als habe sich eine unsichtbare Wand zwischen der Herzogin und ihr aufgetürmt, eine Wand, die von Tag zu Tag undurchdringlicher wurde, obwohl sie mit Händen nicht zu greifen war.
    Was wusste sie eigentlich noch über diese junge Frau an Sigmunds Seite, die ihr früher so vieles aus ihrem Leben anvertraut hatte, sogar einige sehr persönliche Dinge, die sie beinahe verlegen gemacht hatten? Plötzlich verstand Lena Katharina nicht mehr, ja nicht einmal mit ihren Vorlieben kannte sie sich offenbar noch aus.
    »Mach die Speisen sehr, sehr süß!«, hatte die Spiessin über eine der Hofdamen ausrichten lassen. »Alle! Ihre Hoheit wünscht es so. Sonst wird sie wieder nichts davon essen.«
    Sogar van Halen hatte den Mund beim Probieren verzogen, als er die Schüsselchen wie alles, was an Essbarem für das Frauenzimmer bestimmt war, einer kurzen Inspektion unterzog, bevor Meister Chunrat Lena mit dem Gewünschten losgeschickt hatte.
    Lena wollte gerade mit einer Hand anklopfen, als die Tür von innen geöffnet wurde.
    »Da bist du ja endlich!« Die blassgrünen Augen der Hofmeisterin musterten sie kalt. Seit jenem Zwischenfall mit dem halb gelösten Mieder gab Alma von Spiess sich keine Mühe mehr, ihre Abschätzigkeit zu verbergen. »Seine Hoheit beginnt bereits ungeduldig zu werden.«
    Der Herzog war also auch anwesend!
    Lena spürte, wie das Blut in ihre Wangen strömte. Wie sollte sie sich ihm gegenüber verhalten, wo er sie neulich erst so hässlich bedrängt hatte – jetzt, in Anwesenheit seiner jungen Gemahlin, an deren Wertschätzung ihr so viel lag?
    Sie hatte unwillkürlich einen Schritt Richtung Schwelle gemacht, als die Spiessin sich ihr entgegenstellte.
    »Dort drinnen hast du nichts mehr verloren«, sagte sie. »Und hättest es auch früher nicht gehabt, wäre es nach mir gegangen. Gib schon her! Und dann verzieh dich schleunigst wieder dorthin, wo du hingehörst – zu Ascheneimer und Küchendunst!«
    Die innere Tür stand angelehnt. Lena bemerkte, wie Fees dunkles Schnäuzchen sich ihr neugierig entgegenstreckte, dann aber schien irgendetwas die kleine weiße Hündin abzulenken, denn sie war plötzlich verschwunden. Sie hörte Reden, ein kurzes Lachen, den vollen Bariton des Herzogs, gefolgt von Thomeles hysterischem Gekreisch. Dann ein paar melodische Takte, die nur von Niklas’ Laute stammen konnten – das alles hatte sie offenbar für immer verloren. Eine Welle von Wehmut schlug über Lena zusammen. Sie hätte auf der Stelle losheulen können.
    »Bist du auf einmal taub geworden?« Die fleischigen Hände der Spiessin, die so

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