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Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Glaesener
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auf eine Karte, Sophie. Geh fort vom Gitter, dort drüben in die Ecke, so weit weg wie möglich.«
    Sie starrte noch einmal auf die Lunte und das Pulver und gehorchte. Lass mich aber auf keinen Fall allein, wollte sie betteln, ließ es dann aber sein. Edith war um sie. Sie spürte die Gegenwart der Frau wie eine feindselige Umarmung. Vielleicht eilte sie gerade jetzt los, um ihren Ausbruch zu verhindern. Ich muss mich zusammenreißen. Sophie kauerte sich an die Wand und starrte zu dem schwachen Lichtschein.
    »Breite die Decke über dir aus«, ordnete Marx an.
    Auch das tat sie. Durch ein Loch beobachtete sie, was weiter am Gitter geschah. Marx rollte die Lunte aus. Er zog einen Feuerstein aus einem Säckchen. Auf dem harten Fels war es einfach, einen Funken zu erzeugen. Etwas zischte und blitzte auf. Der Lärm, der folgte, war ohrenbetäubend.

   ulius ritt mit dem zerknitterten und mürrisch wirkenden Mann an seiner Seite durch das hohe Tor in die Vorburg von Herbede ein, wo gerade ein Wagen beladen wurde, und dann über die Brücke und den vereisten Graben in den Innenhof des Hauptgebäudes. Bisher hatte ihm das von hohen Mauern eingefasste Quadrat, auf dem im Sommer Kübel mit Blumen standen und die Sonne auf die Fenster blinkte, immer ein Gefühl von Heimat und Geborgenheit vermittelt. Nun presste ihm der Anblick das Herz zusammen.
    »Hier ist es?«, fragte sein Begleiter überflüssigerweise.
    Er nickte. Käthe, eine der Küchenmägde, die am Brunnen stand und den schweren Wassereimer heraufkurbelte, begrüßte ihn mit einem freundlichen Wortschwall. Elisabeth sei oben in ihrer Stube, erklärte sie auf seine Frage. Natürlich, wo auch sonst, bei diesem kalten Wetter, bei dem man in fast allen anderen Räumen fror.
    Julius geleitete seinen Begleiter durch einen Seiteneingang eine Treppe hinauf und von dort über den Flur zu Elisabeths Zimmer. Sie fanden die hübsche, ältliche Frau vor einer Stickerei, bei der ihr offenbar einiges durcheinandergeraten war, denn sie zog mit gerunzelter Stirn an Fäden, die sich nicht recht entwirren wollten.
    »Julius!« Erfreut ließ sie die Arbeit fallen und stürzte auf ihn zu. Die Art, wie sie ihn umarmte, schickte sich nicht, aber was tat’s? Aufgeregt schimpfte sie ihn wegen seiner langen Abwesenheit aus. Conrad? Ja, der Junge war gut angekommen und lernte nun daheim, was ihr auch viel besser gefiel. Er hatte etwas vom Krieg erzählt und von Soldaten, die vor Köln lagerten. Gab es tatsächlich Krieg?
    »Nicht hier bei uns«, beruhigte Julius sie lächelnd und ohne zu wissen, wie sicher die Gegend wirklich war. Er stellte ihr seinen Begleiter vor. Jacob Ynons, Jurist aus Köln, ein Mann in den Diensten des Grafen von Jülich. Elisabeth lächelte flatterhaft und ließ aus der Küche Brot mit Gänseschmalz kommen. Als sie sich gestärkt hatten, fragte Julius sie nach Edith aus.
    »O ja«, rief Elisabeth. »Wie sollte man dieses Weib vergessen! Wunderschön, wie Ihr sagt, aber dabei so schändlich! Sie lebte eine Zeitlang als Magd in meinem Haushalt, wenn es die ist, die Ihr meint, und ich denke, dass Reinhard ein Auge auf sie geworfen hatte.« Kein Zwinkern begleitete die Worte. Elisabeth konnte die Frau offenbar nicht ausstehen. »Aber er hat bald einsehen müssen, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen ist. Obwohl er sonst um keinen Rockzipfel einen Bogen macht, hat er von ihr abgelassen. Männer sind da ja so sonderbar. Von einem Bett ins andere – und nie waschen sie zuvor die Füße«, meinte sie zu Jacob, der keine Miene verzog. »Aber dieses Weib war gar zu unheimlich, und so hat Reinhard sie schließlich davongejagt. Ich meine, das hat er doch, oder? War das, als sie als Hexe angeklagt wurde? Oder bringe ich das jetzt durcheinander? Wir haben hier vor allem Sorgen mit den Wäscherinnen, nicht mit Hexen. War das wirklich …?«
    Sie verlor den Faden, wie immer, wenn sie länger über etwas sprach, und schenkte ihnen Wein nach. »Aber Heinrich wird doch sicher zum Weihnachtsfest zurück sein? Conrad ist mir lieb und teuer, aber beim Fest möchte man natürlich das eigene Kind ans Herz drücken. Da stimmt Ihr mir sicher zu, Herr …? Ja, gewiss. Marx sollte Heinrich nicht so schinden. Pfefferkuchen – das würde ihm auf jeden Fall gefallen. Mit einem Guss aus Zitronengras? Mag er Zitrone oder eher Ingwer? Dass ich mir das nicht merken kann.«
    Julius hörte Elisabeth noch ein Weilchen zu, obwohl er vor Ungeduld fast zerplatzte. Er war jetzt seit Tagen

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