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Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Glaesener
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Reinhard.
    »Doch da erfährt der Onkel, dass Heinrich nach Speyer reitet, um dort einen Jesuitenpater aufzusuchen, von dem er sich gute Kunde erhofft. Vertrauensselig, wie er ist, erzählt der Junge seinem Cousin davon, und Conrad gibt sein Wissen, von Eifersucht geplagt, an seinen Vater weiter – an Euch, Reinhard. Ihr seid entsetzt. Die Nonne ist schwanger. Und Heinrich hat sich an den Heiligen Stuhl gewandt und um die Entbindung von ihren Gelübden gebeten, damit er sie heiraten kann. Außerdem hat er darum gebeten, sein Kind, das im Frühling zur Welt kommen soll, zu legitimieren. Und plötzlich seht Ihr Eure Lage ganz klar vor Euch. Der Erbe von Herbede wird Euch mit seinen Kindern verdrängen. Ihr werdet in Zukunft kein Gut mehr leiten, sondern nur noch ein geduldeter Verwandter sein, der hin und wieder seinen Rat geben darf, bestenfalls. Aber das kann …«
    »Blödsinn!«, brüllte Reinhard. Sein gutmütiges Gesicht hatte sich verändert. Eine Schärfe war in die Züge getreten, die Julius zuvor noch niemals aufgefallen war. Wie blind ich war, dachte der Hauslehrer und fuhr leise fort: »Das konntet Ihr nicht dulden. Ihr wurdet immer aufgeregter. Und Euch kam eine neue Idee: Was, wenn dem Jungen auf dem Weg nach Speyer ein Unglück widerführe? Noch war sein Gesuch an den Heiligen Stuhl nicht publik geworden. Kaum einer wusste von dem Mädchen, das seinen Erben unter dem Herzen trug. Wäret Ihr nicht gerettet, wenn Heinrich stürbe?«
    »Ich hätte niemals Hand an den Jungen gelegt!«
    »Das musstet Ihr ja auch gar nicht. Heinrich wollte in der Wildenburg übernachten. Und Ihr wusstet, dass dort … Edith lebt. Was ist geschehen? Habt Ihr selbst ihr damals die Zellentür geöffnet und sie zur Wildenburg geschafft? War sie Euch verpflichtet?«
    »Das ist eine Verleumdung! Jeder wird bestätigen, dass ich es war, der auf ihre Verurteilung drängte.«
    Julius zuckte mit den Schultern. »Hat Marsilius sie hier kennengelernt? Als er zu Besuch weilte? Hat sich damals diese unglückselige Verbindung angebahnt? Wurde sie deshalb hinausgeworfen?«
    »Haltet Euer Lügenmaul!«
    »Wie auch immer. Marsilius lebte mit einer verurteilten Hexe zusammen, von der er betört war und von der er nicht lassen wollte, und damit hattet Ihr ihn und auch sie in der Hand. Ihr habt sie erpresst und genötigt, Heinrich …«
    »Verlasst dieses Haus!«
    »Gern«, stimmte Julius verbindlich zu. »Nur noch ein paar letzte Fragen.«
    »Ihr könnt nichts von alledem beweisen!«
    »Habt Ihr Valerie ermordet?«
    »Was?«
    »Die junge Frau, für die Julius beim Heiligen Stuhl um die Entbindung von ihren Gelübden gebeten hat.«
    »Das ist doch … Das Mädel ist ertrunken«, entfuhr es Reinhard.
    Ja, dachte Julius, in einem Fluss, als sie Wäsche wusch und sich ungeschickt vorbeugte. Wie interessant, dass du es weißt. War es also ein Stoß gewesen? Zweifelnd blickte er den Mann an, mit dem er so oft über Rechnungen gebrütet hatte. »Jedenfalls habt Ihr sie gekannt und Euch über sie informiert.«
    Reinhard starrte ihn an.
    »Wisst Ihr, dass Marsilius den Pater, der Heinrich das Dokument übergab, ermordet hat, um zu verhindern, dass Euer Motiv bekannt wurde?«
    »Was redet Ihr!«
    »Ein Mord an einem Jesuiten, Reinhard. So ein Verbrechen wird furchtbar geahndet. Der Orden ist mächtig und rachsüchtig. Wenn Ihr Kenntnis davon habt … Beweise … etwas Schriftliches von Marsilius … Ihr solltet sprechen.«
    »Es gibt nichts zu beichten!«
    »Dann nur eines noch: Wusste Conrad über all das Bescheid?«
    Reinhard schüttelte wie betäubt den Kopf. Sein Gesicht war krebsrot angelaufen. Er liebte seinen Sohn – zumindest daran bestand kein Zweifel. Herr, lass ihn sprechen, betete Julius. Ihm war bewusst, wie konzentriert Jacob Ynons auf der anderen Seite der Wand lauschte.
    »Ich sagte schon: Ihr könnte nichts von alledem beweisen.«
    »Natürlich nicht. Es wäre mir nur eine Herzensangelegenheit zu wissen, wie weit Conrad in die Sache verstrickt ist.«
    »Niemand würde einen Jungen wie ihn in etwas hineinzie… Was geht hier vor?«, entfuhr es Reinhard plötzlich entsetzt. Sein Blick schwenkte zum Kamin. Wusste er von dem Schränkchen, das zum Lauschen einlud? Plötzlich packte er den schweren Feuerhaken, mit der die Glut angeheizt wurde. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Verzweiflung. »Niemals«, flüsterte er.
    Es war erstaunlich, wie wenig Mühe es Julius kostete, ihm den Haken aus den Händen zu winden. Dennoch polterten

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