Die Hexe von Freiburg (German Edition)
Leben!»
Dann fragte sie Catharina, wann sie gedenke, das Haus zum Kehrhaken zu verkaufen.
«Lieber heute als morgen. Wieso? Wenn ihr wollt, dass ich wieder in mein altes Zimmer ziehe, müsst ihr erst diese bigotte Köchin rauswerfen.»
Mechtild lachte. «Die ist längst nicht mehr hier. Nein, mir ist ein anderer Gedanke gekommen. Unser alter Bierlieferant ist vor kurzem gestorben, und sein Haus steht zum Verkauf. Es ist zwar nichts Besonderes, aber in gutem Zustand. Wenn du willst, kümmere ich mich darum, ich kenne seinen ältesten Sohn recht gut. Und vielleicht ist seine Lizenz noch nicht vergeben, dann hättest du ein Auskommen.»
«Ich habe in meinem Leben noch nie Bier gebraut!»
«Das würde ich dir schon beibringen», beruhigte Berthold sie.
Es wurde ein ausgelassener Abend. Christoph legte hin und wieder den Arm um seine Base, was sich Catharina gern gefallen ließ, aber sie ließ ihn auch in dieser Nacht nicht in ihr Haus.
Nachdem die Bestandsaufnahme in der Schlosserei abgeschlossen war und Tauwetter eingesetzt hatte, kehrte Christoph nach Villingen zurück. Der Abschied fiel beiden schwer, doch Catharina fand keine Zeit zum Grübeln, denn in den folgenden Wochen hatte sie bis über beide Ohren zu tun. In der Zunftversammlung hatte man zähneknirschend ihre Bedingungen zur Freigabe der Werkstatt und der Meisterstelle akzeptiert. Sie hatte sogar durchsetzen können, dass der gesamte Lagerbestand zu dem von ihr geforderten Preis in Zahlung genommen wurde. Damit war ihr eine große Last abgenommen, denn sie hatte noch genug Mühe damit, das Geld für die fertigen Tore, Gitter und Schlösser einzutreiben. Bei der Gelegenheit dachte sie einmal mehr an Siferlin, der diese unangenehme Aufgabe immer mit Bravour erledigt hatte. Wo steckte dieser Mensch bloß? Eigentlich hätte er, als Bantzers Bevollmächtigter, die Inventur beaufsichtigen müssen, doch seit dessen Tod war er nur noch einmal aufgetaucht, um seinen persönlichen Kram aus dem Kontor zu räumen. Zwar war sie froh, sein Fischgesicht nicht mehr vor Augen haben zu müssen, doch ihr Verdacht, dass er Geld auf die Seite geschafft hatte, verstärkte sich durch sein Verschwinden noch. So saß sie Abend für Abend mit müden Augen über seinen Büchern und prüfte jeden einzelnen Posten.
Mechtild hatte Wort gehalten und Hans Melzer, den Sohn des Bierbrauers, aufgesucht. An einem sonnigen Februartag holte sie Catharina ab, um mit ihr das zum Verkauf stehende Haus zu besichtigen. Es stand in der Schiffsgasse, einem stillen Gässchen in der Nähe des Predigerklosters, und trug den verheißungsvollen Namen «Haus zur guten Stund». Das schmale, dreigeschossige Fachwerkhaus war solide gebaut, mit dicken Steinmauern zwischen den Balken und einem ziegelgedeckten Dach. Melzer führte sie zunächst durch den riesigen Gewölbekeller und die beiden Räume im Erdgeschoss, die sein Vater als Sudhaus ausgebaut hatte. Stolz zeigte er auf die Bottiche und Pfannen in allen Größen und den riesigen Kupferkessel.
«Der Kessel und die Gerätschaften sind noch tadellos in Ordnung. Falls Ihr von der Zunft eine Braulizenz erhaltet, könntet Ihr mit der Produktion in kürzester Zeit beginnen. Doch überlegt nicht zu lange, Lizenzen für Nahrungsmittel sind begehrt, gerade von allein stehenden Frauen.»
Als sie die übrigen Stockwerke besichtigt hatten, war Catharina überzeugt, dass dieses Haus das Richtige für sie war. Über der Wohnstube und der Küche lagen drei kleine Zimmer, die durch den Küchenkamin alle beheizt werden konnten. Die Waschküche befand sich im Hof, an den ein kleiner, völlig verwahrloster Garten grenzte. Er würde genügend Platz für ihre Hühner bieten. Und unter den beiden Apfelbäumen rostete ein alter Kaninchenstall vor sich hin. Catharina war begeistert.
Die Verhandlungen, sowohl über den Kauf des neuen als auch über den Verkauf des alten Hauses, zogen sich in die Länge. Doch Catharina gab nicht auf, bis sie erreicht hatte, was sie wollte. Als die Verträge schließlich abgeschlossen waren und auch der letzte von Bantzers Kunden seine Ware bezahlt und abgeholt hatte, atmete sie auf. Sie hatte es geschafft. Selbst für die Braulizenz hatte sie den Zuschlag bekommen, wenn auch mit der strengen Auflage, kein Starkbier zu brauen und nur an das Schneckenwirtshaus sowie an eine weitere Vorstadtschenke zu liefern.
«Jetzt können wir endlich umziehen.» Freudig fasste sie Elsbeth und die alte Köchin bei den Händen.
«Wir?», fragte
Weitere Kostenlose Bücher