Die Hexe von Freiburg (German Edition)
hatte, mit dem Hinweis, hier stünde ein warmes Bett für ihn bereit.
«Bitte, Christoph, fang nicht davon an. Schau her, ich habe hier ein Dokument von der Zunft, das ich unterschreiben soll.»
Während Christoph das Papier durchlas, runzelte er die Stirn.
«Die wollen dich wohl auf den Arm nehmen. Dich mit solch einer lächerlichen Summe abzuspeisen.»
«Aber ich habe keine andere Wahl. Der Zunftmeister sagt, ich kann die Werkstatt nur einem Sohn übertragen oder sie als Meisterin fortführen. Da mich Michael aber nie zur Meister’schen gemacht hat, müsste ich schnellstens irgendeinen hergelaufenen Gesellen heiraten.»
«Der Mann hat dich angelogen. Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Du kannst auf dem Amtsweg ein lebenslanges Witwenrecht erwerben. Das könnte allerdings eine langwierige und unter Umständen kostspielige Sache werden. Die Frage ist: Willst du das überhaupt? Du sagst doch selbst, dass dieses Haus schrecklich ist und dich jeder Blick auf die Schlosserei an deinen Mann erinnert.»
Catharina zuckte die Achseln. «Ich bin mir unsicher. Ich weiß nur, dass ich von irgendetwas leben muss und dass ich arbeiten will.»
«Ich an deiner Stelle würde, sobald geklärt ist, dass keine weiteren Erben auftauchen, den Kehrhaken verkaufen und die Werkstatt mit der Meisterstelle freigeben. Allerdings nicht zu den Bedingungen, wie dieser saubere Zunftmeister sie hier diktiert hat. Denn erstens ist die Abfindung zu niedrig, zweitens hast du Anspruch darauf, alle fertig gestellte Ware und alle Rohstoffe zu deinen Gunsten zu verkaufen. Und du musst nicht mal an den Erstbesten verkaufen, denn laut Gesetz hast du, wenn ich mich nicht täusche, dafür ein Jahr Zeit.»
«Das ist gut. Und in der Zwischenzeit werde ich sicher ein neues Haus gefunden haben. Vielleicht sogar eine anständige Arbeit.»
«Da ist noch etwas. Ich wollte es dir eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt sagen, aber wo du gerade bei deiner Lebensplanung bist –» Christoph räusperte sich. «Ich habe dir vor unzähligen Jahren einmal die Ehe versprochen, und ich habe dich mit meiner großspurigen Versprechung schändlich betrogen.»
Catharina lächelte belustigt. «Sag bloß, du machst mir jetzt einen Heiratsantrag!»
«Ja, das heißt: nein, ich meine – noch nicht!» Eine fast komische Verzweiflung breitete sich über seine Gesichtszüge. «Mein Schwiegervater ist inzwischen ein steinalter Mann. Wir haben uns immer gut verstanden, in geschäftlichen Dingen hat er mir völlig freie Hand gelassen, und unser Gasthaus in Villingen ist inzwischen eine Goldgrube.»
«Und wenn er dann endlich stirbt», unterbrach ihn Catharina, «bist du ein freier Mann, reich dazu, und darfst mich ehelichen.»
«Bitte, Cathi, mach dich nicht lustig über mich. Es ist mir wirklich ernst. Du weißt, wie wenig mir am Geld liegt, aber Carl hat mir zur Bedingung für sein Erbe gemacht, dass ich mich zu seinen Lebzeiten nicht neu verheirate. Und ich kann ihn verstehen, denn er hing sehr an Sofie.»
«Wenn ich es von dir verlangen würde: Würdest du mich auf der Stelle heiraten?»
«Ja.» Seine Anwort kam ohne Zögern. «Aber überlege dir, was wir damit aufgeben würden. Wir sind beide nicht mehr die Jüngsten. Ich selbst hätte keinen Pfennig und müsste ganz von vorn anfangen, und das Vermögen, das dir als Witwe zusteht, wird dir zwar ein paar Jahre reichen, und wie ich dich kenne, wirst du auch eine Möglichkeit finden, Geld zu verdienen. Aber was ist in zehn, zwanzig Jahren? Was ist, wenn du schwer krank wirst? Ich wünsche meinem Schwiegervater weiß Gott nicht den Tod, aber ich schätze, er lebt höchstens noch ein, zwei Jahre. Und ich verspreche dir, dass ich in der Zwischenzeit, sooft ich kann, nach Freiburg komme.»
«Wahrscheinlich hast du Recht. Außerdem möchte ich erst zur Ruhe kommen. Wer weiß, vielleicht hast du dich ja auch so schrecklich verändert, dass ich dich gar nicht mehr zum Mann will?» Sie zog ihn am Ohr. «Lass uns ins Schneckenwirtshaus gehen. Mechtild und Berthold warten sicher schon. Und Hunger habe ich obendrein.»
Wie immer, wenn Catharina in der Schenke auftauchte, schickte Berthold die letzten Gäste früher als sonst nach Hause und setzte sich mit Mechtild an ihren Tisch.
«Du siehst zwanzig Jahre jünger aus, und das als Witwe», neckte er Catharina mit einem Seitenblick auf Christoph. Mechtild schenkte allen nach, nachdem Catharina von ihren Plänen erzählt hatte, und hob ihren Becher: «Auf dein neues
Weitere Kostenlose Bücher