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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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die Schürze aus.
    Als sie mit einem vollen Krug Wein und zwei Bechern zu seinem Tisch ging, waren fast alle Gäste gegangen, auch die Männer aus der Schlosserei. Sie setzte sich ihm gegenüber auf die Bank.
    «Also gut, Ihr habt gewonnen. Ich heiße Catharina, arbeite gern hier, bin ledig, aber nicht zu haben.»
    Sie kam sich vor wie Lene. Woher hatte sie plötzlich den Mut, so frech zu sein? Da lachte er aus vollem Hals, und in diesem Moment wusste sie, dass er ihr gefiel.
    «Liebe Catharina», antwortete er immer noch lachend und goss die beiden Becher voll, «ich heiße Michael, mir gefällt meine Arbeit als Schlossermeister, bin ebenfalls ledig und für dich wäre ich gern ein bisschen zu haben. Zum Wohl!»
    Er hob sein Glas und trank. Dann sah er sie wieder mit diesem durchdringenden Blick an.
    «Du findest mich aufdringlich, nicht wahr?»
    «Etwas. Dabei müsst Ihr nicht denken, dass mich das beeindruckt.»
    «Ich kann auch sehr zurückhaltend sein, ganz wie du willst, Catharina.»
    Er bat sie, von sich zu erzählen. Catharina verspürte keine Lust, die Dinge preiszugeben, die in ihrem Leben wirklich wichtig gewesen waren, und so beschrieb sie ihren Alltag und berichtete, dass sie lange Zeit in Lehen gelebt hatte. Sie fand das, was sie von sich gab, langweilig, aber er hörte aufmerksam zu.
    «Ich habe den Eindruck, du bist ein sehr selbständiger Mensch. Fühlst du dich nicht manchmal allein?»
    Sie empfand diese Frage als viel zu freiheraus.
    «Ich möchte lieber etwas von Euch wissen.»
    Bantzer schüttelte den Kopf. «Das nächste Mal. Trinken wir noch einen Krug?»
    Catharina stand auf. «Nein, wir haben schon geschlossen.»
    «Dann bringe ich dich jetzt nach Hause.»
    Wieder merkte Catharina, dass sie ihn reichlich unverschämt fand, aber gleichzeitig beeindruckt war. Sie erklärte ihm, dass sie noch in der Küche helfen müsse, ließ sich aber schließlich auf eine Verabredung für den nächsten Sonntag ein. Er würde sie zu einem Spaziergang abholen.
    Zum Abschied gab er ihr fast ein wenig förmlich die Hand.

    Die wenigen Tage bis Sonntag vergingen ihr unendlich langsam. Nicht, dass ihr Michael Bantzer als Mann gefallen würde – sie war einfach neugierig geworden. Das redete sie sich jedenfalls ein, wenn sie bei der Arbeit oder abends beim Einschlafen sein Gesicht mit der geschwungenen Nase und den dunklen Augen vor sich sah. Bantzer war keiner dieser jungen Burschen aus dem Dorf, die man zurechtstutzen konnte, sondern ein gestandener Mann, mindestens zehn Jahre älter als sie. Und dass er früher oder später mehr als nur Spaziergänge und Unterhaltungen wollte, dessen war sie sich sicher. Wollte sie denn mehr? Sie hatte schon lange nicht mehr an das schreckliche Erlebnis in der Lehmgrube gedacht, und es wurde allmählich von den Erinnerungen an Christophs Zärtlichkeiten überlagert. Sie merkte, wie sehr sie sich nach der Berührung eines Mannes sehnte.
    Am Vorabend zum Sonntag konnte sie vor Aufregung kaum einschlafen. In der Nacht träumte sie, sie stünde in jener Hütte in der Lehmgrube und versuchte vergeblich, Moses ein blutendes Kaninchen aus dem Maul zu reißen. Da kam Michael Bantzer herein, nahm dem Hund das verletzte Kaninchen weg und legte ihm einen Verband an. Wortlos hob er dann Catharina auf die Werkbank, und sie musste sich rücklings ausstrecken. Plötzlich war sie nackt und bekam es mit der Angst zu tun. Aber hinter Michael Bantzer sah sie Lene, Tante Marthe und die alte Gysel stehen, die ihr beruhigend zulächelten. Gysel reichte Michael ein Schälchen Johanniskrautöl. Mit kreisenden Bewegungen salbte er sie von oben bis unten ein. Ihr Körper wurde wärmer und wärmer, bis er zu glühen begann wie Eisen im Feuer. Als sie aufwachte, sah sie, dass ihre Decke zu Boden gerutscht war und die Morgensonne warm auf das Bett schien. Verwirrt stand sie auf und ging zum Waschtisch hinüber. Was für ein seltsamer Traum.
    Nachdem sie sich gründlicher als sonst gewaschen hatte, kämmte sie ihre langen schwarzen Haare, bis sie seidig glänzten, und knotete sie im Nacken zusammen. Sie würde heute zum ersten Mal ihr neues Sommerkleid anziehen, denn der Tag versprach sehr warm zu werden.
    Ob er schon da war? Sie hatten ausgemacht, sich nach dem Frühstück vor dem Wirtshaus zu treffen. Dabei hatte sie ganz vergessen zu fragen, um welche Zeit er morgens aufstand. Sie eilte hinüber in die Abstellkammer, die ein winziges Fenster zum Holzmarkt hin hatte, und sah hinaus. Unten ging er mit

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