Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
dem schönsten Mädchen Freiburgs, wenn Ihr erlaubt.» Er küsste ihr galant die Hand.
    Mit einer heftigen Bewegung zog sie ihre Hand zurück und sagte barsch: «Als ein geringes Häuflein werdet Ihr übrig bleiben, weil Ihr der Stimme des Herrn nicht gehorcht habt.» Dann verschwand sie in der Küche. Mit einem Lachen versuchte Catharina, die die Szene von der Stiege aus beobachtet hatte, ihre Anspannung zu überspielen.
    «Diese fette Kröte», sagte sie und wurde rot, als Michael sie auf die Wange küsste. «Schnell, lass uns gehen, sie steht bestimmt hinter der Tür und lauscht.»
    Er küsste sie ein zweites Mal, diesmal auf den Mund.
    «Lass sie doch, sie soll ruhig etwas zu tratschen haben. Außerdem gefällt es mir, wenn du rot wirst.»
    Eilig drängte Catharina ihn zur Tür hinaus. Sie beschlossen, die Dreisam flussaufwärts zu wandern in der Hoffnung, dass es dort ein wenig kühler sein würde, denn seit zwei Tagen herrschte eine schwüle Hitze. Hinter dem Katzentor, das die südliche Vorstadt abschloss, bogen sie auf den Schutzrain ein, eine große vertrocknete Wiese, auf der kein Baum oder Strauch Schatten spendete.
    «Wusstest du, dass hier vor über zwanzig Jahren eine Hexe verbrannt wurde?», fragte Michael.
    «Nicht, dass es hier war, aber ich weiß davon. Anna Schweizerin hieß sie, und es war im Jahr meiner Geburt.» Schlagartig wurde ihr dieser Ort unheimlich. «Die arme Frau.»
    «Na ja, irgendetwas wird sie schon auf dem Kerbholz gehabt haben. Schließlich ist sie von einem ordentlichen Gericht verurteilt worden.»
    «Ach, was wissen wir heute schon davon», brauste Catharina auf.
    Erstaunt sah er sie an. «Ich habe das nur so dahergesagt, Catharina. Was machst du am liebsten, wenn du nicht arbeitest?»
    Aber dieses Mal bestand Catharina darauf, dass Michael endlich von sich erzählte, und sie erfuhr, dass seine Familie ursprünglich aus Solothurn stammte, inzwischen aber seit Generationen als Schlosser in Freiburg ansässig war. Seine jüngere Schwester war in Basel verheiratet, Brüder hatte er keine. Nachdem im letzten Jahr seine Mutter gestorben war, hatte sich sein Vater aus der Werkstatt zurückgezogen und war nur noch im Magistrat tätig. Sie besaßen ein schönes Haus am Fischmarkt, das jetzt allerdings fast zu groß sei für ihn und seinen Vater. Zumal er sich sowieso den ganzen Tag in der Schlosserei aufhalte. Im Moment sei er nämlich gerade dabei, sie zu erneuern.
    «Und in spätestens fünf Jahren werde ich Zunftmeister sein», schloss er seinen Bericht.
    Er ist sehr ehrgeizig, dachte Catharina. Laut sagte sie: «Das heißt, jetzt fehlt dir eigentlich nur noch eine standesgemäße Frau.»
    «Was heißt standesgemäß?», lachte er. «Ich suche mir selbstverständlich keine dumme Magd. Ein bisschen gescheit muss sie schon sein, eine Handwerkerstochter vielleicht, und schön soll sie sein. Kurzum: so wie du.»
    Catharina tat so, als habe sie sein Kompliment überhört. Sie waren am Sägewerk angekommen, und sie war nahe daran, ihm von ihrem nächtlichen Ausflug damals zu erzählen. Aber dann nahm sie sich vor, dass er von zwei Dingen nie erfahren sollte: ihren Gefühlen zu Christoph und Johanns Überfall.
    Mittlerweile war es unerträglich heiß geworden. Von Westen her türmten sich schwarze Wolkenberge auf.
    «Wir gehen besser zurück», sagte Catharina mit einem Blick zum Himmel. Sie hatte Schwierigkeiten, Gesprächsstoff zu finden, denn die Spannung zwischen ihnen war genauso gestiegen wie die Hitze der Luft. Immer wieder hatten sie sich während des Spaziergangs wie zufällig berührt, immer wieder war er stehen geblieben, um sie eindringlich anzusehen.
    Zurück nahmen sie den Weg durch die Stadt. Hinter dem Schwabstor fielen die ersten dicken Tropfen auf den staubigen Weg. Sie gingen schneller. Dann krachte ein Donnerschlag, ein zweiter und dritter, und plötzlich goss es wie aus Bottichen. Er nahm ihre Hand, und sie rannten los. Die Kanäle in der Straßenmitte konnten die Wassermassen nicht mehr fassen, und binnen kurzer Zeit bildeten sich tiefe Pfützen auf der ausgedörrten Gasse. Keine Faser ihrer Kleider war mehr trocken, als sie den Holzmarkt erreichten.
    Catharina stieß die Haustür auf, und sie eilten die Stiege hinauf. Vor der Tür zu ihrer Kammer zögerte sie. Wenn sie ihn jetzt einließ, gab es kein Zurück mehr. Michael sah sie bittend an. Schließlich schloss sie die Tür auf und zog ihn ins Zimmer. Aus der Kommode suchte sie zwei große Tücher heraus und wandte

Weitere Kostenlose Bücher