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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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sollte nicht so viel arbeiten.»
    Dann erklärte sie den beiden Männern, dass sie selbst das künftige Hausmädchen aussuchen werde, da sie, Catharina, schließlich am meisten mit ihr zu tun haben werde. Zu ihrer Überraschung hatten weder Vater noch Sohn Einwände gegen diese Entscheidung, und was den Alten betraf, war sie sich jetzt sicher, dass sie Benedikts Hilfe nicht würde in Anspruch nehmen müssen. Sie hatte gewonnen.

    Catharina stellte ein Mädchen namens Elsbeth ein. Sie war schon etwas älter, aber Catharina hatte ein sehr gutes Gefühl mit dieser Frau.
    Barbara nahm Elsbeth in ihrer mütterlichen Art gleich unter die Fittiche, und die beiden verstanden sich auf Anhieb gut. Sie hatten dieselbe gutmütige Art, wenn auch Barbara um einiges temperamentvoller war. Michael und sein Vater schienen nicht so begeistert von Catharinas Wahl, aber der Alte wagte nichts mehr gegen Catharina zu sagen, und Michael wusste inzwischen, dass gegen manche Entscheidungen seiner Frau nur schwer anzugehen war.
    Jetzt erst begann Catharina, sich zu Hause zu fühlen. In Absprache mit den Hausmägden übernahm sie bestimmte Bereiche wie Einkaufen, Erstellen des wöchentlichen Speiseplans oder die Führung des Haushaltsbuches und füllte damit ihre Tage aus. Sie kaufte einen Hahn und zehn Legehennen und errichtete ein Gehege in der Hofecke beim Waschhaus. Dabei entdeckte sie an der Rückfront des Waschhauses einen kleinen, halb verfallenen Lehmofen, den sie mit Hilfe von Benedikt und ein paar Arbeitern wieder instand setzte.
    «Demnächst wirst du uns noch ein paar Kühe in die Werkstatt stellen, so wie du hier herumwirbelst», zog Michael sie auf. Er war froh, dass der Hausfrieden wieder hergestellt war und Catharina zu ihrer guten Laune zurückgefunden hatte. Ab und an kam er sogar abends in ihr Bett.
    Nachdem der alte Ofen wieder funktionierte, backte sie zweimal die Woche Brot, Kuchen und Gebäck, wobei sie immer neue Rezepte ausprobierte. Manchmal brachte sie einen Teil des frischen, duftenden Backwerks in die Werkstatt hinunter, plauderte mit den Männern und lernte auf diese Weise nach und nach die Angestellten ihres Mannes kennen. Am liebsten unterhielt sie sich mit Benedikt. Sie erfuhr, dass er aus einer alten Schlosserfamilie stammte, aber schon mit sieben Jahren Vollwaise geworden und bei einem Zunftbruder seines Vaters aufgewachsen war. Er träumte von einer großen Familie mit vielen Kindern, konnte aber, wie es für Gesellen üblich war, erst heiraten, wenn er eine Meisterstelle hatte.
    «Habt Ihr denn schon eine Frau im Auge?», fragte Catharina ihn neugierig.
    «Ich wüsste schon eine, sie ist die wunderbarste Frau Freiburgs, aber leider vergeben. Außerdem schaut sie mehr nach ihren Hühnern als nach den Männern.»
    Was für ein bezauberndes Lächeln er hat, dachte sie und spürte, wie sie verlegen wurde.
    Mit Lesen verbrachte sie nur noch wenig Zeit. Zum einen saß meist der alte Bantzer in der Bibliothek, und sie vermied nach wie vor, ihm allein zu begegnen, zum anderen liebte sie es, mit Barbara und Elsbeth in der Küche zu sitzen und zu tratschen. Zum ersten Mal seit langem verspürte sie Zufriedenheit.

15
    Im Herbst des Jahres 1570, zwei Jahre nach Catharinas Hochzeit, begann die große Teuerung. Vorangegangen war ein außergewöhnlich nasser Sommer mit heftigen Wolkenbrüchen im Juli und August, die fast die gesamte Getreideernte in der Freiburger Gegend zerstört hatten. Die Ähren lagen platt gedrückt auf den überschwemmten Feldern, die tobende Dreisam hatte ihr Bett verlassen, die angrenzenden Weidegründe überflutet und dabei manche Fischer- und Schäferhütte mitgerissen. Das Getreide musste aus dem Sundgau und dem Elsass herangeschafft werden. Ein Sester Korn war nirgends mehr unter 10 Gulden zu bekommen, und die Preise für Brot stiegen kurzzeitig um das Dreibis Vierfache. Der Freiburger Rat war gezwungen, an die Armen verbilligtes Korn aus den Beständen des Spitals auszugeben.
    Michael stöhnte: «Wenn die Getreidepreise nicht bald wieder fallen, wird in der Folge alles teurer werden.»
    Doch nach und nach stabilisierte sich der Markt ein wenig, auch wenn die Preise spürbar höher lagen als im Vorjahr, und die Obsternte fiel zwar mäßig, aber besser als erwartet aus. Dann kam es Anfang Dezember von einem Tag zum anderen erneut zu Überschwemmungen. Das Wasser der Gewerbekanäle in der Schneckenvorstadt und auf der Insel stieg bis vor die Haustüren, die Bewohner mussten ihre Eingänge mit

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