Die Hexe von Freiburg (German Edition)
zitternden Hände nicht bemerkte.
«Ich habe Barbara gefragt», entgegnete Benedikt ruhig, «ob sie uns nicht etwas heißen Kräutertee zubereiten kann. Die Hälfte der Männer ist stark erkältet.»
«So ist es. Und wenn Ihr erlaubt, werde ich einen großen Krug hinunterbringen.» Barbara war hinter den Männern in die Küche getreten und machte sich wie selbstverständlich daran, einen Topf mit Wasser aufzusetzen.
Michael brummte etwas Unverständliches und ging an den Vorratsschrank, dem er eine Flasche Selbstgebrannten entnahm. «Es wird spät heute, ihr braucht mit dem Abendessen nicht auf mich zu warten.»
Die ganze Zeit über hatte Siferlin Catharina durchdringend angesehen, und sie musste sich zwingen, ihren Blick nicht abzuwenden. Als die beiden Männer die Küche verließen, sagte Siferlin so laut, dass es alle hören konnten: «An Eurer Stelle würde ich auf Euren Haushalt ein wachsameres Auge werfen.»
«Diese Giftschlange», schimpfte die Köchin, nachdem sie die Tür zugeworfen hatte.
Catharina saß der Schreck noch in den Gliedern. «Eins ist klar: Im Haus dürfen wir uns nicht mehr treffen. Wobei ich mehr Angst vor Siferlin habe als vor meinem Mann. Benedikt, wir müssen warten, bis die Abende heller werden und ich wieder zu dir kommen kann.»
Stöhnend legte er seinen Kopf auf ihre Schulter. «Das halte ich nicht aus!»
Dann strich er Barbara unbeholfen über die rosigen Wangen. «Danke! Ich gehe jetzt besser. Bringst du mir dann den Kräutertee?»
Barbara nickte.
In den nächsten Wochen trafen sich Catharina und Benedikt nur noch zufällig im Hof oder im Haus. Anfang April, es hatte endlich Tauwetter eingesetzt, stellte Catharina fest, dass ihre Blutungen schon zum zweiten Mal ausgesetzt hatten. Beim ersten Mal war Catharina nicht sonderlich beunruhigt gewesen, denn sie war fest davon überzeugt, dass sie unfruchtbar sei, seitdem sie sich damals als junges Mädchen von der Hebamme Gysel hatte behandeln lassen. Dabei war sie trotz allem immer vorsichtig mit Benedikt gewesen, denn sie wusste, dass es zwischen den Blutungen eine gefährliche Zeit gab, und an diesen Tagen hatten sie sich auf andere Weise Vergnügen bereitet. Jetzt aber spannten auch ihre Brüste, und es gab für sie keinen Zweifel mehr: Sie war schwanger.
Es dauerte Tage, bis sie wirklich begriff, was mit ihr geschah. Sie, die sich immer eine große Familie gewünscht hatte, trug ein Kind im Leib und durfte es nicht zur Welt bringen. Wenn sie wenigstens hin und wieder mit Michael geschlafen hätte – sie hätte keine Skrupel verspürt, es zu seinem Kind zu erklären. Aber so? Es gab keinen anderen Weg, als sich von diesem Wesen, das in ihr heranwuchs, zu trennen. Und niemand durfte etwas davon erfahren. Verzweifelt weinte sie sich nachts in den Schlaf.
Nachdem die Frühjahrssonne die verschlammten Wege einigermaßen getrocknet hatte, machte sie sich auf nach Lehen. Dem Wächter am Tor musste sie angeben, wohin sie gehen wolle. Es sei in letzter Zeit wieder zu Überfällen gekommen, erklärte er, und er habe dafür zu sorgen, dass sich niemand allein auf die Landstraße wagte. Sie wartete, bis sich eine Gruppe von Bauern und Trödlern zusammengefunden hatte, und marschierte mit ihnen los. Ihr war flau im Magen, und sie wusste nicht, ob das von der Schwangerschaft herrührte oder von der Angst vor dem, was auf sie zukam.
Marthe und Christoph waren glücklich, sie nach so vielen Wochen endlich wiederzusehen. Sie ließen ihre Arbeit liegen und führten sie in die Küche. Catharina fragte nach Moses, der nicht zur Begrüßung erschienen war.
«Er ist vor zwei Wochen gestorben», sagte Marthe. «Er war ja schon alt, und plötzlich konnte er kaum noch laufen.» Sie erzählte, wie er eines Abends unbedingt in die Küche wollte, was sonst nicht seine Art war, und sich dicht neben das Herdfeuer legte. Die Köchin wollte ihn hinausjagen, aber Marthe ahnte, dass er zum Sterben gekommen war. Sie bettete ihn auf einen alten Sack und streichelte ihn so lange, bis er mit einem kleinen Seufzer die Augen schloss.
«Ich glaube nicht, dass er Schmerzen hatte.»
Da fing Catharina an zu weinen. Es war nicht Moses’ Tod, der sie die Fassung verlieren ließ, sondern alles zusammen. Sie fühlte sich unsagbar allein, konnte niemandem von ihren Sorgen und Ängsten erzählen.
Erschrocken legte Christoph den Arm um sie. «Aber Cathi, sei doch nicht traurig. Er hatte ein so schönes Leben wie kaum ein anderer Hund im Dorf.»
Sie wischte sich
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