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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
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genommen. Bei längeren Fahrten, vor allem, wenn sie nicht wussten, wie lange sie unterwegs sein würden, war ein größeres Gefährt mit mehr Stauraum und Platz die bessere Wahl, doch Sug liebte ihren Wagen. Kratzer konnten vorkommen, sollten aber nicht.
    Am Ende der Einfahrt, die sich scheinbar Meilen weit zog, gab es einen Stellplatz für drei Autos, erleichtert stellte Sug fest, dass dieser zumindest großzügig bemessen war.
    Morgan stieg aus, streckte sich, nach der langen Fahrt fühlte sie sich ganz steif, dann überlegte sie kurz.
    „Ich will noch mal einen Blick in das Dorf werfen, bevor wir reingehen“, erklärte sie und ging zurück zur Straße.
    „Welches Dorf? Ich sehe nur eine Straße, die rechts und links gesäumt ist von Häusern“, sagte Sug, als sie neben Morgan auftauchte.
    „Komm schon, es sieht sehr idyllisch aus. Schau dir nur mal die alten Cottages an.“
    „Alt ist der richtige Ausdruck. Mir scheint, hier hat sich die letzten fünfhundert Jahre nicht viel verändert.“
    „Ich hoffe, du hast unrecht. Es wäre mir nicht so angenehm, wenn ich nachts in den Garten gehen und auf einem Donnerbalken Platz nehmen müsste.“
    Sug schmunzelte. Sie war mehr ein Stadtmensch, nichtsdestotrotz wusste sie die urige Schönheit des Landes zu schätzen und zu genießen und ihre zickigen Sprüche waren im Grunde nur übertriebenes Schauspiel. Meistens.
    Die Straße zog sich nach der Biegung noch an einigen Häusern entlang und lief dann geradewegs auf einen Wald zu. Ob die Straße an dem Wald entlang führte oder dort einfach endete, konnte Morgan von ihrer Position aus nicht erkennen.
    Groß war Hitchwick je denfalls nicht. Sug hatte recht, die meisten Häuser standen hier schon seit einigen hundert Jahren, auch wenn Anbauten und Renovierungen der Außenfassade dazu führten, dass sie sich den wenigen Neubauten angeglichen hatten.
    Ein schöner Ort, dachte Morgan. Ruhig und friedlich, ein kleines Stück Idylle, dem man nichts von verschwundenen Mädchen ansah. Es war unvors tellbar, dass in einem Dorf, in dem sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagten, solch merkwürdige und tragische Dinge vorkamen.
    Keine Menschenseele weit und breit, stellte Sug fest. Der Himmel war grau und trist, immer wieder fielen ein paar Tropfen kalten Herbstregens, wahrlich kein Wetter für einen ausgedehnten Spaziergang oder Seilspringen vor dem Haus. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Nur weil sich niemand auf der Straße herumtrieb, musste das Nest nicht ausgestorben sein. Mit Sicherheit war die Ankunft zweier Fremder schon längst entdeckt worden. Kaum hatte Sug diese Vermutung aufgestellt, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Langsam wandte sie den Kopf und erhaschte gerade noch den Blick auf ein schemenhaftes Gesicht, das hinter der Gardine eines Küchenfensters verschwand.
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sug blickte zu der Pension hinter sich.
    Und noch einer , dachte Sug.
    Wieder schwang eine weiße, in säuberliche Falten geleg te Gardine hin und her, als hätte jemand noch vor einer Sekunde aus dem Fenster geschaut.
    Es gab kein Kino, soweit Sug sehen konnte und auch sonst keine große Zerstreuung, da waren zwei Fremde sicher eine interessante Abwechslung.
    „Ich denke, wir sollten jetzt reingehen, sonst machen wir uns noch verdächtiger, als wir es ohnehin schon getan haben.“
    „Du meinst, die gut getarnten Gestalten hinter den Gardinen? Sicher glüht bereits eine Telefonkette, die alle Bewohner mit den wichtigsten Informationen versorgt.“
    Sug räusperte sich und fuhr in flüsterndem, höchst verschwörerischem Ton fort.
    „ Es sind zwei Frauen. Eine Dunkelhaarige, eine Blonde. Normale Statur, die Blonde ist ein wenig größer, dafür ist die Andere besser gekleidet. Stadtmenschen, eindeutig, sie tragen keine Gummistiefel.“
    „ So, du bist also besser gekleidet als ich.“
    „ He, das habe nicht ich gesagt. Was kann ich für die Meinung anderer“, sagte Sug und zog die Schultern hoch.
    „ Wie dumm von mir, was kannst du für die Worte anderer, die aus deinem Mund kommen“, gab Morgen lächelnd zurück.
    „ Wie auch immer, feststeht, man hat uns gesehen.“
„Davon gehe ich aus“, sagte Sug und steuerte geradewegs das Auto an.

    Wohlweißlich hatte Morgan nichts über ihre Übernachtungsmöglichkeit en détail erzählt. Sie kannte Sugs Ansprüche und diese würden sicher nicht erfüllt werden. Die kleine, sehr kleine, Bed and Breakfast Pension war die

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