Die Hexe von Hitchwick
es die Umschreibung für; wir dürfen ihnen keine Auskunft über laufende Ermittlungen geben.“
Überrascht sah Morgan zur Seite, so eine Antwort hatte sie von Sug nicht erwartet und Sug offensichtlich von sich selbst auch nicht. Aber genauso war es, sie hatten Spuren, nur konnten sie kaum über diese sprechen. Zum einen war nicht klar, ob Mrs. Cooper nur eine nette, neugierige, alte Dame oder auf irgendeine Weise in das Ganze verstrickt war. Zum anderen würden sie einiges an Glaubwürdigkeit einbüßen, wenn sie den Leuten von Hexen und Dimensionstoren erzählen würden. Ein Brummen an Morgans Oberschenkel ließ sie ihre Überlegungen vergessen. Den gesamten Morgen wartete sie schon auf eine Nachricht von der Gesellschaft. Sie hoffte inständig, dass es die Informationen waren, die sie so dringend brauchte und nicht wieder eine entschuldigende Vertröstung auf einen späteren Zeitpunkt.
„Dürfte ich mal I hr Bad benutzen?“
„Aber natürlich. Den Gang runter auf der linken Seite.“
Morgan stand auf, warf Sug einen vielsagenden Blick zu und verließ den Salon.
Sug hatte verstanden, es lag jetzt an ihr, Mrs. Cooper nicht merken zu lassen, wie lange Morgan wegbleiben würde. Sie hasste diese Aufgabe.
Links befanden sich zwei Türen, sollte sie nun die erste oder die zweite nehmen?
Morgan entschloss sich, gleich die Erste auszuprobieren und natürlich war es die falsche, sie führte ins Schlafzimmer. Es gab keinen Anlass, jedenfalls noch nicht, die Wohnung zu durchsuchen, also schloss sie die Tür mit einem flüchtigen Blick durch das Zimmer. Ihre Hand blieb auf dem Türgriff, in ihrem Kopf ratterte es. Das Bild, welches sich in ihren Gedanken nun ausbreitete, hatte einen Wimpernschlag von den Augen durch die Sehnerven ins Gehirn bis zum Verstehen gebraucht. Langsam öffnete sie die Tür wieder. Sie hatte sich nicht geirrt, es war kein Trugbild, was sich aus Dingen zusammengesetzt hatte, die so ähnlich aussahen. An der Wand stand eine lange, weiße Kommode, auf der eine Art Altar errichtet worden war. Auf einem dunkelroten, samtigen Tuch standen zwei rote, dicke Kerzen. In der Mitte stand ein massives, aus Ton gefertigtes Götzenbild. Zweiköpfiger Löwe, auf dem eine Frau ritt. Die babylonische Darstellung einer uralten Göttin. Von den Juden zur ersten Frau von Adam und dann zur Mutter tausender Dämonen gemacht, von den Christen verheimlicht. Lilith.
Hektisch zog Morgan die Beryll-Gläser aus der Innentasche ihres Jacketts, setzte sie auf und fummelte gleichzeitig ihr Smartphone hervor. Das Rot des Tuchs schien sich an der Statue hinaufzuschlängeln, hüllte den gesamten Altarbereich ein. Unwillkürlich entwich Morgan ein pfeifender, tiefer Atemzug. Schnell machte sie zwei Fotos, dann schloss sie die Tür und verschwand im Bad.
Ein leichtes Pochen ging von ihren Schläfen aus, sie nahm die Beryll e ab und rieb sich vorsichtig die Augen. Es war praktisch zu sehen, was im Verborgenen lag, leider war es auf Dauer sehr schmerzhaft. Das Pochen ließ nach, sie öffnete die Augen, um sich endlich ihrem eigentlichen Vorhaben zu widmen.
Es war die ersehnte SMS mit dem erhofften Inhalt.
Die Stofflichkeit wird durch ein Ritual erzeugt. Ausnahme, wachsende Macht. Betreff Kirchenbücher; Eine geht, eine/einer kommt. Ausnahme: Jasmine. Standort wird noch geprüft. Mail mit detaillierten Infos an dich rausgegangen.
Das war die Absicherung, die Morgan brauchte. Ihr Vorhaben würde gelingen, wenn sie Sug für eine Weile beschäftigen konnte. Morgan öffnete die Fotos der Götzenfigur, drückte auf Weiterleiten und tippte zwei Sätze.
Danke. Brauche alles, was du über diese Fotos finden kannst.
Schnell!
Zweifelnd, ob sie hier Internetempfang haben würde, drückte sie auf das kleine Briefchen und wartete einige Sekunden. Das E-Mailprogramm öffnete sich. Schnell überflog sie die Informationen. Sie befanden sich auf der richtigen Spur, sie hatten nur ein paar Punkte übersehen, für die sie nun allerdings eine Bestätigung besaßen.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend und dem krampfhaften Bemühen, sich nichts anmerken zu lassen, ging sie zurück in den Salon. Mrs. Cooper hatte einen Altar in ihrem Schlafzimmer, einen sehr ungewöhnlichen Altar und es ging eindeutig Energie von dem Götzenbild aus. Das konnte Gefahr bedeuten, merkwürdigerweise hatte sie nicht das Gefühl, dass sie sich in akuter Gefahr befanden und Energie ging von den meisten Götzenbildern aus, selbst wenn man kein
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