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Die Hexe von Paris

Titel: Die Hexe von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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zurück, ließ meinen Fächer zuschnappen und sagte: »Laßt uns offen miteinander sein, Brissac. Ich habe keine Freude an Männern, und Ihr, soviel ich weiß, könnt Frauen wenig abgewinnen. Laßt ab von dem Versuch, mich mit Komplimenten und Euren Liebeskünsten zu blenden. Euer Rang und Eure Persönlichkeit machen mich nicht vor Entzücken schaudern. Ich mutmaße, aus etwas anderen Gründen könnt Ihr über mich dasselbe sagen. Ich wünsche nicht, Eure maîtresse en titre zu sein; ich bin eine Frau, die nur mit einer Vermählung zufriedenzustellen ist, und ich möchte Eure Bedingungen hören.« Er schien über meine Unverblümtheit verblüfft. Er ließ die Maske der Galanterie fallen, und zum Vorschein kamen unverhüllte Habsucht, Hochmut und die Wut des Mannes darüber, daß ich ihn nicht für unwiderstehlich hielt.
    »Vermählung? Mit einem Ungeheuer? Was macht Euch glauben, ein Brissac würde sich zu einer so schändlichen Mésalliance herablassen?« Er sah mich an, als wollte er mich schlagen. Ich wich zurück und bedachte ihn mit einem gebieterischen Blick.
    »Warum sich dann überhaupt zu mir herablassen? Gewiß nicht, um Lust aus meiner Verführung zu gewinnen. Würde dann nicht auch Eure Reputation leiden? ›Brissac teilt das Lager mit einem verunstalteten, Jahrhunderte alten Weib‹, würde man munkeln. Oder plantet Ihr, die Hochnäsigen am Hofe sollten vielmehr flüstern: ›Brissac hat die alte Hexenmeisterin verrückt gemacht vor Begierde – sie gibt ihm alles, so ein gerissener Bursche!‹«
    »Ihr – Ihr Unmensch!« rief er. Keinem behagt es, wenn seine Pläne aufgedeckt werden, dachte ich. La Voisin war zu eifrig, zu sehr in ihrem Wunsche befangen. Sie hat ihn mißverstanden. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, welche für einen Mann bescheiden war, und sein Gesicht erstarrte zu einem aristokratischen Hohnlächeln.
    »Offensichtlich, Madame, hat niemand die Mühe auf sich genommen, Euch zu unterrichten, daß es Euch an jeglichen wünschenswerten Eigenschaften einer Frau gebricht: makellose Abstammung, Jugend, die sanfte Süße unschuldigen Begehrens –«
    » – und eine hübsche Mitgift, ohne die alles übrige wertlos ist«, schloß ich.
    »Ja, eine Familie von Stand – von Vermögen –«
    »Und vielleicht, Monsieur, hat niemand die Mühe auf sich genommen, Euch zu sagen, daß Ihr trotz Eures Standes, solltet Ihr denn verfügbar sein, dennoch mangelhafte Ware seid und bei einer Familie von Rang wohl kaum Anklang fändet. Bei Euren Lebensgewohnheiten ist es unwahrscheinlich, daß Ihr Erben hervorbringt; nehmt dazu das Gerücht, daß Ihr bereits die Hälfte der kleinen Eisverkäuferinnen in der Stadt mit der italienischen Seuche angesteckt habt – ein Gebrechen, mit dem man seine Enkelkinder nicht gerne behaftet sehen möchte. Ihr verschwendet Geld wie Wasser, insbesondere das anderer Leute, und habt bewirkt, daß mindestens ein Liebhaber diese Welt unter fragwürdigen Umständen verlassen hat. Ihr habt Euer väterliches Erbteil vertan und Euch mit Euren Bekannten bei Hofe entzweit. Dies alles würde auch bei der habgierigsten Familie des Kleinbürgertums schwerer wiegen als Euer Satanismus, geschweige denn bei einer Familie von hoher Abstammung. Nein, Monsieur de Brissac, sogar diejenigen, die von niedrigerem Stande sind als Ihr, wollen Euch nicht. Ich schlage vor, Ihr behaltet die Gemahlin, die Ihr habt. Wenn Ihr gut zu ihr seid, gewährt sie Euch vielleicht eine Apanage.«
    »Das muß ich mir nicht anhören«, sagte er und erhob sich.
    »Nein, doch bevor Ihr geht, solltet Ihr bedenken, daß ich nicht nur ein Vermögen beibringe, welches größer ist als alle anderen, ausgenommen eine königliche Mitgift, sondern daß dieses Vermögen, anders als eine Mitgift, sich von Tag zu Tag vermehrt. Ich will Herzogin werden, Ihr wollt reich sein – es ist ganz und gar vernünftig, unter dem Deckmantel der Ehe eine geschäftliche Teilhaberschaft einzugehen.«
    »Ihr – Ihr seid keine Frau, Ihr seid ein kaltblütiges Monstrum.«
    »Und Ihr ein heißblütiges.«
    »Ich könnte Euch für diese Schmähungen vernichten.«
    »Ei freilich, und Euch dann Eurer letzten Chance für ein Vermögen begeben.«
    »Ich kann ein Dutzend bessere Bräute finden.«
    »Schön. Geht, versucht es, und wenn Ihr es müde seid, abgewiesen zu werden, kommt zu mir zurück. Dann freilich werde ich noch reicher sein – und meine Bedingungen sind womöglich noch härter.«
    »Eure Bedingungen? Eure Bedingungen? Wie

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