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Die Hexe von Paris

Titel: Die Hexe von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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ihre Füße strich. »Seine Gönnerschaft und sein Schutz erstrecken sich auf die berühmtesten Alchimisten und Kräuterheilkundigen in ganz Europa.«
    »Von denen Madame Montvoisin eine ist«, bemerkte der Gefährte des Lords mit schmeichelnder Stimme und verneigte sich leicht vor ihr.
    »Wir müssen nun gehen«, sagte der Lord, sich erhebend, und Manon beeilte sich, ihm seinen schweren Umhang und seinen Stock zu bringen. »Und Ihr, Madame, denkt über meinen Vorschlag nach.« Mit dem Auge eines Connaisseurs sah er sich in dem schwarzen Salon um. Als Madame Montvoisin sich erhob, war das Knistern von Seide zu hören.
    »Ich habe ihn bereits erwogen und könnte nicht umhin, auf ein so großzügiges Angebot der Gönnerschaft einzugehen«, sagte sie. »Zuvor aber habe ich hier Geschäfte abzuschließen –«, die Herren sahen einander verständnisvoll an, » – wonach ich, nun ja, ich sehne mich seit langem nach einer Seereise und einem gesünderen Klima.« Darauf wandte sich der Lord mit höflich interessierter Miene an mich.
    »Und Ihr, Madame de Morville, seid eine Besonderheit ersten Ranges. Solltet Ihr jemals nach England reisen, seid meiner Gunst und Gönnerschaft versichert.« Ich dankte so huldvoll, wie es mir zu Gebote stand, indes er sich mit einer Flut von Artigkeiten empfahl. Schließlich hatte er es gut gemeint. Ausländer scheinen nie zu begreifen, welch geringen Reiz eine von jeder Zivilisation abgeschnittene Insel mit feuchten Nebeln und einem kleinen provinziellen Hof auf uns Pariser ausübt, die wir die kultivierteste, mächtigste Monarchie der Welt unser eigen nennen. Die Engländer sind so rückständig in der Mode, und überdies lebt man unter den aufrührerischen Königsmördern sehr gefährlich. Es könnte einfach alles geschehen. Doch dann fuhr mir ein Gedanke durch den Kopf: Was für ein delikater Ort, um gutes, französisches Gold vor Colbert zu verstecken. Das entsprach Vaters Sinn für Humor. Ja, es war durchaus plausibel. Cortezia et Benson, Banquiers à Londres. Ohne Zweifel hatte er es Großmutter erzählt, als er im Sterben lag, da er damit rechnete, daß sie ihn überleben und es mir weitersagen würde. Ich fragte mich, ob etwas von seinem Schatz übriggeblieben war. Er war zweifellos unterdessen konfisziert oder veruntreut worden. Ein Spaß. Das Schicksal ist stets zu Späßen aufgelegt.

    »So, das war es einstweilen, bis zum nächsten Besuch«, erklärte La Voisin und wandte sich mir zu. »Komm in mein Kabinett, Marquise, ich habe etwas mit dir zu besprechen. Sage mir, haben deine Einkünfte nachgelassen, seit du so skandalös herumtändelst?« Wir verließen den schwarzen Salon, und sie nahm mein kleines Rechnungsbuch zur Hand und blätterte es durch. »Ich sehe hier eine neue Hoftoilette. Neue Handschuhe. Einen samtenen Umhang. Einen Hut und passende Federn, sehr kostspielige Federn. Ich hoffe, sie sind schwarz.«
    »Meine Einkünfte sind höher denn je, falls Ihr um Euren Anteil bangt. Zudem muß ich bei meiner neuen Klientel mehr auf meine Erscheinung achten. Niemand glaubt dem Rat einer ärmlich gekleideten Wahrsagerin.«
    »Was mir Sorgen macht, ist mehr als das, meine Liebe«, sagte sie, während sie mit schnellen Schritten den großen Raum hinter dem Salon durchmaß. Antoine Montvoisin saß in seinem Schlafrock am Eßtisch und machte sich mit einer Pinzette und einer winzigen Zange an einem Collier zu schaffen, aus dem er die Steine entfernte. Mit einem »Klick« ließ er einen in ein Metallkästchen fallen. Sein dicker Sohn stand hinter ihm und verzehrte eine Leckerei. Seine Tochter Marie-Marguerite, deutlich schwanger, saß und strickte, die Füße auf einen Schemel gestützt. Sie hatte den Magier nicht geheiratet; so wurden die Dinge in diesem Hause gehandhabt.
    »Und nun«, sagte La Voisin, indes sie die Türe ihres Kabinetts schloß, »zum eigentlichen Geschäft.« Ihre Miene behagte mir nicht, als sie Platz nahm und mir den Schemel zuwies.
    »Die Duchesse de Bouillon hat mir einen Besuch abgestattet«, sagte sie bedeutsam.
    »So? Was wollte sie? Ihr Schicksal erfahren? Ein Liebespulver für den König?«
    »Sei nicht frech. Sie wünscht Gift für eine Rivalin: für die mysteriöse Inspiration des Chevalier de la Motte. Und sie wird sich an dich wenden, um herauszufinden, wer die Frau ist. Dieses Mal, meine Liebe, steckst du tiefer in der Bredouille als neulich, da du Brissac in diesem meinem Hause gekränkt hast.«
    »Gekränkt? Ich war sehr höflich. Aber ich habe die

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