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Die Hexen - Roman

Die Hexen - Roman

Titel: Die Hexen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Geheimnis bewahren muss.«
    »Also ein Geheimbund«, schlussfolgerte Lucian. »Das macht die Sache nicht besser. Weiße Magie braucht man nicht zu verstecken. Doch ich nahm auch nicht an, dass Ihr eine weiße Hexe seid.«
    Yvonne lehnte sich zurück. »Ach, so ist das«, sagte sie. »Du verdächtigst mich. War das bei Ravenna auch so? Oder hast du gleich erkannt, was für eine wunderbare Gabe sie besitzt?«
    »Ich wusste gar nicht, dass du eifersüchtig bist«, bemerkte Ravenna. Am Gesichtsausdruck ihrer Schwester erkannte sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. »Bisher war ich wohl nie eine Gefahr für dich. Nur eine graue Maus in einem Vliespulli, die alle Männer im Umkreis von einer Meile vergraulte. Aber darum geht es überhaupt nicht. Von den Sieben habe ich gelernt, dass es sowohl gute als auch schlechte Magie gibt, und manchmal ist es sehr schwer, die richtige Entscheidung zu treffen.« Schaudernd dachte sie an den windigen Abend auf dem Odilienberg und an das Bad im Augenbrunnen. Und an Lynettes blutverschmiertes Gesicht. »Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Woher hast du diesen Dolch?«
    Mit allen zehn Fingern fuhr sich Yvonne durch das Haar. »Du wirst mir keine Vorschriften machen. Und dein Ritter auch nicht.«
    Lucian trat in die Küche, nahm den Dolch und wog ihn in der Hand. »Wenn Ihr wirklich in die Geheimnisse der Magie eingeweiht seid, gehört diese Klinge Euch«, erklärte er. »Dann wird sie mir keinen Schaden zufügen. Wenn nicht …« Achselzuckend nahm er das Messer, stemmte das Heft gegen den Türrahmen und stützte sich mit der Brust auf die Spitze. Als er Anstalten machte, sich in das Messer fallen zu lassen, ertönte in der Küche ein zweifacher Schrei. »Lucian, nein!«
    Er hielt den Körper angespannt. Um seinen Mund lag ein harter Zug und seine dunklen Augen funkelten. »Wenn dieser Dolch durch eine Zauberin geweiht wurde, kann er mich nicht verletzen. Deshalb segnen die Sieben unsere Schwerter und unsere Liebsten geben uns ein Pfand für das Turnier. Ich frage Euch, Yvonne: Soll ich mich in Eure Klinge stürzen?«
    Ravenna hielt den Atem an. Ihre Schwester beobachtete den Ritter mit gespannter Neugier und ließ keinen Hauch von Scham, Reue oder Zweifel erkennen. Einige Herzschläge lang gelang es ihr sogar, Ravenna zu überzeugen, doch dann sagte sie: »Du würdest es wirklich tun, nicht wahr? Du Narr würdest ins offene Messer laufen, nur um meiner Schwester etwas zu beweisen. Du meine Güte, Lucian, nun leg das Ding endlich weg.«
    Der Ritter stieß sich vom Rahmen ab, drehte den Dolch herum und gab ihn Ravenna mit dem Heft voran. »Nehmt diese Klinge in Gewahrsam«, bat er mit einem zornigen Blick auf Yvonne. »Wir bringen den Dolch zurück auf den Odilienberg. Die Sieben werden zweifelsfrei klären können, wozu er benutzt wurde.«
    Er ging, um sein Schwert zu holen. Yvonne kratzte mit dem Fingernagel an einem Brandfleck auf der Tischplatte und zeichnete aus Ruß ein Pentagramm um die Stelle. Im Stehen blickte Ravenna auf sie herab. »Wir reden, wenn ich wieder da bin«, schlug sie vor. »Und dann erzählst du mir, was los ist. Und zwar alles. Einverstanden?«
    Das Kratzen wurde lauter. Dann brach der Fingernagel ab. Mit einer Grimasse führte Yvonne die Kuppe an den Mund, kaute auf dem Nagel herum und spuckte ein Stückchen in die hohle Hand. Unter dem Wasserstrahl spülte sie den abgebrochenen Fingernagel fort.
    »Ich wüsste nicht, was es zu bereden gibt«, sagte sie.
    Ravenna runzelte die Stirn. »Lucian weiß, wovon er redet. In seiner Welt hat er dauernd mit Fällen von Fluchzauber und Schadensmagie zu tun. Es ist die Aufgabe der Gefährten zu verhindern, dass derartige Dinge geschehen. Wenn er sagt, dass du in irgendetwas verwickelt bist, dann glaube ich ihm. Schwarze Magie ist gefährlich, Yvonne. Gerade du solltest das wissen.«
    Mit einem Ruck hob ihre Schwester den Kopf. Wie zwei durchsichtige Rubine hefteten sich ihre Augen auf Ravenna, ihr Mund war zu einem schmalen Strich verzogen. »Allerdings«, stieß sie hervor. »Gerade ich sollte das wissen.«
    In der Nacht sah Corbeaus Villa gespenstisch aus. Nirgendwo im Haus brannte Licht und auch der verdorrte Garten war unbeleuchtet. In der Straße war kein Mensch zu sehen, die umliegenden Häuser schienen verlassen. Ravenna war nie aufgefallen, wie geisterhaft der Platz wirkte, an dem die Villa lag: eine kahle, tote Fläche.
    Ihr Herz hämmerte, als sie sich wieder zur Eingangstür umdrehte. Sie holte tief Luft,

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