Die Hexen von Eastwick
erzählen.»
«Du hast recht. Ich bin ekelhaft. Bitte, erzähl weiter.» Alexandra
wol te nicht, daß ihre schlechte Laune das Fenster zur Welt draußen
zusperrte, diesen Ausblick, den Sukies Getratsch ihr gewährte.
«Ach», sagte Sukie, Alexandra zappeln lassend, «wie angenehm wir
es haben. Wie gründlich wir entdeckt haben, daß wir Frauen lieber
mögen als Männer und so weiter.»
«Hat ihn das beleidigt?»
«Nein, er sagte, ihm seien Frauen auch lieber als Männer. Sie seien
der höherentwickelte Mechanismus.»
«Er sagte ‹Mechanismus›.»
«Irgendwas dieser Art. Hör zu, Engel, ich muß mich beeilen,
ehrlich. Ich sol die Komitee-Vorsitzenden wegen des Erntefestes
interviewen.»
«Welche Kirche?»
Alexandra schloß die Augen und sah ein irisierendes Zickzack, wie
wenn ein Diamant an einer unsichtbaren Hand durchs Dunkel ritzte
in elektrischer Paral ele zu Sukies flitzenden Gedanken. «Kannst du
dir doch denken: die unitarische. Al e anderen halten das für zu
heidnisch.»
«Darf man fragen, wie du derzeit zu Ed Parsley stehst?»
«Oh, wie üblich, freundlich, aber distanziert. Brenda ist so
unmöglich prüde.»
«Wie äußert sich ihre unmögliche Prüderie, hat er’s dir gesagt?»
Was sexuelle Details betraf, herrschte eine gewisse Reserviertheit
zwischen den Hexen, aber Sukie, die das Gespräch in Frieden
beenden wol te, verstieß gegen diese unausgesprochene Regel und
brach in das Zugeständnis aus: «Sie tut nichts für ihn, Lexa. Bevor er
aufs Seminar ging, hat er sich ein wenig herumgetrieben, deshalb weiß
er, was ihm fehlt. Er wil immer noch auf- und davonlaufen und sich
der Protestbewegung anschließen.»
«Er ist zu alt. Er ist über dreißig. Die wol en ihn nicht mehr.»
«Er weiß das. Er verachtet sich. Ich kann ihn nicht ständig
zurückweisen, er tut mir so leid!» Sukie schrie fast in ihrer Empörung.
Heilen gehörte zum Wesen der Frauen, und wenn die Welt sie
bezichtigte, zwischen Mann und Frau zu treten, das trennende Band
zu knüpfen, den Knoten der Impotenz oder Gefühlskälte zu schürzen
im Innersten einer Ehe, die scheinbar geschützt ist in ihrem behaglich
überdachten nachtdunklen Haus, und wenn die Welt sie nicht nur
bezichtigte, sondern sie lebendig verbrannte mit den Zungen
entrüsteter Moral, so war das der Preis, den sie zahlen mußten. Es war
elementar und instinktiv, es war weiblich, heilen zu wol en, der
Wunde männlichen Verlangens den lindernden Verband fügsamen
Fleisches anzulegen, der gefangenen Seele das erhebende Gefühl zu
verschaffen, einer Hexe zuzusehen, wie sie die Kleider abstreift und
sich nackt im schäbig möblierten Motelzimmer bewegt. Alexandra
gab Sukie frei, hegte keine Vorwürfe mehr gegen die jüngere Frau,
daß diese fortfuhr, Ed Parsley zu Diensten zu sein.
In der Stil e ihres Hauses, kinderlos für zwei weitere Stunden,
kämpfte Alexandra gegen ihre Depressionen: schwerfäl ig, wie ein
mißgestalter Fisch auf dem Meeresgrund bewegte sie sich unter
diesem Gewicht. Sie hatte das Gefühl, als müsse sie ersticken an ihrer
Nutzlosigkeit und der nutzlosen Geräumigkeit dieses Farmhauses aus
der Mitte des vorigen Jahrhunderts, mit den verstaubten kleinen
Zimmern und dem Linoleumgeruch. Ihr fiel ein, etwas zu essen, zur
Aufmunterung. Al es frißt, auch die großen Meergurken, al es lebt,
um zu fressen, und Zähne, Hufe, Flügel sind hervorgegangen aus den
Jahrmil ionen kleiner blutiger Kämpfe. Sie machte sich ein Sandwich
aus Diätweizenkeimbrot mit Putenbrust und Salat zurecht, al es aus
der Bay-Superette, sie hatte es an diesem Morgen dort geholt, dazu
noch Comet und Calgonite und die neueste Ausgabe des Anzeiger. Die vielen mühseligen Handgriffe, die eine so kleine Mahlzeit
erforderte, ließen sie fast zusammenbrechen: das Fleisch aus dem
Kühlschrank nehmen und es aus der zugeschweißten Klarsichtfolie
schälen; die Mayonnaise auf dem Regal ausfindig machen, wo sie
versteckt zwischen Geleegläsern und Salatöl stand; die klebende,
knitterige Zel ophanhaut vom Salatkopf pulen; die Zutaten auf der
Arbeitsfläche arrangieren, mit einem Teller daneben; aus der
Schublade ein Messer nehmen und damit die Mayonnaise
aufstreichen; nach einer Gabel suchen und einen langen
Sauregurkenspeer aus dem pummeligen Glas fischen, aus der dünnen
grünen von Samenkörnern durchwölkten Lake; und dann Kaffee
machen, um den Puten- und Essiggeschmack wegzuspülen. Jedesmal,
wenn sie den kleinen Plastikmeßlöffel,
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