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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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schöne, verheißungsvol e Erscheinung gewesen sein, aber seine
Schönheit – die Stirn hoch und kantig, der Mund groß, mit
leidenschaftlichen Möglichkeiten, und die Augen von delikatestem
Eisblau und umrahmt von sternstrahlenlangen Wimpern – bekam
etwas Eingesunkenes er nahm das ausgetrocknete, verdurstende
Aussehen eines Gewohnheitstrinkers an.
Clyde war wenig über fünfzig. An der Lochplattenwand hinter
seinem Schreibtisch hingen, außer einem Schriftmuster für
Schlagzeilen und einigen gerahmten ehrenvol en Erwähnungen, die
dem Anzeiger unter früheren Chefredakteuren zuteil geworden waren,
Fotografien von seiner Tochter und seinem Sohn, aber keine von
seiner Frau, obwohl er nicht geschieden war. Die Tochter, hübsch auf
eine lammfromme, mondgesichtige Art, war unverheiratet und
Röntgenassistentin am Michael Reese-Hospital in Chicago, viel eicht
auf dem Weg, das zu werden, was Monty spöttisch lachend eine «Frau
Doktor» genannt haben würde. Der Sohn, ein Col ege-Aussteiger,
interessiert an Schauspielerei, hatte die letzten Monate im Milieu der
Sommertheater in Connecticut verbracht; er hatte die hellen Augen
des Vaters und die schmol ende Schönheit einer archaischen
griechischen Statue. Felicia Gabriel, die Ehefrau, die an der Wand
fehlte, mußte früher ein niedliches, munteres Portiönchen gewesen
sein, hatte sich aber zu einer spitzgesichtigen kleinen Frau entwickelt,
die nicht aufhören konnte zu reden. Sie war in diesen Tagen, dieser
Zeit empört über al es und jedes: über die Regierung und die
Protestbewegung, über den Krieg, die Drogen, die unanständigen
Songs, die im WPRO gebracht wurden, darüber, daß der Playboy in
al er Öffentlichkeit in den Drugstores zu haben war, über die
lethargische Stadtverwaltung, die nichts gegen die Horden von
    Herumbummlern in der Geschäftsgegend unternahm, über das
skandalöse Auftreten der Sommertouristen, ihre anstößige
Bekleidung, schlicht über al es, das nicht so war, wie es wäre, wenn sie
zu bestimmen hätte. «Felicia hat gerade angerufen», sagte Clyde, als
indirekte Entschuldigung für die traurige Positur, in der Sukie ihn
angetroffen hatte. «Sie ist außer sich über diesen Van Horne, wie der
sich über die Feuchtgebietsbestimmungen hinweggesetzt hat.
Außerdem sagt sie, Ihr Artikel über ihn sei viel zu schmeichelhaft; sie
sagt, sie habe Gerüchte über seine Vergangenheit in New York gehört,
die ziemlich anrüchig seien.»
«Von wem hat sie die gehört?»
«Das will sie nicht sagen. Sie schützt ihre Quel en. Viel eicht hat sie
den Pups direkt von J. Edgar Hoover.» Derlei gegen die eigene Frau
gerichtete Ironie brachte nur wenig Leben in sein Gesicht, zu oft
schon war er auf Felicias Kosten ironisch gewesen. Irgend etwas war
gestorben hinter diesen langbewimperten Augen. Die beiden
erwachsenen Kinder, auf den Fotografien an der Wand, waren von
ähnlicher Gespensterhaftigkeit, hatte Sukie oft gedacht: die runden
Züge der Tochter ein leerer Umriß in ihrer Fehlerlosigkeit und der
Junge eingenartig passiv mit seinen fleischigen Lippen, dem lockigen
Haar und dem silbrigblassen, langen Gesicht. Bei Clyde war diese
Farblosigkeit gebeizt von den braunen Gerbstoffen des
al morgendlichen Whiskys und des Zigarettentabaks und dem
ätzenden Hauch, der von seinem Nacken aufstieg. Sukie hatte nie mit
Clyde geschlafen. Aber sie hatte das mütterliche Gefühl, daß sie ihm
Heilung bringen könnte. Er war wie ein Ertrinkender, klammerte sich
an seinen Stahlrohrschreibtisch wie an ein gekentertes Ruderboot.
«Sie sehen erschöpft aus», preschte sie vor.
«Ich bin es, Suzanne, ich bin es wirklich. Felicia hängt jeden Abend
am Telefon, wegen dieser oder jener guten Sache, und überläßt mich
    mir selber, und dann trinke ich zuviel. Sonst habe ich mich ja ans
Teleskop gesetzt, aber ich brauche wirklich eine längere Brennweite,
mit meiner sehe ich kaum die Saturnringe.»
«Gehen Sie mit ihr ins Kino», schlug Sukie vor.
«Das habe ich probiert, irgend etwas gänzlich Harmloses mit Barbra
Streisand – Gott, was für eine Stimme diese Frau hat, geht einem
durch und durch, wie ein Messer! –, aber sie war so entrüstet über die
Gewalttätigkeiten in einer der Vorschauen, daß sie hinausging und die
erste Hälfte des Films damit zubrachte, sich beim Geschäftsführer zu
beschweren. Zur zweiten Hälfte kam sie wieder herein und war gleich
wieder entrüstet, weil sie fand, daß man zuviel von

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