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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Kräuterrisotto, gedünsteten Auberginen und geschmorten, kleinen, roten Bällchen, die Isabella als »Paradiesäpfel« bezeichnete.
    Rasch stellte Alberta fest, dass sie sich mit ihrer »Gesellschafterin« recht gut unterhalten konnte - wenngleich es ihr ein wenig komisch vorkam, dass die junge Dame im Laufe des Gesprächs immer näher an sie heranrückte, ihr vertraulich die Hand auf den Oberschenkel legte und ihr ein paar Male über die Wangen streichelte.
    »Wie Samt«, entfuhr es ihr dann und sie schien erstaunt darüber.
    »Ehe ich hierherkam, habe ich mich noch besonders gründlich barbieren lassen«, behauptete Alberta geistesgegenwärtig, wobei sie versuchte, ein Stück von Isabella abzurücken. Nach Beendigung der Mahlzeit griff das Freudenmädchen plötzlich nach ihrer Hand und legte sie auf ihr großzügiges Dekolleté.
    »Fühlt nur, junger Herr, wie wild mein Herz pocht«, raunte Isabella dabei und bedachte sie mit einem schmachtenden Blick.
    »Ach? So viel habt Ihr doch noch gar nicht getrunken«, meinte Alberta und schaute verständnislos drein.
    »Aber nein, mein Liebster. Das macht allein Eure Nähe,
Herr«, flüsterte die niedliche Venusdienerin. »Wir sind füreinander bestimmt, dessen bin ich mir sicher. Fühlt Ihr nicht auch, dass die Sympathie, die Ihr mir entgegenbringt, Euch ebenfalls aufwühlt?«
    Allmählich wurde der Studiosa das Dilemma bewusst, in welches sie sich so leichtsinnig begeben hatte …
    »Gewiss, gewiss, liebe Signorina«, murmelte Alberta, die in diesem Augenblick mit Unbehagen eine kleine, aber zielstrebige Hand spürte, die sich energisch zu ihrem Schoß vortastete.
    Nicht zum ersten Mal verfluchte die Gräfin die Mode der Zeit, welche für stilbewusste junge Herren die kurzen Wämser vorschrieb, die nur ein wenig über den Nabel reichten, sowie hautenge Strumpfhosen, die zwischen den Beinen so stramm saßen, dass sie so gut wie nichts der Fantasie des Betrachters - oder der Betrachterin - überließen.
    Um nicht unangenehm aufzufallen, hatte ihr der Pater gleich zu Anfang ihrer Laufbahn als Jurastudent den guten Rat erteilt, sich dort unten »ein wenig auszupolstern«.
    »Nicht zu auffällig, sonst schielen alle bloß noch auf Euren Hosenlatz, aber auch nicht zu wenig, sonst könnten Zweifel an Eurer Männlichkeit aufkommen. Und seid froh, dass die Mode des vorigen Jahrhunderts in Vergessenheit geraten ist! Da gehörten nämlich geradezu monströse Schamkapseln zur ganz normalen Ausstattung edler Herren, welche sie vor sich hertrugen - wohl um der Damenwelt ein ›Allzeit bereit!‹ zu signalisieren. Da wäret Ihr in einer noch schwierigeren Lage gewesen!« Bei diesen Worten hatte sich der Pater eines gewissen Grinsens nicht enthalten können.
     
    Alberta war sich indes sicher, dass die Finger einer Frau, die mit Sicherheit über die männliche Anatomie bestens Bescheid wusste - in der Zwischenzeit war ihr nämlich siedendheiß aufgegangen,
wo sie sich eigentlich befand -, den Betrug sofort erkennen würden.
    Abrupt erhob sie sich und Isabellas Hand griff ins Leere. »Ich werde uns neuen Wein besorgen«, versprach sie hastig, während ihr der kalte Angstschweiß ausbrach. Der Ernst ihrer momentanen Lage war ihr endlich in vollem Ausmaß bewusst geworden.

KAPITEL 9
    11. November 1604, im Bordell in Bologna
     
    »JESUS, WIE KONNTE ich mich nur in solch eine prekäre Situation bringen?« Verzweifelt versuchte Alberta, ihre Gedanken zu sammeln und eine Lösung zu finden, während sie darauf wartete, dass man ihr in ihre Karaffe Wein nachschenkte. Am liebsten hätte sie sich klammheimlich aus dem Staub gemacht. Aber wie sollte sie jetzt den Rückzug antreten, ohne unliebsames Aufsehen zu erregen und ohne das Mädchen zu brüskieren?
    Innerhalb weniger Sekunden schossen ihr mehrere Möglichkeiten durch den Kopf, die sie ebenso schnell wieder verwarf. Sich einfach davonzumachen, schied von vornherein aus. Außerdem wäre der Nachhauseweg zu Fuß viel zu weit. Sie waren zu fünft mit einer Kutsche gekommen und würden auf dieselbe Weise gemeinsam den Heimweg antreten.
    Doch auf welche Ausrede konnte sie verfallen? Zu behaupten, das Mädchen gefiele ihr nicht, war unmöglich. Die Kleine war ja richtig süß und keiner würde ihr glauben, dass sie sie nicht »liebenswert« fand.

    Ein Gelübde, keusch zu bleiben, konnte sie auch nicht gut vorbringen - da hätte sie gar nicht erst in ein Hurenhaus mitkommen dürfen … Genauso unmöglich war es, Geldmangel vorzuschützen: Die

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