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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Und das hat ihr mächtig gestunken.« Die junge Frau grinste anzüglich.
    »Bei welchen Vögeln seid ihr gewesen, du und der Zauner?«, fragte der »Oberste Kommissar« naiv, aber der neben ihr sitzende Beigeordnete flüsterte Alberta hinter vorgehaltener Hand etwas ins Ohr, worauf die junge Gräfin knallrot anlief.
    Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie so wenig über die offenbar gängige, die geschlechtlichen Dinge betreffende Ausdrucksweise des niederen Volkes Bescheid wusste. Es nahm sich sicher ziemlich komisch aus, wenn sie als gestandener »Richter« in einem delikaten Malefizprozess dermaßen ignorant und zimperlich erschien.
    »Dass du schändlichen Ehebruch begangen hast, spricht nur für deine Verworfenheit«, beeilte sich Alberta der dicken Hanne vorzuhalten. »Das hat dir sicher dein Teufelsbuhle befohlen.«

    Um ihre Verlegenheit zu überspielen, krempelte die Gräfin in regelmäßigen Abständen ihre bis auf die schmalen Handgelenke herabrutschenden Ärmel der Richterrobe wieder nach oben.
    Albertas letztem Vorwurf stimmte die Wiesler Hanne indes regelrecht begeistert zu. Offenbar dünkte ihr, es könne nicht schaden, dem Teufel einiges in die Schuhe zu schieben. Das ließe sie selbst weniger schuldig erscheinen … Aber da erhob sogleich die Zeugin Zauner Einspruch.
    »Nein, nein, Euer Gnaden! Das schamlose Hexenmensch lügt! Ich bin grad’ noch rechtzeitig dazu gekommen, wie die Hanne probiert hat, meinen Alten zu verführen. Sie hat ihren Rock gehoben und sich ihm ganz schamlos angeboten. Aber mein Mann hat gesagt: ›Weiche von mir, du abscheulicher Satansbraten! ‹«
    Alberta nestelte erneut an ihrem Ärmel und hoffte im Stillen, nicht schon wieder zu erröten. Vergeblich! Deutlich war dieses Mal das unterdrückte Gekicher der übrigen Kommissare zu vernehmen; im Vergleich zu der vertrockneten Zaunerin war die üppige Hanne nämlich eine wahre Augenweide …
    Keiner der Anwesenden glaubte auch nur einen Augenblick lang, dass der alte Zauner das überaus verlockende Angebot der im vollen Saft stehenden Hanne zurückgewiesen hatte. Aber Ehebruch war ein Verbrechen und damit strafbar , und die Zeugin versuchte ganz offensichtlich, ihren Ehemann in Schutz zu nehmen.
    Der klapprige Schneider erschien der Gräfin als der schwächere der beiden Angeklagten und daher eröffnete sie mit ihm die »peinliche Befragung«.
    So empfahl es auch der Hexenhammer : Die Folter solle man immer bei jenem Beschuldigten zuerst anwenden, der aller Voraussicht nach am ehesten unter der Tortur klein beigeben
würde. Die Erfahrung hatte gelehrt, dass man dadurch Zeit und Mühen sparte, weil es in aller Regel die Mitangeklagten gesprächiger machte.
    Der Kerkermeister im Münchner Falkenturm durfte seines Amtes walten. Hans Bürgler war ein Riese mit mächtigen Fäusten, einem Bizeps wie Herkules und einem Kreuz wie ein Ochse, aber mit dem sanften Gemüt eines Kindes. Er empfand keinerlei Vergnügen an den Schmerzen, die er den Verdächtigen zufügen musste; doch gewissenhaft tat er, was notwendig war, um die Angeklagten zu einem Geständnis zu bewegen.
    Die Gräfin hatte während des Prozesses nicht nur einmal gehört, wie der »Eisenhans« - so der Spitzname Bürglers - die peinlich Befragten gutmütig ermahnte, doch endlich die Wahrheit zu gestehen, damit er nicht gezwungen sei, ihnen ernstlich wehzutun.
    Anfangs, als man dem Schneider die Marterwerkzeuge zeigte, dachte Sebastian Wiesler gar nicht daran, mit einem Geständnis aufzuwarten. Wie vorauszusehen, brach der Schneider jedoch alsbald unter den Qualen der Folter zusammen.
    Schon nach dem Anlegen der Daumenschrauben, als das erste Mal Blut unter seinen gequetschten Fingernägeln hervorquoll, begann er zu kreischen: »Meine Händ’, meine Händ’! Gnade, Ihr Herren, Gnade! Als Schneider brauch’ ich doch meine gesunden Finger!«
    Worauf der neben Alberta sitzende Kommissar leise vor sich hin murmelte: »Für den Reisighaufen taugen zermatschte Flossen allemal.«
    Zweifellos hatte der Angeklagte keine Ahnung, was ihm in Wahrheit bevorstand.
    »Willst du jetzt gestehen, ein Knecht des Satans zu sein und die Dinge, die dir vorgeworfen werden, begangen zu haben?
Oder soll der Kerkermeister die Daumenschrauben noch ein wenig weiter zudrehen?«, erkundigte sich Alberta, betont kaltblütig.
    »Nein, um Himmels willen, bloß nicht, Herr! Ich werde alles zugeben. Alles, was die Herren wissen wollen.«
    Und in der Tat, der Schneider im grauen, geflickten

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