Die Hexenfalle
versammelt, die plaudernd,
trinkend und um Heiterkeit bemüht in kleinen Gruppen beieinanderstanden.
Wendover führte uns in eine Ecke zu einer Dreiergruppe, die aus einer großen
knochigen Rothaarigen, einer vollreifen Brünetten und
einem schmalen hageren Mann bestand, der aussah, als litte er unter
Magengeschwüren.
»Freunde«,
dröhnte Wendover, indem er jede Unterhaltung abschnitt, »ich möchte euch Larry
Baker vorstellen. Falls ihr euch je gewundert haben solltet, woher der ganze
Quatsch im Fernsehen stammt — hier ist einer der Burschen, die ihn schreiben .« Dann legte er mit besitzergreifender Geste den Arm um
Iris’ Taille und steuerte mit ihr davon. »Ich habe gerade einen neuen Farsen gekauft, zu dem ich deine Meinung hören möchte,
Schatz. Ich glaube, es ist das Beste, was er je gemacht hat .«
»Hallo«,
sagte die knochige Rothaarige mit kehliger Stimme. »Ich bin Kath McConathy . Ärgern Sie sich nicht über Alec, er hat einen
etwas rüden Humor .« Sie deutete auf die Brünette. »Das
ist Trudi Kirsh .«
»Hallo.«
Die Brünette lächelte kurz und zeigte dabei erstaunlich weiße Zähne.
»Und
Steven Engsted«, vollendete die Rothaarige die Vorstellung.
»Guten
Abend«, sagte Engsted düster und quetschte meine Finger in John-Wayne-Manier
kurz, aber heftig. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken besorgen ?«
»Vielen
Dank. Wenn möglich, einen Martini«, erwiderte ich.
Er
ging zur Bar am anderen Ende des Raumes und ließ mich mit den beiden Frauen
zurück. Ich versuchte krampfhaft, mir ein für die Konversation geeignetes Thema
einfallen zu lassen, aber mein Gehirn streikte. Allmählich wurde die Situation
peinlich, denn ich merkte, wie mich die beiden anstarrten. Die graugrünen,
etwas hervorquellenden Augen der Rothaarigen glitzerten gierig. Jederzeit, sagten
sie, vor allem bald. Der unbewegte Blick von Trudi Kirshs haselnußfarbenen Augen war zurückhaltender. Vielleicht, sagte er, aber laß uns erst sehen, ob es zwischen uns wirklich schnackelt. Ich räusperte mich nervös, dann kehrte Engsted mit dem Glas zurück.
»Sind
Sie bei irgendwem zum Wochenende, Larry ?« fragte die
Rothaarige.
»Bei
den Langdons«, erwiderte ich.
»Du
meine Güte!« Sie schauderte so konvulsivisch zusammen, daß ich befürchtete,
ihre spitzen kleinen Brüste würden aus dem knappen Oberteil ihres Kleides
hüpfen. »Das Haus ist ja so unheimlich! Ich würde mich graulen, auch nur eine
Nacht dort zu verbringen, es sei denn«, ihr Blick war völlig eindeutig, »ich
hätte die richtige Gesellschaft .«
»Du
meinst Harry ?« erkundigte sich Trudi, die Brünette, in
allzu unschuldsvollem Ton. »Harry ist Kaths Mann«, fügte sie beiläufig hinzu.
»Harry
ganz sicher nicht.« Kath zwang sich zu einem Lächeln. »Larry weiß schon, wie
ich’s meine, nicht wahr, Larry ?«
»Natürlich
weiß er das«, pflichtete ihr die Brünette bei. Dann wandte sie sich an mich.
»Die Wälder hier wimmeln von Nymphomaninnen, Larry .«
»Tragische
Geschichte«, ließ sich Engsted plötzlich mit seinem düsteren Baß vernehmen,
»wie Sarah Langdon ums Leben kommen mußte. Haben Sie davon gehört, Larry ?«
»Die
Schwester hat die Leiche eines Morgens im See gefunden«, nickte ich.
»Und
ist seitdem nicht mehr ganz richtig im Kopf .« Kath
ließ Trudi einen Moment lang aus den Augen. »Die Ärmste! Es ist erschütternd,
wie sie dauernd über Hexen und dergleichen redet .«
»Ich
finde es faszinierend .« Engsted holte einen ledernen
Tabaksbeutel hervor und begann seine widerlich aussehende Briarpfeife zu stopfen. »Ich meine die fixe Idee, den Tod ihrer Schwester auf Hexerei
zurückzuführen. Bekanntlich haben im Staat New York lediglich zwei
Hexenprozesse stattgefunden — ja, New York war während der Salemer Prozesse sogar Zufluchtsort derjenigen, denen es gelang, aus Massachusetts zu
entkommen. Historisch betrachtet, besteht keinerlei Grund, ausgerechnet hier an
Hexerei zu glauben .«
»Ich
weiß nicht recht«, warf Trudi ein. »Ich sehe sogar in diesem Raum etliche Hexen
versammelt .«
»Ich
habe mich damit beschäftigt«, fuhr Engsted ungestört fort, während er mit
seinem langen breiten Zeigefinger den Tabak in seinen Pfeifenkopf stopfte. »Als
ich noch praktizierte, hatte ich einen ähnlichen Fall: Eine junge Frau war
überzeugt, von einem Dämon besessen zu sein. Höchst interessant.«
»Auf
mich wirkt es abstoßend .« Kath schüttelte sich
theatralisch, und nur ihr enges Mieder verhinderte eine mittlere
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