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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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achtzehnten Jahrhunderts
stattgefunden .«
    »Es
gibt auch heutzutage noch Menschen, die insgeheim Hexerei betreiben, Larry«, sagte
sie gepreßt. »Zuweilen scheint mir das die schrecklichste Vorstellung zu sein:
Menschen, die tagsüber unsere Nachbarn und Freunde sind, könnten sich nachts am
See treffen und Pläne schmieden, wie sie einen umbringen !«
    »Ich
bin noch immer der Meinung, daß Sie sich das alles einbilden«, erwiderte ich.
»Tante Emmas Phantastereien tragen dazu natürlich noch bei. Warum fahren Sie
nicht eine Zeitlang weg? Nicht nur für ein Wochenende, sondern für ein paar
Monate. Versuchen Sie, den ganzen Spuk zu vergessen .«
    »Das
ist unmöglich«, sagte sie bedrückt. »Ich wäre dafür verantwortlich, was während
meiner Abwesenheit mit Iris geschieht .«
    »Meiner
Meinung nach kann Iris sehr gut auf sich selbst aufpassen«, erwiderte ich und
konnte dabei kaum ein Grinsen unterdrücken.
    Elaines
Gesicht erstarrte. »Ich bin die einzige, die Iris vor sich selber schützen
kann! Zuerst hielt ich dieses Haus für ein Geschenk Gottes: draußen auf dem
Lande, weit entfernt von der Stadt und all den...« Sie unterbrach sich und biß
sich auf die Unterlippe. »Ich rede zuviel. Iris ist nicht etwa schlecht, sie
hat nur manchmal diese wilde Tour und ist dann völlig unberechenbar. In solchen
Augenblicken braucht sie mich .«
    »Das
scheint mir für eine kleine Schwester aber eine ziemlich große Aufgabe zu sein«,
wandte ich ein.
    »Hören
Sie«, fauchte sie, »wenn ich nicht gewesen wäre, hätte Iris...«
    Die
große Schwester öffnete die Tür und schnitt der kleinen Schwester das Wort im
Munde ab. Iris sah hinreißend aus. Sie trug das
weizenblonde Haar zu einer phantastischen Pyramide aufgetürmt und dazu lang
herabhängende goldene Ohrringe. Ihr Kleid, dessen knappsitzende Korsage nur von
zwei schmalen Trägern gehalten wurde, glitzerte wie Rauhreif ,
von beigefarbenen Längsstreifen unterbrochen. Der Rock war von der Taille
abwärts ausgestellt und endete zwei Handbreit oberhalb der Knie in einem
breiten wippenden Volant. Weiße Satinsandaletten vollendeten das Bild.
    »Tut
mir leid, daß Sie warten mußten, Larry«, gurrte sie und blickte dann auf ihre
Schwester, die wie ein begossener Pudel dastand. »Aber Elaine hat Sie sicher
bestens unterhalten. Vermutlich mit der langen, herzzerreißenden Geschichte
meiner Abkehr vom Pfad der Tugend?«
    »Ich
habe nicht...« Elaine konnte nicht weitersprechen, sondern brach in Tränen aus
und rannte aus dem Zimmer.
    »Sie
meint es gut, möchte ich zu ihrer Entschuldigung sagen .« Iris lächelte versonnen. »Es ist nicht ihre Schuld, daß sie so töricht ist .«

4
     
    Wendovers Haus lag nur eine halbe Meile von Waters Meet entfernt, und dennoch war es, als beträte man eine
andere Welt. Mehrere Wagen parkten auf dem Vorplatz, aus den großen Fenstern
fiel helles Licht, die Haustür stand weit offen, lautes Stimmengewirr und Musik
scholl heraus.
    »Sicherlich
werden wir getrennt«, sagte Iris. »Aber gegen Mitternacht haben wir vermutlich
beide mehr als genug, ich werde dann nach Ihnen Ausschau halten .«
    »Um
nachzusehen, ob ich inzwischen Wurzeln geschlagen habe ?« brummte ich.
    »Oh,
ihr Fernsehleutchen!« Sie schlug in gespielter Bewunderung die Augen zu mir
auf. »Was habt ihr doch immer für drollige Kommentare auf Lager !«
    »Iris,
Schätzchen!« Wendover erschien plötzlich in der Diele und steuerte mit
ausgestreckten Armen auf sie zu.
    Ohne
seine englische Schirmmütze sah er auch nicht besser aus, konstatierte ich
sauer, während er Iris umarmte und ihr einen schmatzenden Kuß auf den Mund
drückte. Das schwarze Haar war sorgfältig angeklatscht, um die kahlen Stellen
zu verdecken. Endlich ließ er Iris los und wandte sich mir zu.
    »Nun,
Baker, wie steht’s ?« bellte er. »Kommen Sie rein,
damit ich Sie ein paar Leuten vorstellen kann .«
    Er
tätschelte Iris’ Hinterteil und wich nicht von ihrer Seite, so daß mir nichts
weiter übrigblieb, als den Schluß zu bilden. Mein Gastgeber ist ein Stiesel,
meditierte ich, aber dieser Meinung war ich auch schon vor dem Eintreffen in
seinem Haus gewesen. Der große Wohnraum war in der Art eines geschmacklich
unsicheren Kunstliebhabers eingerichtet, der peinlich darauf bedacht ist, nicht
vom Althergebrachten abzuweichen. Weit offene französische Türen bildeten die
ganze rückwärtige Wand und säumten einen zementierten Patio mit erleuchtetem
Swimmingpool. Es waren bereits etwa zwanzig Gäste

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