Die Hexenfalle

Hüfte gleiten.
»Hast du denn eigentlich von deinem alten Harry schon ein Begrüßungsküßchen bekommen ?«
    »Nimm
deine dreckigen Pfoten weg, Harry .« Die Brünette
schenkte ihm ein bitterböses Lächeln. »Oder ich knall dir eine .«
    »Du
bist ein kleiner Schäker, Trudi .« Aber er zog
sicherheitshalber doch schnell die Hand zurück.
    »Du
machst mich krank«, fuhr Kath ihren Mann an. »Wir sind noch keine Stunde hier,
und schon bist du betrunken .«
    »Das
ist die ganze Tragödie«, erwiderte er feierlich, »selbst wenn ich sturzbesoffen
bin, siehst du noch immer genauso aus — eine rothaarige knochige Fledermaus,
die niemals die Klappe halten kann. Es ist ein Wunder, daß sich die Teppiche
noch nicht aufgelöst haben, bei dem ganzen Gift, das du schon darauf versprüht
hast .« Sein Blick geriet einen Moment lang ins
Schwimmen und blieb dann auf mir haften. »Wissen Sie was, alter Junge? Sie hört
nicht mal im Schlaf zu reden auf. Da liegt sie dann mit ihrer Schönheitsmaske
auf dem Gesicht — Schönheitsmaske, daß ich nicht lache! — und murmelt vor sich
hin. Allerdings ist die Schönheitsmaske immer noch besser als das, was sich
darunter verbirgt .« Er nahm einen Schluck aus seinem
Glas und musterte mich dann, als sähe er mich zum erstenmal. »Sie sehen so
normal und gesund aus. Sie scheinen fremd hier zu sein .«
    »Das
ist Larry Baker .« Kath zwang mit äußerster Anstrengung
ein Lächeln auf ihre Lippen. »Es erübrigt sich wohl zu sagen, Larry, daß dieser
Trunkenbold mein Mann ist .«
    Der
kleine Dicke richtete sich zu seiner vollen Höhe von ein Meter sechzig auf.
»Plötzlich wird mir bewußt, daß ich auf die Gesellschaft, in der ich mich
befinde, keinerlei Wert lege. Wenn ich etwas verabscheue, so sind das
Schwachköpfe. Und vor allem diese ekelhafte Bohnenstange, meine Frau!«
    Er
wandte uns den Rücken zu und schwankte, noch immer Schnaps aus dem Glas
vergießend, davon.
    »Je
öfter ich Harry genieße, desto reizvoller erscheint mir das Junggesellenleben«,
sagte Trudi selbstgefällig.
    »Wenn
er es so weitertreibt«, stieß Kath in kalter Wut hervor, »lasse ich mich von
diesem Ekelpaket noch scheiden !«
    »Aber
doch nicht, bevor sein Geld alle ist, Kindchen .« Trudi
seufzte schwer. »Das wissen wir doch, nicht wahr? Können wir also nicht von
etwas anderem reden? Harry ist selbst in nüchternem Zustand ein ermüdendes
Thema .«
    »Ich
glaube, wir könnten alle einen neuen Drink gebrauchen«, sagte Engsted. »Wie
wär’s, wenn Sie mir dabei helfen, Larry ?«
    Ich
begleitete ihn hinüber zur Bar und begann die Gläser zu füllen. Engsted schien
keine sonderliche Eile zu haben. Er paffte schweigend an seiner Pfeife und
begann dann wieder zu dozieren.
    »Dies
ist hier eine kleine festgefügte Gemeinschaft, Larry, ausnahmslos von dem
großen allgemeinen Unbehagen besessen. Alle sind unzufrieden mit ihrem Leben
und besonders mit ihren jeweiligen sexuellen Beziehungen. Daher trinken sie
zuviel, schlafen wahllos miteinander, streiten fortwährend und hassen einander
fast so sehr wie sich selbst .« Er lächelte plötzlich,
zum erstenmal seit wir uns kennengelernt hatten. »Das alles ist, wie ich weiß,
nicht sonderlich originell, aber dennoch ist diese kleine Gemeinschaft das
Schlimmste, was ich je erlebt habe. Es gibt eine unterschwellige Bösartigkeit,
die bisweilen furchterregend ist .«
    »Vielleicht
ist Elaines Theorie zutreffender, als ich dachte .« Ich
grinste ihm zu. »Heute am frühen Abend habe ich mich nämlich mit ihr über den
Hexenspuk unterhalten und dabei auch erwähnt, daß die letzten Hexenprozesse
Anfang des achtzehnten Jahrhunderts stattgefunden haben. Darauf hielt sie mir
entgegen, daß es Menschen gebe, die auch heutzutage noch insgeheim Hexerei
betreiben. Besonders schrecklich sei für sie die Vorstellung, daß vielleicht Menschen,
die tagsüber als Freunde und Nachbarn aufträten, sich nachts zu einem
Hexenkonvent träfen und Mordpläne schmiedeten .«
    Engsted
brummte. »Das ist natürlich eine äußerst phantastische Theorie. Ich bin froh,
daß Sie mir davon erzählt haben, Larry. Ich hatte keine Ahnung, daß Tante Emmas
wirre Reden sich schon derartig in Elaines Kopf festgesetzt haben. Die
unterschwellige Bösartigkeit, die ich erwähnte, ist keineswegs gruppenbezogen,
das heißt, es verbündet sich keine Gruppe gegen die Außenwelt, sondern nur
individuell orientiert gegen andere Individuen innerhalb derselben Gruppe.« Er
bewegte den Pfeifenstil zwischen den