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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Jahr, ein Lutheraner zweihundertneunzig, nur die Hugenotten, die arbeiten dreihundertzehn Tage im Jahr.«
    »Ihr habt die Seeleute vergessen, die arbeiten das ganze Jahr«, schnaubte der Profos und stampfte davon.
    Der Mundwinkel des Missionars verzog sich spöttisch. »Er hat nicht unrecht, alle anderen an Bord arbeiten hart, nur der Pfaffe vertreibt sich mit Predigen die Zeit.«
    »Ihr könnt Euch gern nützlich machen und meinem Gehilfen zur Hand gehen. Obwohl wir über zweihundert Mann sind, gibt es nur mich als einzigen Schiffschirurgen und meinen Gehilfen Carlo, das ist zu wenig.«
    Nein, dachte Rosa, bloß nicht. Dann müsste sie ja noch mehr aufpassen, sich nicht zu verraten.
    »Das werde ich gern tun, allerdings müsst Ihr mir genaue Anweisungen geben. Und jetzt werde ich meine Kajüte beziehen, wenn Ihr nichts dagegen habt.« Der Missionar deutete eine Verbeugung an, nahm den Sack vom Boden auf, warf ihn ächzend über die Schulter und schritt davon.
    »Ein merkwürdiger Mann«, stellte Wolfhardt fest.
    »Warum?«
    »Er redet so wenig salbungsvolles Zeug, dass man ihn beinahe für einen falschen Priester halten könnte.« Wolfhardt schüttelte den Kopf und grinste Rosa an. »Das ist natürlich Unsinn, denn gerade die falschen übertreiben es zuweilen.«
    »Fertig machen zum Auslaufen!«, ertönte der Ruf des Ersten Steuermanns, was alle Matrosen in Bewegung versetzte.
    Diesmal gab es keine feierliche Verabschiedung oder Salutschüsse. Rosa staunte, wie schnell die Ankerkette mit der Winde klirrend hochgezogen und die Segel gesetzt waren. Und sofort nahm das Schiff unter dem gewohnten Stampfen und Knarren volle Fahrt auf.

29. Kapitel
     
    N achdem Rosa zwei Wochen lang ihre wenige freie
    Zeit damit verbracht hatte, darüber nachzudenken, wie sie den spitzen Bemerkungen des Missionars am besten aus dem Weg gehen konnte, beschloss sie, dass damit endlich Schluss sein müsse.
    In den letzten Tagen war es ständig wärmer geworden, und der starke Wind hatte nachgelassen, sodass die Amalberga von Gent nur noch gemächlich vorwärtskam.
    Rosas Leib war müde von der harten Arbeit, doch sie konnte nicht schlafen und lag wach in ihrer Hängematte, die sich kaum bewegte, weil das Schiff so träge dahinglitt. Sie hatte sich Carlos Namen ausgesucht, aber ihr Verhalten war seiner nicht würdig. Eine Löwin verhielt sich anders.
    Der Gedanke versetzte sie in Unruhe. Sie sprang aus der Matte auf, sah sich um, aber es war, wie nachts meistens, niemand zu sehen. Nur die Nachtwachen saßen im Ausguck, die Mannschaft war unter Deck und ruhte sich aus.
    Sie lief an die Reling und schaute aufs schwarze Wasser, das ruhig, beinahe glatt dalag, fast so wie das Wasser der Pegnitz an jenem Abend, kurz vor ihrer Abreise. Es kam ihr so vor, als müsste das viel länger her sein als nur vier Monate.
    Sie betrachtete die wenigen Sterne, die durch die Wolken hindurchschimmerten. Es waren ganz andere Sternbilder als die, die sie von Nürnberg kannte.
    »Beeindruckend, nicht?«
    Sie zuckte zusammen.
    Der Missionar war ohne jeden Laut herangekommen und hinter ihr stehen geblieben. »Diesen Geruch kenne ich«, sagte er und beugte sich unvermittelt näher zu ihrem Hals.
    Rosas Herz klopfte schneller. Jetzt würde er sie enttarnen. Sei eine Löwin, lass dir nichts anmerken, mahnte sie sich. »Wie meint Ihr das, welcher Geruch?«, sagte sie laut.
    »Riech doch mal!« Der Missionar zeigte mit einer weit ausholenden Geste auf das Wasser.
    Rosa sog erleichtert die laue Meerluft durch ihre Nasenlöcher ein. »Alles wie immer.«
    »Wie enttäuschend! Ich hätte gedacht, gerade du würdest den Unterschied merken.« Er war ein wenig in die Knie gegangen, sein Mund befand sich so nah an ihrem Ohr, dass sie sich einbildete, seine Bartstoppeln würden ihre Haut kitzeln.
    Sie wich ihm aus. Warum duzte er sie, und warum kam er ihr so nah? Sie rückte ab von ihm.
    Er richtete sich wieder auf, trat erneut sehr eng neben sie und wedelte mit seiner flachen Hand Luft heran.
    »Es ist nicht mehr der frische Duft von Fisch, Tang und Salz. Über dem Wasser schwebt ein Geruch nach Brackwasser. Das ist ein schlechtes Zeichen.«
    »Wofür?«
    »Flauten.«
    »Flauten.«
    »Doldrums«, sagte Rosa. Da können Menschen verhungern, hatte Wolfhardt gesagt.
    »Der Erste Steuermann scheint ein Idiot zu sein. Oder der Kapitän.«
    »So, Ihr kennt Euch also besser aus als die beiden, ja?«, rutschte es Rosa heraus, da ihr sein gönnerhafter Ton auf die Nerven ging.
    Der

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