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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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erstarren ließ.
    Er stöhnte. »Du bist auch nur eine elende Hexe, die andere benutzt, um voranzukommen.«
    »Du weißt nicht, was du redest.« Er hätte nichts Schlimmeres sagen können. Hexe.
    »O doch. Bleib hier oder geh, aber dann komm nicht wieder. Ich werde meinen Fehler nicht wiederholen.«
    Erschöpft sank er in sich zusammen wie ohnmächtig.
    Rosa stand auf und betrachtete ihn. Strich über sein Gesicht. Versuchte, sich zu beruhigen. Es war nur das Fieber, er hatte sie nicht kränken wollen, er hatte Angst zu sterben.
    Und auch Rosa hatte Angst, er könnte sterben.
    Aber die Stella Maris war ihre letzte Chance, es noch rechtzeitig zu schaffen.

41. Kapitel
     
    R aihana, ich glaube, diesmal werde ich dich besiegen!« Sie zog lächelnd ihren Springer aus Ebenholz über das Schachbrett und schlug mit ihm meine Dame aus Elfenbein. Eine leichte Röte stieg in die Wangen meiner neuen Sklavin und belebte ihr sonst so blasses Gesicht.
    »Dorothea …« Ich war stolz, dass ich ihren Namen endlich richtig aussprechen konnte und sagte ihn gern. Alle anderen riefen sie einfach nur Do. »Ich glaube, du täuschst dich. Ich habe dich in eine Falle gelockt … schau!« Ich streckte meine Hand aus, achtete darauf, die Figuren auf dem Schachbrett nicht mit meinem baumelnden Armschmuck umzuwerfen, und griff nach ihrem Springer.
    In diesem Augenblick kam Kaspar hereingerannt, stürmte zum Schachbrett, schob die wenigen Figuren, die sich noch darauf befanden, hin und her, riss sich dann seinen Turban vom Kopf und nahm die im Kerzenlicht besonders schön funkelnde, reich mit Blattgold und Edelsteinen verzierte Figur des schwarzen Schahs auf einem schwarzen Elefanten, drehte sie begeistert hin und her, setzte sie übermütig auf seine rotblonden Locken, drehte sich dann um sich selbst und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Ich bin der König der Gläubigen!«, rief er, »Mama, mach doch mit, nur einmal!« Als Dorothea kraftlos den Kopf schüttelte, drehte der Junge sich wie ein Derwisch schneller und schneller, bis die Figur auf den Boden fiel, wo sie zerbrach. Atemlos plumpste Kaspar auf das Kissenlager, auf das ich seine kranke Mutter gebettet hatte.
    »Kaspar …«, wies ihn Dorothea sanft zurecht, doch ihre Augen schimmerten glücklich wie immer, wenn sie ihren Sohn betrachtete.
    Obwohl Kaspar so rund geworden war, dass er vom ganzen Harem nur noch Kulthum Kaspari genannt wurde, was pausbäckiger Kaspar bedeutete, sprang er leichtfüßig wieder auf, hopste, immer noch außer Atem, zu mir und sprang dabei über die zerbrochene Elefantenfigur, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    »Schau, Raihana, was mir Amatulkarim gezeigt hat.« Er tippte mit der rechten Fußspitze ein paar Mal auf den Boden, was die silbernen Glöckchen seiner Fußkettchen zum Klingeln brachte. Dabei geriet seine Zungenspitze zwischen seine Zähne, so sehr konzentrierte er sich darauf, mir zu zeigen, was die erste Frau von Khan Bahadur Ammar Karim ihm beigebracht hatte.
    Nun tippte er mit links, setzte einige unbeholfene Schritte vorwärts und rückwärts und wackelte dann mit seinem dicken Hintern hin und her. Das sah in den goldgewirkten Pluderhosen mit dem darüber schwabbelnden Bauch aus wie eine groteske Parodie aller Haremstänze, und trotzdem schnürte mir seine Begeisterung den Hals zu. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, an mich gedrückt, gehätschelt.
    »Und?«, fragte er mich, als er mit einem Klatschen zum Ende gekommen war.
    »Habibi, das war das Schönste, was ich jemals gesehen habe.«
    »Und Mama, du?«
    »Na ja«, murmelte seine Mutter, »für einen Jungen nicht so ganz das Richtige.«
    Kaspar verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. »Mama, du bist immer so langweilig. Amatulkarim hat gesagt, ich bin ihr tanzender Stern.«
    »Und bestimmt hat sie dich auch wieder mit kandierten Nüssen und Honigfrüchten vollgestopft.« Dorothea keuchte vor Anstrengung.
    Kaspar schmollte immer noch, ging aber neben seiner Mutter in die Knie und streichelte ihr über das dünne rote Haar. »Mama«, sagte er mit großem Ernst, »sie wollte mir nur eine Freude machen. Das war doch nett, oder?«
    Dorothea nickte matt.
    »Sie hat auch gesagt, dass ich für immer im Harem bleiben darf und ihr Habibi werden soll.«
    »Das ist Unsinn«, mischte ich mich ein, »im Harem gibt es keine Männer.«
    »Beshir Aga ist ein Mann.« Er war wieder aufgesprungen und stampfte mit seinem speckigen Fuß auf. »Ein großer, schwarzer Mann mit vielen Muskeln! So einer will ich

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