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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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zahlen wollte. Er befahl, diese niederzubrennen, um den Franzosen und Engländern zu demonstrieren, was passierte, wenn man sich ihm widersetzte. Der Chef der Faktorei wurde geköpft, die Frauen und Kinder wurden in Khan Bahadur Ammar Karims Harem nach Orukal verschleppt.
    »Wie weit ist es dorthin?«, fragte Rosa.
    »Mit ein paar guten Trägern sind es etwas mehr als zwei Wochen.«
    Rosa sprang auf. »Dann lass uns sofort gehen!« Ihre Beine zitterten jedoch derart heftig, dass sie gezwungen war, sich wieder hinzusetzen.
    Usha lächelte und schüttelte den Kopf. Sie spuckte in den Napf und sagte etwas zu Nandi, was Rosa nicht verstand.
    »Usha sagt, du bist noch zu schwach. Wir müssen noch ein paar Tage warten.«
    Rosa fragte sich, wie man sie für ein Geschenk der Göttin halten konnte, wenn sie zu schwach war, um aufzustehen, und es erschien ihr unerträglich, wieder zu warten.
    »Wie kommen wir am schnellsten dorthin?«, fragte sie deshalb Nandi.
    »Mit Pferden.«
    »Dann besorge uns welche, nimm die besten, die du finden kannst. Frage Usha, was sie glaubt, wie lange ich noch hier herumsitzen muss.«
    Usha nahm ihre Hände von den Knien und breitete ihre Arme aus, dann begann sie mit einem Singsang, der Rosa an einen Gottesdienst erinnerte.
    »Nandi, bitte übersetze das für mich!«
    »Das ist schwer, es ist aus dem Rigveda, einem sehr alten heiligen Buch.«
    »Bitte!« Beinahe hätte Rosa noch angefügt: »Wenn dich die Nagini um etwas bittet …«, doch da begann er schon stockend seinen Vortrag.
    »Warum machst du dir Sorgen? Vor wem du hast Angst? Wer dich kann töten?«
    Rosa schluckte. Warum sagte Usha ausgerechnet so etwas? Wie konnte sie wissen, dass man versucht hatte, sie zu töten?
    »Die Seele kann weder geboren werden noch sterben. Was gut war, was geschieht, geschieht auch gut. Was geschehen wird, wird auch gut geschehen. Was vergangen ist, darüber solltest du nicht nachdenken. Mach dir keine Sorgen über die Zukunft, es geschieht alles, wie es geschehen muss.«
    Rosa nickte zum Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte, aber sie fragte sich, warum Usha ausgerechnet diese Zeilen rezitiert hatte. Usha, oder wer auch immer das geschrieben hatte, hatte unrecht, machte es sich zu einfach.
    Was wäre denn, dachte sie, wenn ich mich nicht aufgemacht hätte, um Dorotheas Sohn zu holen?
    Sie musste plötzlich lächeln. Niemals hätte sie Luis kennengelernt oder Siranush. Nie hätte sie erlebt, dass jemand sie für etwas Besonderes hielt.
    Oder hatte Usha damit sagen wollen, dass es eine Illusion war, zu glauben, Rosa hätte selbst entschieden, zu ihrer Reise aufzubrechen? Aber wenn alles vorherbestimmt war, dann konnte man auch den ganzen Tag in einem Erdloch verbringen, dachte Rosa. Nein, daran wollte sie nicht glauben! Und wenn sie nicht bald aufbrach, dann würde auch das wieder Folgen haben.
    Rosa stand auf und bemerkte dabei, wie angeschwollen ihr rechtes Bein immer noch war. Ihr wurde schwindelig, und bevor sie drei Atemzüge gemacht hatte, war sie schon wieder auf den Boden gesunken.
    Usha schüttelte amüsiert grinsend den Kopf und sagte dann ein paar unverständliche Sätze in Nandis Richtung.
    »Wie lange?« Rosa hätte am liebsten geschrien.
    »So lange, wie es dauert.« Nandi hob bedauernd die Hände. »Usha sagt, es hängt von dir ab. Deine Ungeduld wird beitragen zu, dass es viel länger dauert.«
    Usha erhob sich leicht wie ein junges Mädchen und verließ die Hütte.
    Ja, genau, dachte Rosa, ich werde verrückt, wenn ich nicht endlich los kann. Wenn ich nur wüsste, wie es Dorothea geht, und Kaspar. Wenn ich endlich mit ihr über diesen Brief reden könnte, den Vater angefangen hat. Wenn, wenn, wenn …
    »Erzähl mir von diesem Harem in Orukal, Nandi, erzähl mir alles, was du weißt, um mir die Zeit zu verkürzen. Und dann besorge die besten Pferde, die du kriegen kannst.«
    Nandi verbeugte sich.
    »Die Missionare in Goa haben versucht, mir Abscheu vor dem Harem einzuflößen, aber …«, er grinste, »… das wäre gar nicht nötig gewesen. Welcher Mann würde schon gern so viele …«
    »Nandi, das interessiert mich nicht. Ich will wissen, wie man Frauen, die dorthin verschleppt wurden, wieder herausbekommt.«
    Nandi wurde bleich. »Es gibt für eine Frau nur einen Weg aus dem Harem …« Er stockte.
    »Ja?«
    »Als Leiche auf dem Weg zu ihrer Bestattung.«
    Rosas Herz zog sich zusammen. »Das glaube ich nicht.«
    »Moguln sehr grausam sind.«
    »Moguln?«
    »Die Mogule sind Nomaden,

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