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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Toit trat ein paar drohende Schritte auf die Frauen zu. »Hier ist kein Platz für Weiber, die ihren Männern den Gehorsam verweigern.«
    Rosa war wie gelähmt von den Gedanken, die durch ihren Kopf tobten. Wenn Luis das wirklich gesagt hatte, wenn er ernsthaft glaubte, dass sie ihn verlassen und bestohlen hatte, dann musste er sie jetzt hassen. Aber das war unmöglich! Er hatte doch gewusst, wohin sie wollte und warum sie ihn hier zurücklassen musste.
    Diese Heuchler!, dachte Rosa. Ihre Spende für den Bau einer Kirche, die hatten sie von dem ungehorsamen Weib sehr gern angenommen, und jetzt behandelten sie sie wie eine Aussätzige. Na gut, dann würden sie eben in die elende Herberge zurück nach Kapstadt fahren. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Es freut mich, dass Eure Kirche schon so weit gediehen ist«, sagte sie, »ich hoffe, dass Ihr Euch auch weiterhin durch recht barmherzige Taten vor Gott auszeichnen werdet.« Sie winkte Arevhat und Kaspar und lief zurück zu dem Pferdekarren, den sie in Kapstadt gemietet hatten.
    Während sie zurück nach Kapstadt kutschierten, schwieg Rosa.
    »Was hast du erwartet?«, brach Arevhat endlich das Schweigen.
    »Luis wusste genau, warum ich gehen musste. Auch wenn er damit nicht einverstanden war.«
    »Vielleicht hast du seine Ehre gekränkt, und er hat sich so an dir gerächt.«
    »Ich habe sein Gold nicht genommen, das ist eine Lüge.«
    Arevhats Lippen zuckten. »Hast du mir nicht erzählt, du hast von diesem Gold die Überfahrt nach Indien bezahlt?«
    »Das stimmt, aber den anderen, großen Sack mit Gold, den habe ich doch nicht einmal berührt. Den hatte ich im Hafen versenkt.«
    »Und Luis wusste, wo der Sack ist?«
    »Ja, natürlich, ich habe es ihm doch gesagt.«
    »Aber hatte er da nicht hohes Fieber?«
    Rosa sah Arevhat verblüfft an. »Du meinst, er glaubt wirklich, dass ich ihn hintergangen habe und mit dem Gold abgehauen bin?«
    Arevhat nickte. »Und wenn das so ist, dann müsste das Gold noch dort liegen, wo du es versteckt hast, oder?«
    Ein aufgeregtes Kribbeln durchzog Rosas Körper. »Du hast recht, Arevhat. Los, beeilen wir uns, ich kann es kaum erwarten nachzuschauen.«
    Als sie Stunden später am Hafen von Kapstadt ankamen, war es bereits dunkel, aber kaum kühler als tagsüber. Kaspar war eingeschlafen.
    Obwohl finster blickende Männer in zerlumpter Kleidung am Hafen herumlungerten, führte Rosa Arevhat zu der Stelle, wo sie den Sack ins Meer gestoßen hatte.
    »Hier muss es sein.« Sie zeigte aufs Wasser.
    Arevhat lächelte spöttisch. »Ich sehe es deutlich.«
    Einige Männer folgten ihnen, sie grölten und machten Witze über die seltsam gekleideten Frauen. »Na, ihr Täubchen, Lust auf’n richtigen Mann? Seht euch die Dünne mit den Schleiern an, die gehört mir …«
    Arevhat und Rosa sahen sich an. »Was machen wir jetzt?«, flüsterte Rosa. Die Kerle erinnerten sie an die vom Brenner.
    »Wie viele sind es?«, fragte Arevhat.
    »Ich sehe drei.«
    »Wir müssen sie töten, sonst tun sie uns Gewalt an.« Arevhat zückte ihren Dolch.
    »Nein, lass uns verschwinden und morgen wiederkommen.« Rosa wollte auf keinen Fall jemanden töten. Immer wieder hatte sie Albträume von ihrer Flucht aus dem Harem und den Menschen, die sie dabei getötet hatte.
    »Wie du willst.«
    Die Männer waren noch weit genug entfernt, sodass sie es zum Karren zurück schafften, doch vorsichtshalber trieben sie die Pferde zur Eile an.
    »Aber wir können doch auch nicht am helllichten Tag nach dem Goldsack suchen.« Arevhat wedelte sich mit einem ihrer Schleier Luft zu.
    »Warum nicht?«
    Arevhat lachte. »Man könnte beinahe glauben, die Hitze hat dir den Verstand verdorrt. Im Hafen sind immer Menschen. Wenn die mitkriegen, dass wir nach einem Goldsack suchen, dann werden sie uns überfallen oder Schlimmeres.«
    »Du hast recht. Es war keine gute Idee von mir, den Sack dorthin zu werfen. Warum habe ich nicht länger darüber nachgedacht?« Rosa schlug sich an die Stirn. »O nein«, stöhnte sie, »und wie wollen wir überhaupt herausfinden, ob der Sack noch da ist? Das Wasser ist ziemlich tief, sonst könnten die großen Indienfahrer dort nicht ankern. O mein Gott, ich bin so … Halt, Arevhat, wir sind da.« Rosa deutete auf das Herbergsschild.
    Arevhat brachte die Pferde zum Stehen, sprang ab, führte die Tiere zum Stall und band sie dort an.
    Rosa überlegte kurz, ob sie Kaspar wecken sollte, entschied dann aber, ihn hochzutragen. Das war leichter, als ein

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